das argument - Berliner Institut fÃ¼r kritische Theorie eV

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

530 Joachim Radkau siduen oder eher etwas mit »Modernisierung« oder gar mit der vielzitierten »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen« zu tun hat. Ob man Deutschland und Italien als »Spätkommer« oder als frühreife Staaten auffaßt, hängt ganz davon ab, welche Länder der Erde man als Maßstab wählt. Die direkten und kurzfristigen Bedingungen der historischen Faschismen waren offenbar wesentlich außerökonomischen Ursprungs: Sie bestanden in dem Ersten Weltkrieg und seinen Folgen. Die langfristigen ökonomischen Bedingungen für Faschismus und verwandte Phänomene können jedoch in Konstanten der kapitalistischen Entwicklung bestehen, die nicht an bestimmte Phasen gebunden sind. Zunächst ist <strong>das</strong> italienische Beispiel geeignet, Spannungen und Widersprüche in den ökonomischen Zusammenhängen des Faschismus anschaulich vor Augen zu führen; ähnliche Antagonismen waren auch in Deutschland vorhanden, traten dort aber nicht so bildhaft in Erscheinung. Das läßt sich heute klarer erkennen als noch vor einiger Zeit. Früher wurde der Vergleich zwischen den ökonomischen Zusammenhängen beider Faschismen durch den allzu ungleichmäßigen und fragmentarischen Forschungsstand gehemmt; aber diese Situation hat sich mittlerweile geändert: Während der 1970er Jahre ist auch in Italien die Erforschung dieses lange im Zwielicht befindlichen Bereiches ein gutes Stück vorangekommen,12 Mehr als in Deutschland läßt sich in Italien aus der Beziehung zwischen Industrie und Faschismus eine erzählbare Story mit einem Hin und Her von Aktion und Gegenaktion machen. In Italien ist diese Beziehung, aufs Ganze gesehen, direkterer Art als in Deutschland und mehr durch bestimmte Personen, Worte und Aktionen vermittelt; sie ist daher besser mit der üblichen quellenorientierten Vorgehensweise des Historikers zu fassen. In der Zeit vor dem »Marsch auf Rom« ist die finanzielle Abhängigkeit Mussolinis von industriellen Geldgebern und die prompte Art und Weise, wie sich der künftige »Duce« für Hilfe in der Not erkenntlich zeigte, manchmal so augenfällig, daß die gemeinhin als »vulgärmarxistisch« verschriene »Agenten-<strong>Theorie</strong>« - der Faschismus als »Agent« des Großkapitals - mitunter plausibel wirkt. 13 Für den bis 1920 politisch ganz isolierten, ewig in Geldnöten befindlichen Mussolini traten immer wieder kapitalkräftige Förderer - freilich nicht nur sie - als Retter in Erscheinung. Mussolini, eben noch ein wilder Anarchosyndikalist, bewies seine Dankbarkeit manchmal mit einer Direktheit, wie sie Hitler ferngelegen hätte: wenn er etwa 1918, unmittelbar nach einer Übereinkunft mit dem Rüstungskonzern Ansaldo zur Finanzierung des »Popolo d'ltalia«, den Untertitel des Blattes von »Eine sozialistische Zeitung« in »Die Zeitung der Kämpfer und Produzenten« veränderte,14 1921 verherrlichte Mussolini in diesem Blatt unverhohlen den Kapitalismus und verteidigte ihn gegen den »schwachsinnigen« Vorwurf, ein System der Ausbeutung und der »räuberischen Akkumulation von Reichtum« zu sein: Hitler wäre ein derart öffentliches und vorbehaltloses Bekenntnis zum Kapitalismus schlechthin nicht eingefallen. Dem »Marsch auf Rom« folgte unverzüglich ein pralles Geschenkpaket an die Großindustrie, so etwa der kostspielige Verzicht des Staates auf die eben noch geplante Nachbesteuerung überhöhter Kriegsgewinne und auf die Revision von DAS ARGUMENT 146/1984
DAS ARGUMENT 146/1984 © Die Zweideutigkeit des Kapitals gegenüber dem Faschismus 531 Lieferverträgen mit der Rüstungsindustrie.!6 Die Beziehungen der Confindustria, des führenden Industriellenverbandes, zum »Duc
Seite 2 und 3: DAS ARGUMENT Zeitschrift tür Philo
Seite 4 und 5: 514 Editorial nerkirchlichen Widers
Seite 6 und 7: 516 Editorial Verlagsmitteilungen I
Seite 8 und 9: 518 Wolfgang Fritz Haug Richtlinien
Seite 10 und 11: 520 Wolfgang Fritz Haug 3. Aktuelle
