02.03.2014 Aufrufe

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

586<br />

Peter Heller und Anne Seyfferth<br />

Ökologische Wirtschaft -<br />

Ein Literaturbericht<br />

<strong>Theorie</strong>n und Strategien<br />

Laut Erhard Eppler liegt »die Vermutung nahe, daß vernünftige Ökonomie<br />

und vernünftige Ökologie mehr miteinander zu tun haben könnten, als uns<br />

heute bewußt ist« (Eppler 1981,181). Das klingt einfach, klingt machbar. Dem<br />

steht unser Unbehagen gegenüber im Blick auf <strong>das</strong>, was heute an Formen ökonomisch-ökologischer<br />

Vernunft auf den Märkten der Wissenschaft und Politikberatung<br />

gehandelt wird. Dieser Literaturbericht soll einen Weg schaffen<br />

durch die unübersichtliche Positionenlandschaft der bürgerlichen und alternativen<br />

Umweltäkonomie; die disziplinären Grenzen werden oft überschritten, es<br />

kommen eine Anzahl Nichtökonomen zu Wort. Die Schwierigkeit eines Einstiegs<br />

liegt zum einen an der Uneinheitlichkeit der verwendeten Begriffe, zum<br />

anderen an der fortlaufenden Vermischung dreier Diskussionsebenen: (1) einer<br />

volkswirtschaftlichen Perspektive, die die Problematik des Wirtschaftswachstums<br />

in den Mittelpunkt stellt; (2) einer wirtschaftspolitischen Perspektive, die<br />

sich mit der Frage der Durchsetzbarkeit ökologischen Wirtschaftens innerhalb<br />

oder außerhalb einer kapitalistischen Marktwirtschaft beschäftigt und (3) einer<br />

entfernt von der traditionellen Ökonomie entwickelten sozialethischen Perspektive,<br />

welche die Möglichkeiten eines »Umdenkens«, eines »neuen Lebensstils«<br />

erörtert. Diese drei verschiedenen Wege eines Zugangs zum Thema Ökologische<br />

Wirtschaft gliedern die Literaturübersicht. Zum Schluß noch ein Beispiel<br />

der aktuellen Diskussion: Als Mitglieder einer Arbeitsgruppe am Öko-<strong>Institut</strong><br />

Freiburg stellen wir deren Projekt »Arbeit in einer ökologisch orientierten<br />

Wirtschaft« vor, von dem wir hoffen, daß es jene traditionellen Formen<br />

ökonomisch-ökologischer Vernunft um eine vernünftigere ergänzt.<br />

I. Wirtschaftliche Entwicklung<br />

Umweltzerstörungen großen Ausmaßes sind nicht neu, sind kein besonderes<br />

Produkt des Industriekapitalismus; die kahlen Küsten der Mittelmeerstaaten<br />

erinnern daran. Dennoch erreichen sie nach dem Sprung von der Versorgungs­<br />

(Subsistenz-)Wirtschaft zur Erwerbswirtschaft eine neue Qualität der Bedrohung:<br />

Die expansive Eigendynamik des Industriekapitalismus wird zur »Naturgewalt«<br />

(vgl. Polanyi 1978). Erst dieser von Marx bis zum Postkeynesianismus<br />

beschriebene Wachstumszwang der kapitalistischen Marktwirtschaft hat<br />

die Überlebensfähigkeit der lebendigen Natur dieses Planeten an ihre Grenzen<br />

getrieben. Seit der im Jahre 1972 veröffentlichten Studie des »Club of Rome«<br />

über die Grenzen des Wachstums (Meadows u.a. 1972) - eine Weiterentwicklung<br />

der Arbeiten Forresters (1971) -, ist »Umweltschutz und/oder Wirtschaftswachstum?«<br />

zur zentralen Frage geworden, die die Theoretiker der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung beschäftigt. Drei Positionen sind hier abzugrenzen:<br />

1. Qualitatives Wachstum. Der Begriff, 1972 auf der 4. Internationalen Ar-<br />

DAS ARGUMENT 146/1984

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!