Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
Radikale Realpolitik - Rosa Luxemburg Stiftung
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Michael Brie<br />
Vorwort<br />
Das Sichere ist nicht sicher.<br />
So, wie es ist, bleibt es nicht.<br />
Wenn die Herrschenden gesprochen haben<br />
Werden die Beherrschten sprechen.<br />
Bertolt Brecht<br />
In Krisen zeigt sich besonders, dass die Geschichte offen ist. Hinter dem Rücken<br />
der Akteure des Neoliberalismus, und doch gerade durch sie selbst betrieben, wurden<br />
jene explosiven Materialien angehäuft, die viele spekulative Gebäude des Finanzmarkt-Kapitalismus<br />
zum Einsturz brachten. Auf einem Symposium der <strong>Rosa</strong>-<br />
<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Stiftung</strong> im Sommer 2008 wurden verschiedene Ansätze der<br />
par tei politischen, der gewerkschaftlichen, der bewegungsorientierten und der akademischen<br />
Linken diskutiert, die sich in den Zeiten der Hegemonie des Neoliberalismus<br />
herausgebildet haben. Jetzt, im Moment der Krise, haben sie sich zu bewähren.<br />
Die in den verschiedenen Beiträgen dieses Buches deutlich werdenden Politikansätze<br />
stellen notwendige und unverzichtbare Momente einer tiefen Spannung<br />
linker sozialistischer Politik für eine solidarische Gesellschaft dar – eine Spannung,<br />
die <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> auf den Begriff der »revolutionären <strong>Realpolitik</strong>«<br />
brachte. An die Wurzel gehende Radikalität, Transformation der gesamten Produktions-<br />
und Lebensweise, der Macht- und Eigentumsverhältnisse müssen sich<br />
verbinden mit der Fähigkeit, die realen Verhältnisse zum Tanzen zu bringen, neue<br />
Kräfteverhältnisse zu schaffen, Projekte des solidarischen Wandelns und Lernens,<br />
der Veränderung und Selbstveränderung einzuleiten.<br />
Das Symposium der <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Stiftung</strong> war eine Momentaufnahme in<br />
einer Umbruchsituation. Nur wenige Monate später sind die Verhältnisse ins Rutschen<br />
geraten. Es sind Chancen vorhanden, die Defensive in eine Offensive einer<br />
erneuerten Linken zu überführen. Noch sind die Voraussetzungen dafür nicht gegeben.<br />
Sie müssen geschaffen werden. Zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch<br />
des Staatssozialismus ist die Möglichkeit entstanden, dass die Linke wieder die<br />
gesellschaftliche Tagesordnung wirksam (mit-)bestimmen kann. Dazu muss sie<br />
die Spannungen radikaler <strong>Realpolitik</strong> kooperativ, produktiv und mit dialektischer<br />
Kunst beherrschen. Ich hoffe, dass dieses Buch dazu beitragen kann.<br />
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