das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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640 Besprechungen<br />
wegung verdienstvolle Publikation endet mit einem aus dem Jahr 1961 stammenden und<br />
trotz einiger utopischer Momente bedenkenswerten Vorschlag des schweizerischen<br />
Schriftstellers Arnold Künzli für eine von möglichst vielen Menschen nach basisdemokratischem<br />
Muster zu realisierende »Abrüstungskontrolle durch <strong>das</strong> Volk« (139). Für<br />
die Friedensarbeit an der Basis wäre es nützlich, im Anhang eine kommentierte Liste<br />
weiterführender Literatur zur Vertiefung anzufügen. Rolf Schellhase (Münster)<br />
ZoU, Ralf (Hrsg.): Sicherheit und Militär. Genese, Struktur und Wandel von Meinungsbildern<br />
in Militär und Gesellschaft. Westdeutscher Verlag, Opladen 1982<br />
(217 S., br., 24,- DM)<br />
Die in einem Beitrag zum Sonderband »Soziologie und Praxis« der Zeitschrift »Soziale<br />
Welt« (1982) von zwei Mitarbeitern des Sozialwissenschaftlichen <strong>Institut</strong>s der Bundeswehr<br />
rhetorisch aufgeworfene Frage, ob Militärsoziologie eine Soziologie »nur für den<br />
Dienstgebrauch« sei (so eine bundeswehrinterne Bezeichnung für die unterste Einstufung<br />
von Verschlußsachen), ist angesichts der verschiedenen Beiträge in dem von Ralf<br />
Zoll, Direktor des Sozialwissenschaftlichen <strong>Institut</strong>s der Bundeswehr, herausgegebenen<br />
Band ein weiteres Mal weitgehend positiv zu beantworten.<br />
Alle Aufsätze - sie wurden von in der Community der internationalen westlichen<br />
Militärsoziologen zum Teil sehr reputierten Wissenschaftlern wie C. Moscos und R. Segal,<br />
je einem spanischen und niederländischen und einigen, von wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen, an die bundeswehrorientierte Sozialforschung angebundenen Sozialwissenschaftlern<br />
verfaßt und in Referatform auf dem 4. Jahreskongreß der International Society<br />
of Political Psychology präsentiert - spiegeln nicht nur die Tatsache wider, daß<br />
die Streitkräfte der NATO-Staaten USA und BRD im Zuge der Intensivierung der öffentlichen<br />
Diskussion um die sogenannte Nachrüstung unter erheblichen Legitimationsdruck<br />
geraten. Darüber hinaus leisten die durchweg auf empirischen Untersuchungen<br />
basierenden Beiträge ein Zweifaches: Einmal verdeutlichen sie <strong>das</strong> Bemühen des militärischen<br />
Managements, die Außendarstellung der Streitkräfte ebenso professionell zu realisieren,<br />
wie über den Weg der Verwissenschaftlichung die Voraussetzungen für eine möglichst<br />
»zeitgemäße Menschenführung« von Wehrpflichtigen, Zeit- und Berufssoldaten in<br />
den 80er Jahren zu schaffen. Weiterhin verweisen die Aufsätze auf die Tatsache, daß <strong>das</strong><br />
Militär in der BRD sich ein eigenes, allen professionellen Standards entsprechendes sozialwissenschaftliches<br />
Observatorium geschaffen hat, <strong>das</strong> ihm - von der <strong>kritische</strong>n Öffentlichkeit<br />
kaum wahrgenommen - nicht nur erlaubt, militär <strong>kritische</strong> soziale Bewegungen<br />
bereits im Entstehen zu entdecken und zu beobachten, sondern auch Bewegungen<br />
und Veränderungen in verschiedenen politisch-sozialen Schichten der sogenannten<br />
öffentlichen Meinung hinsichtlich sicherheitsrelevanter Fragen zu analysieren und handlungsorientierte<br />
Expertisen in die verschiedenen Bereiche des militärischen Managements<br />
hineinzufüttern.<br />
Beispiele für die Möglichkeit der Realisierung von gesellschaftlicher Dauerbeobachtung<br />
durch einen Stab von »militärischen '" Sozialwissenschaftlern« (207) stellen die<br />
Beiträge von Segal und Zoll dar, in denen Einstellungen sowohl von Soldaten als auch<br />
von Zivilisten zum Militärdienst in den USA in den 70er Jahren bzw. ein Vergleich der<br />
Einschätzungen der Sicherheitspolitik durch die öffentliche Meinung in den USA und<br />
der BRD referiert werden. Ähnliche Intentionen verfolgt auch die Studie von Räder, der<br />
die Veränderungen von Meinungen unter dem Eindruck weltpolitisch relevanter Ereignisse<br />
zu beschreiben versucht und zu dem Ergebnis gelangt, daß zu einer erfolgreichen<br />
»Begründung der Sicherheitspolitik« (92), die unvermeidliche materielle und personelle<br />
Folgelasten für weite Kreise der Bevölkerung nach sich zieht, eine »gekonnte«, wissenschaftlich<br />
angelegte Legitimationsstrategie erforderlich sei.<br />
Diese mehr auf <strong>das</strong> externe Umfeld des Militärs gerichteten Untersuchungen werden<br />
DAS ARGUMENT 146/1984 ©