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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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DAS ARGUMENT 146/1984 cs·<br />

Geschichte 649<br />

des Weiblichen bei Rousseau und Ilse Brehmer dem Begriff von Mütterlichkeit bei Helene<br />

Lange zu. Von He/ga GfUbitzsch erfahren wir etwas über den Kampf der Frauen um<br />

Bildung im Frankreich des 19. Jahrhunderts und von Dagmar Grenz über die Widersprüchlichkeit<br />

des Frauenbildes am Beispiel von Mädchenliteratur. Im dritten Abschnitt<br />

widmet sich Ellen Spickemage/ der weiblichen Körpersprache im 18. Jahrhundert, Regu/a<br />

Venske den Widersprüchen im Emanzipationsverständnis bei Fanny Lewald und<br />

Eva Rieger der musikalischen Bildung von Mädchen und Frauen.<br />

Insgesamt bieten die vier Bände ein buntes Sammelsurium an Themen. Ein qualitativer<br />

Sprung - mal davon abgesehen, daß der letzte Band mit einem einheitlichen Ansatz<br />

arbeitet, ihm aber andererseits die fachdidaktischen Elemente fehlen - ist nicht erkennbar.<br />

Die Geschichte der Frauen wird allein schon durch die verschiedenen Varianten, in<br />

denen sie gedacht wird (Sozialgeschichte, Bildungsgeschichte, Geschichte der Frauenbewegung<br />

oder Alltagsgeschichte) unterschiedlich begriffen. Auffällig ist die Themenhäufung<br />

zum Beispiel für <strong>das</strong> Mittelalter und die Zeit des Nationalsozialismus. Überschneidungen<br />

der Inhalte (Rousseau erfreut sich da gewisser Beliebtheit, ebenso wie verschiedene<br />

Aspekte aus mittelalterlicher Geschichte, Übersichten zur Frauenbewegung bringen<br />

auch nicht mehr in jedem Fall <strong>das</strong> Aha-Erlebnis) bleiben nicht aus. Sehr wenig gibt es an<br />

(feministischer) <strong>Theorie</strong>. Hat Hassauer-Roos nicht recht mit ihrem Einwand: Was bringt<br />

uns »Die Frau im Werk von ...«? mehr, als daß wir schwarz auf weiß lesen können,was<br />

wir ja schon immer (?) wußten: herrschendes Frauenbild wird von Herrschenden gemacht<br />

und hat seine Wurzeln in der Geschichte. Aber was ist <strong>das</strong> Imaginäre, was wir suchen<br />

sollen? - Positiv ist - neben einigen theoretisch und methodisch gut fundierten<br />

Beiträgen - die Ausstattung hervorzuheben. Aufgrund der vielen Bilder kann schon<br />

<strong>das</strong> Angucken Spaß machen. Nützlich sind auch die (unkommentierten) Bibliographien<br />

zu verschiedenen zeitlichen Phasen und inhaltlichen Fragen. Mit ihren zahlreichen Quellen/-auszügen<br />

bietet sich die Sammlung geradezu der Interpretation im Sinne einer »parteilichen«<br />

Geschichtsforschung an.<br />

Dagmar Burgdorf (Bremen)<br />

Beier, Rosmarie: Frauenarbeit und Frauenalltag im Deutschen Kaiserreich. Heimarbeiterinnen<br />

in der <strong>Berliner</strong> Bekleidungsindustrie 1880-1914, Campus-Verlag, Frankfurt/M.,<br />

New York 1983, (246 S., br., 48,- DM)<br />

Nicht um Frauenerwerbsarbeit an sich, sondern um die »Doppelbelastung verheirateter<br />

Frauen in der industrie-kapitalistischen Gesellschaft« geht es in der vorliegenden Untersuchung<br />

(9). Wie Frauen in der Zeit von 1880-1914 diese Aufgabe bewältigten, welche<br />

Lösungsmöglichkeiten sich ihnen boten, wie Ehemänner und Kinder auf die Erwerbsarbeit<br />

der Ehefrau/Mutter reagierten und ob die im Zusammenhang damit auftretenden<br />

Probleme kollektiv im Farnilienverband gelöst wurden, versucht die Autorin zu ergründen.<br />

Heimarbeit sei - so R. Beier - bisher sowohl von der bürgerlichen als auch von<br />

der marxistischen Gschichts- und Sozialwissenschaft vernachlässigt worden (10). Sie begibt<br />

sich in zweifacher Hinsicht auf ein unsicheres Feld. Wie der ausführlichen Beschreibung<br />

der Quellen- und Literaturlage zu entnehmen ist (15-21), kann <strong>das</strong> Quantiftzierungsproblem<br />

durch <strong>das</strong> vorhandene statistische Material nur unzureichend gelöst werden.<br />

Ein weiteres Problem taucht bei der Überprüfbarkeit der Kommunikationsstrukturen<br />

innerhalb des Farnilienalltags auf. Hier greift die Autorin auf die oral history zurück<br />

(Interviews mit Kindern von Heimarbeiterinnen) . Die Studie ist in fünf Kapitel untergliedert.<br />

Im ersten Kapitel wird die Entwicklung von Konfektionsheim- und Konfektionsindustriearbeit<br />

in der expandierenden Großstadt Berlin dargestellt; im zweiten Kapitel stehen<br />

Lohnsituation, Lebenshaltungskosten und Anteil des Frauenlohnes am Gesamtfamilienlohneinkommen<br />

im Vordergrund; Bewältigung der Doppelbelastung und Reaktion<br />

und Kooperation der übrigen Farnilienmitglieder werden im dritten Kapitel untersucht;<br />

über Ausmaß und Form der Mithilfe geben im vierten Kapitel die ausge-

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