Seite 12 und 13: 522 Nachrufe eigene Handeln wie jen
Seite 14 und 15: 524 Erich Fried - Krank für David
Seite 16 und 17: 526 Das lustige Argument Abhaken!
Seite 18 und 19: 528 Joachim Radkau Oder gestatten d
Seite 22 und 23: 532 Joachim Radkau wertung der Reic
Seite 24 und 25: 534 Joachim Radkau rung des Ersten
Seite 26 und 27: 536 Joachim Radkau rier geprägt; d
Seite 28 und 29: 538 Joachim Radkau 17 Lyttelton 213
Seite 30 und 31: 540 Jost Hermand zwanziger Jahre,6
Seite 32 und 33: I 542 lost Hermand alten Welt nach
Seite 34 und 35: 544 lost Hermand Ahnung vom »mütt
Seite 36 und 37: 546 Jost Hermand gen.32 Er sah dari
Seite 38 und 39: 548 lost Hermand Parlamente, der nu
Seite 40 und 41: 550 Jost Hermand getragen. So schre
Seite 42 und 43: 552 Jost Hermand ches sah eben auch
Seite 44 und 45: 554 Jost Hermand 66 Ebd., 138f. 67
Seite 46 und 47: 556 BritaRang dienstnahme der Matri
Seite 48 und 49: 558 BritaRang aus dem, was mit Matr
Seite 50 und 51: 560 lanRehmann schen Christen« (DC
Seite 52 und 53: 562 JanRehmann andergetrieben und g
Seite 54 und 55: 564 J ohannes Weyer Soziologie im F
Seite 56 und 57: 566 Johannes Weyer Soziologie sei
Seite 58 und 59: DAS ARGUMENT 146/1984 568 Johannes
Seite 60 und 61: 570 Johannes Weyer Teilhabe an der
Seite 62 und 63: 572 Johannes Weyer demnach den NS-S
Seite 64 und 65: 574 Johannes Weyer über (vgl. 227)
Seite 66 und 67: 576 Johannes Weyer Lepsius, M.R., 1
Seite 68 und 69: 578 Frieder O. Wolf keynesianischen
Seite 70 und 71:
580 Frieder O. Wolf tel schicht« ,
Seite 72 und 73:
582 Frieder O. Wolf welche Schärfe
Seite 74 und 75:
584 Frieder 0. Wolf die zukünftige
Seite 76 und 77:
586 Peter Heller und Anne Seyfferth
Seite 78 und 79:
Seite 80 und 81:
Seite 82 und 83:
592 Peter Heller und Anne Seyjjerth
Seite 84 und 85:
Seite 86 und 87:
Seite 88 und 89:
DAS ARGUMENT 146/1984 es 598 Interv
Seite 90 und 91:
nA
Seite 92 und 93:
Women's Worlds - Strategies for Emp
Seite 94 und 95:
604 Kongreßberichte Da sie nicht d
Seite 96 und 97:
606 Kongreßberichte land) und den
Seite 98 und 99:
608 Kongreßberichte konstituiere s
Seite 100 und 101:
610 Kongreßberichte rungen betont
Seite 102 und 103:
612 Kongreßberichte schen Bischöf
Seite 104 und 105:
614 Kongreßankündigungen dener po
Seite 106 und 107:
616 Besprechungen wenn man das Regi
Seite 108 und 109:
618 Besprechungen und Abstieg der p
Seite 110 und 111:
620 Besprechungen ausblenden... Ebe
Seite 112 und 113:
622 Besprechungen Nun sind es eigen
Seite 114 und 115:
624 Besprechungen Wolff nicht ohne
Seite 116 und 117:
626 Besprechungen Sprecher regeln.
Seite 118 und 119:
628 Besprechungen zit bezieht, vers
Seite 120 und 121:
630 Besprechungen italienische Publ
Seite 122 und 123:
632 Besprechungen mit seinem neuen
Seite 124 und 125:
634 Besprechungen vue dar. Unterstr
Seite 126 und 127:
636 Besprechungen Daten und Zahlen,
Seite 128 und 129:
T'\A
Seite 130 und 131:
640 Besprechungen wegung verdienstv
Seite 132 und 133:
642 Besprechungen etwa des Falkland
Seite 134 und 135:
644 Besprechungen rer Gesellschaft.
Seite 136 und 137:
646 Besprechungen an der über Jahr
Seite 138 und 139:
648 Besprechungen auch seine Vennis
Seite 140 und 141:
650 Besprechungen werteten Intervie
Seite 142 und 143:
652 Besprechungen chen (nämlich pa
Seite 144 und 145:
654 Besprechungen gen. Als allgemei
Seite 146 und 147:
nA, ARr.l1MFNT 146/t9R4 656 Besprec
Seite 148 und 149:
658 Besprechungen Doch stößt zune
Seite 150 und 151:
DAS ARGUMENT 146/1984 660 Verfasser
Seite 152 und 153:
III Zeitschrijtenschau Demokratie u
Seite 154 und 155:
v MODERNE ==ZEITEN- Zeitschrijtensc
Seite 156 und 157:
VII Zeitschrijtenschau •• vorga
Seite 158 und 159:
Canadian Journal of POLITICAL AND S
Seite 160 und 161:
NEUERSCHEINUNG IN DER DGVT-VERLAGSA
Seite 162 und 163:
XIII Inhaltsverzeichnis (Fortsetzun
Seite 164:
Buchhandlungen die das Argument·Ve
Alle anzeigen

das argument - Berliner Institut fÃ¼r kritische Theorie eV

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?