Rechenschaftsbericht der Privaten Krankenversicherung 2012
Rechenschaftsbericht der Privaten Krankenversicherung 2012
Rechenschaftsbericht der Privaten Krankenversicherung 2012
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Vorwort<br />
Da die PKV sich jedoch aus kartellrechtlichen Gründen nicht selbst regulieren<br />
darf, hat die Politik die Diskussion aufgegriffen und die Vermittlerprovisionen in<br />
<strong>der</strong> <strong>Krankenversicherung</strong> begrenzt sowie eine fünfjährige Stornohaftungszeit<br />
eingeführt. Damit können Übertreibungen vermieden werden, ohne die Qualität<br />
einer persönlichen Beratung zu beeinträchtigen. Es bleibt nun abzuwarten, wie<br />
sich die neuen Regelungen in <strong>der</strong> Praxis bewähren.<br />
Ein weiteres wichtiges Thema des vergangenen Jahres war die Einführung eines<br />
sogenannten Notlagentarifs, für die sich <strong>der</strong> PKV-Verband eingesetzt hat. Seit<br />
<strong>der</strong> ab 2009 geltenden Pflicht zur <strong>Krankenversicherung</strong> und dem damit verbundenen<br />
Wegfall des Kündigungsrechts auch bei Beitragsverzug, gibt es sowohl<br />
in <strong>der</strong> Gesetzlichen als auch <strong>der</strong> <strong>Privaten</strong> <strong>Krankenversicherung</strong> immer mehr<br />
Menschen, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen. Allein die PKV verzeichnete im<br />
Jahr <strong>2012</strong> rund 145.000 Nichtzahler. Der dadurch entstehende Beitragsausfall<br />
beträgt mittlerweile über 750 Millionen Euro.<br />
Ein Notlagentarif böte für einen geringen Beitrag das Leistungsniveau eines<br />
ruhenden Versicherungsverhältnisses im Basistarif. Von einem solchen Tarif und<br />
den dort deutlich reduzierten Beitragsausfällen würden alle Beteiligten profitieren:<br />
die Versichertengemeinschaft, die Unternehmen und auch die Nichtzahler,<br />
<strong>der</strong>en Beitragsschuld entsprechend geringer ausfiele, was die Chance auf<br />
die Rückkehr in einen Normaltarif deutlich erhöhen würde. Trotz eines breiten<br />
gesellschaftlichen Konsenses zur Lösung des Nichtzahlerproblems blieb eine<br />
gesetzliche Lösung im Jahr <strong>2012</strong> zwar aus. Mit einer Umsetzung ist nun aber<br />
im Sommer dieses Jahres zu rechnen.<br />
Doch mit <strong>der</strong> Bundestagswahl im Herbst stehen in diesem Jahr sogar noch<br />
wesentlich richtungsweisen<strong>der</strong>e Entscheidungen an. Denn SPD, Bündnis‘90/<br />
Die Grünen und Die Linke haben die Einführung einer sogenannten Bürgerversicherung<br />
in ihre Wahlprogramme aufgenommen. Würden sie ihre Konzepte<br />
umsetzen, wäre dies das Ende <strong>der</strong> <strong>Privaten</strong> <strong>Krankenversicherung</strong> in ihrer heutigen<br />
Form. Die Folgen für das bisher hervorragend funktionierende deutsche<br />
Gesundheitssystem wären dramatisch.<br />
Denn heute sorgt <strong>der</strong> gesunde Wettbewerb zwischen GKV und PKV dafür, dass<br />
sich Kürzungen im Leistungskatalog <strong>der</strong> gesetzlichen Kassen wesentlich<br />
schwerer durchsetzen lassen. Welche Folgen die Abschaffung dieser Dualität<br />
hätte, zeigt ein Blick über die Grenzen. Denn die medizinische Versorgung<br />
in allen Län<strong>der</strong>n mit einheitlichen Sicherungssystemen zeichnet sich durch<br />
beson<strong>der</strong>s stark ausgeprägte Rationierungen und lange Wartezeiten aus. Die<br />
Versicherten in diesen Systemen erhalten in <strong>der</strong> Regel nur eine dürftige Versorgung.<br />
Spitzenmedizin hingegen gibt es nur für diejenigen, die es sich leisten<br />
können.<br />
Während in Deutschland vermeintliche Klassenunterschiede vor allem an <strong>der</strong><br />
Verweildauer im Wartezimmer festgemacht werden, zeichnen sich Einheitssysteme<br />
durch unterschiedliche Versorgungsstrukturen und tatsächliche Zwei-<br />
Klassen-Medizin aus. Genau in diese Richtung würde sich mit <strong>der</strong> Einführung<br />
einer Bürgerversicherung auch die Gesundheitsversorgung in Deutschland<br />
entwickeln. Dieser Schritt wäre umso bedrohlicher, als dass er sich nicht rückgängig<br />
machen ließe.<br />
Verlierer einer Bürgerversicherung wären aber in allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen zu finden. So müssten etwa Ärzte um ihre Therapie- und Berufsfreiheit<br />
fürchten. Bei <strong>der</strong> Behandlung ihrer Patienten müssten sie sich stärker<br />
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