das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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590 Peter Heller und Anne Seyfferth<br />
kosten belastet und <strong>das</strong> »suboptimale« Marktergebnis korrigiert. Im Gegensatz<br />
zur radikalen Marktlösung setzt dieser Vorschlag die Präsenz einer wirtschaftspolitisch<br />
aktiven Lenkungsinstanz voraus, die über Abgabenpolitik<br />
Rahmenbedingungen stellt. Derartige Ideen umweltpolitischer »Globalsteuerung«<br />
besitzen in der gängigen wirtschaftspolitischen Diskussion <strong>das</strong> größte<br />
Gewicht, da sie den herrschenden Verhältnissen einerseits (weitgehende Beschränkung<br />
des Staates auf Abgaben- und Subventions politik) , den Herrschaftsverhältnissen<br />
andererseits (rechtskeynesianische Wirtschaftspolitik von<br />
SPD bis CSU) am nächsten liegen. Neben einer Umweltbelastungssteuer sind<br />
noch die Konzepte zur Einrichtung einer speziellen Energiesteuer und der<br />
Schaffung einer Rohstoffsteuer zu erwähnen.<br />
Binswanger stellt die am Verursacherprinzip orientierten Reformansätze in<br />
einen Gesamtzusammenhang ökologieverträglicher Wirtschaftspolitik: sein<br />
»Neues Ökonomisches System« (Binswanger 1981). Es enthält Elemente aus<br />
Monetarismus, Keynesianismus und Umweltökonomie. Die Geld- und Kreditpolitik<br />
sei nach monetaristischem Vorbild äußerst restriktiv zu gestalten, <strong>das</strong><br />
heißt die Geldversorgung knapp zu halten, um einen Prozeß der »Renaturalisierung<br />
des Sozialprodukts«, eine Abkehr von der Geldwirtschaft und Hinwendung<br />
zum naturalen Warenverkehr zu begünstigen. An die Stelle des alten<br />
ökonomischen Knappheitsmessers Geld soll ein neuer treten: der Energieverbrauch.<br />
Das wirtschaftspolitische Optimum ist dann jeweils bei minimalem<br />
Energieverbrauch in bezug auf ein gegebenes Wohlfahrts niveau realisiert.<br />
2. Dualwirtschaft. Das Thema Dualwirtschaft ist in den letzten Jahren von<br />
Sozialwissenschaftlern als fruchtbares Feld schier endloser Textproduktion<br />
entdeckt worden. Fast ebenso viele Definitionen existieren über <strong>das</strong>, was Dualwirtschaft<br />
eigentlich heißen soll - einen knappen und guten Überblick gibt<br />
Berger (1982). Durch die Krise der Warengesellschaft rückte ein lange vergessener<br />
Bereich ökonomischen Handeins wieder ins Bewußtsein, bezeichnet als<br />
»informeller Sektor«. Er umfaßt »so verschiedenartige Tätigkeiten wie Mitarbeit<br />
in Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen, ehrenamtliche Tätigkeiten in<br />
gemeinnützigen Einrichtungen ... , Nachbarschaftshilfe, Haus- und Gartenarbeit,<br />
Hobbies sowie Schwarzarbeit. (...) Die Tätigkeiten selbst sind wenig reglementiert<br />
und daher meist arbeits- und qualifikationsintensiv; der Kapitalund<br />
Rohstoffaufwand ist gering. Die Organisationsformen der Arbeit reichen<br />
von kleinen Organisationen ... über wenig formalisierte Gruppenzusammenhänge<br />
... bis hin zu individuellen Betätigungen ... Ihr primäres Ziel ist nicht die<br />
Profitmaximierung, sondern gemischte Motive wie etwa die bedarfsgerechte<br />
Versorgung, Selbstverwirklichung durch eigenbestimmte Tätigkeiten usw.«<br />
(Heinze/Olk 1982, 15f.)<br />
Das Konzept der Dualwirtschaft bringt nun den formellen, <strong>das</strong> heißt traditionellen,<br />
kapitalistisch organisierten Industrie- und Dienstleistungssektor mit<br />
dem informellen Sektor in eine Verbindung. Dem formellen System steht keine<br />
isolierte Alternativökonomie gegenüber: Gleichzeitig mit der Stärkung und Belebung<br />
des informellen Sektors soll der traditionelle derart reformiert und begrenzt<br />
werden, daß er den zweiten nicht länger »destruktiv beherrscht, sondern<br />
sich ihm umgekehrt organisch einfügt« (Huber 1979, 24). Ziel, sagt auch der<br />
DAS ARGUMENT 146/1984