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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Wer weiß daß er weil er gesund ist<br />

ein besserer Mensch ist<br />

als die kranken Menschen um ihn herum<br />

der ist krank<br />

Wer in unserer Welt<br />

in der alles nach Rettung schreit<br />

keinen einzigen Weg sieht zu retten<br />

der ist krank<br />

Genug gevert, Gefährten!<br />

Die Erkenntnis läßt sich nicht länger zerzögern :<br />

Was wir einmal zu tun versäumen<br />

<strong>das</strong> ist dann zersäumt und zertan<br />

Zergeblich zersuchen wir die Zergangenheit zu zerändern<br />

Die Menschen von damals bleiben zerraten zerkauft und zerloren<br />

schon bevor die Papiere zergilben<br />

in denen ihr Schicksal zerzeichnet ist<br />

Denn es ist ein Zerhängnis<br />

wie Menschen miteinander zerkehren<br />

in ihren zerschiedenen oder eng zerknüpften Bereichen<br />

Es ist schon fast einerlei<br />

ob sie einander zerbissen zerurteilen<br />

oder zerhältnismäßig freundlich einander zerzeihen wollen<br />

Da hilft kein Zerbot des Papstes<br />

und kein Machtwort der Zereinigten Staaten<br />

keine zertragliche Zersicherung oder Zerfügung eines Amtes<br />

und keine Zerbesserung oder Zeränderung der Zerfassung<br />

Denn die Menschen sind nicht sehr zerläßlich<br />

auch dann nicht wenn sie vieles gemeinsam zerlebt<br />

und vielleicht sogar einiges davon zer standen haben :<br />

Sie zerfallen den Zerirrungen die sich zermehren<br />

Zum Beispiel: Zerliebt zerlobt zerheiratet<br />

Zermutlich auch eines dem anderen dieses und jenes zersprochen<br />

vielleicht voller Zuzersicht<br />

aber dann einander zer braucht<br />

zerwundet und zuletzt zerzweifelt zerlassen<br />

noch dazu mit zerlogenen Argumenten<br />

und selbst nicht zerstanden wie sie dabei zerkommen sind<br />

Denn sie haben doch auf ihr wohlzerdientes Glück gerechnet<br />

Und ehe sie sichs zersahen<br />

sind sie zerstorben<br />

und zerscharrt und sogar von ihren Würmern zergessen<br />

Diese Gedichte erscheinen im Herbst 1984 in Erich Frieds Gedichtband Beunruhigungen bei<br />

Wagenbach, Berlin.<br />

DAS ARGUMENT 146/1984 ©

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