Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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mit der Macht der Mehrheit im Parlament. Aber: Wie weit trägt diese Macht? Und<br />
wir sagten uns: Auch die Bürgerinnen und Bürger haben doch noch ein Machtinstrument<br />
in der Hand – das Volksbegehren. Und wir hatten eine Mehrheit im Land<br />
hinter uns.<br />
Also sagten wir uns: Packen wir es an – wir, die Partei DIE LINKE. Wir von<br />
der Volksinitiative. Aber vor allem: Wir Brandenburgerinnen und Brandenburger,<br />
die wir ein besseres, ein sozialeres, ein solidarisches Brandenburg wollen. Ähnliches<br />
deutete sich mit einer weiteren Volksinitiative an – in diesem Fall für einen<br />
kostenfreien Schülertransport im Land.<br />
Ende Februar hielt der SPD-Landesverband eine Sozialklausur ab – und revidierte<br />
seine Linie in beiden Fällen. Eine Partei, die sehe, was die Menschen wollen,<br />
und sich dem anhaltend verweigere, werde dogmatisch, erklärte Ministerpräsident<br />
Platzeck dazu. Sein Koalitionspartner, die CDU, neigte freilich zu einem<br />
solchen Dogmatismus, und so wurde aus dem Sozialpaket der SPD am Ende nur<br />
ein »Sozialpäckchen«. Aber das Sozialticket – das gibt es seit Mai. Und die kos tenlose<br />
Schülerbeförderung – sie ist wieder möglich geworden. Rechtlich – das Finanzielle<br />
sieht in den Kreisen jeweils anders aus; da geht der Kampf noch weiter.<br />
Das alles ist auch »Tagespolitik« oder »<strong>Realpolitik</strong>«. Sie hat Menschen geholfen.<br />
Sie hat den solidarischen Geist im Land bewusst gemacht – und wirksam.<br />
Und sie hat noch etwas gezeigt: Das in der Landesverfassung vorgesehene dreistufige<br />
Verfahren der Volksgesetzgebung hat es ermöglicht, den mehrheitlichen Willen<br />
durchzusetzen – auch wenn sich die parlamentarische Mehrheit dem zunächst<br />
und gegen den Willen meiner Fraktion widersetzt hatte. Doch am Ende wurde<br />
deutlich, welches Potenzial die Demokratie auch in einem Land wie Brandenburg<br />
hat und dass es sich für jeden lohnt, sich einzubringen, sich zu engagieren und darauf<br />
zu vertrauen, dass sich das auch lohnt. Das ist ein guter Befund, den alle achten<br />
und gemeinsam vertreten sollten.<br />
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