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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Kongreßberichte 605<br />

walczyk). Zum Abschluß des Kongresses referierten Willy Buschak und Theodor Bergmann<br />

über »Arbeiterbewegung und Kriegsfrage zwischen den beiden Weltkriegen« und<br />

»Weltpolitische Kräfteverhältnisse und Entwicklungen nach dem zweiten Weltkrieg«.<br />

Auch hier mündete die anschließende Diskussion im Versuch einer Einschätzung der gegenwärtigen<br />

internationalen Lage und der Perspektiven der Friedensbewegung.<br />

Hervorzuheben bleibt noch die lebendige und tolerante Atmosphäre der Tagung. Die<br />

Zusammensetzung der etwa 100 Teilnehmer - es waren nicht nur Wissenschaftler und<br />

Studenten, sondern auch Gewerkschafter und »Veteranen« der Arbeiterbewegung (u.a.<br />

Lisa und Wolfgang Abendroth) anwesend - sorgte für ein fruchtbares Spannungsverhältnis.<br />

Man hatte sich etwas zu sagen, konnte voneinander lernen.<br />

Martin Grohmann (Backnang)<br />

Der 12. Februar 1934. Ursachen - Fakten - Folgen<br />

Internationales wissenschaftliches Symposion des Dr.-Karl-Renner-<strong>Institut</strong>s<br />

Wien, 13. bis 15. Februar 1984<br />

Anläßlich der »Februarereignisse«, wie man heute in Österreich oft verschämt zu den<br />

Kämpfen sagt, die Duo Bauer seinerzeit etwas übertrieben als »Aufstand der österreichisehen<br />

Arbeiter« bezeichnete, fand eine Reihe von Gedenkveranstaltungen statt. Vor allem<br />

die Sozialistische Partei Österreichs war bemüht, durch eine breite Palette von<br />

Kundgebungen, Ausstellungen usw. an die verspäteten und zersplitterten Widerstandsaktionen<br />

zu erinnern, in denen der sozialdemokratische »Republikanische Schutzbund«<br />

drei Tage lang einer Übermacht von Militär, Polizei und faschistischen Wehrverbänden<br />

standhielt. Während sich die SPÖ im Rahmen dieser Veranstaltungen als (klassen-)­<br />

kämpferische, traditions bewußte Partei darstellte, die jede Gemeinsamkeit mit den klerikalfaschistischen<br />

Zerstörern der Demokratie und ihren Nachkommen im Geiste ablehnt,<br />

boten die Manifestationen des »offIziellen« Österreichs teilweise ein anderes Bild. Auf<br />

ihnen - z.B. einer Rekrutenvereidigung im Karl-Marx-Hof, welche die Integration des<br />

Bundesheeres in den demokratischen Staat symbolisieren sollte - gab sich die SPÖ eher<br />

als harmonisierende Regierungskraft und betonte den Grundkonsens mit den anderen<br />

Parlamentsparteien. Eine gewisse Sonderstellung hatte <strong>das</strong> Symposion, <strong>das</strong> vom Dr.­<br />

Karl-Renner-<strong>Institut</strong>, der Forschungs- und Bildungseinrichtung der SPÖ, abgehalten<br />

wurde. In drei Arbeitsgruppen fanden Referate und Diskussionen zu folgenden Themen<br />

statt: 1. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung Österreichs bis 1934; 2. Faschismus<br />

und Ständestaat/Die österreichische Arbeiterbewegung im Kampf für Republik<br />

und Demokratie; 3. Österreichs internationale Lage 1934/Illegalität und Emigration.<br />

Auf einige Beiträge, vor allem aus der Gruppe 2, soll hier eingegangen werden.<br />

Francis L. Carsten (London) stellte die Frage »zwei oder drei Faschismen in Österreich?«<br />

und beantwortete sie zugunsten der zweiten Möglichkeit. Er unterschied: Erstens<br />

den Nationalsozialismus, dessen österreichische Variante durch <strong>das</strong> Fehlen des<br />

Führerprinzips in der Frühphase und durch parteipolitische Spaltung im Jahre 1926 gekennzeichnet<br />

war. Zweitens die großdeutsche Richtung der Heimwehren, die ihre Hochburg<br />

in der Steiermark hatte und später mit den Nationalsozialisten verschmolz. Drittens<br />

schießlich die katholische, am faschistischen Italien orientierte Heimwehrrichtung mit<br />

Schwerpunkt in Tirol. Dagegen betrachtete Kurt Gossweiler (Berlin1DDR) in seinem<br />

Referat über »Faschistische Bewegungen in Österreich« die austrofaschistischen Heimwehren<br />

als im wesentlichen einheitliche Strömung neben dem Nationalsozialismus. Er<br />

hob deren relative Schwäche hervor, die zum Teil daraus resultierte, daß die Monopolbourgeoisie<br />

vorrangig die Christlich-Soziale Partei unterstützte. Nach 1934 war die katholische<br />

Kirche und nicht die Heimwehr Hauptstütze des faschistischen Regimes. Gossweiler<br />

unterschied zwei Haupuypen des Faschismus: den totalitären (Beispiel Deutsch-<br />

DAS ARGUMENT 146/1984 ©

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