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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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514 Editorial<br />

nerkirchlichen Widerstandsorganisationen. Im Zentrum steht die Frage nach einer erfolgreicheren<br />

Vernetzung des subversiven christlichen Potentials mit Formen des Volkswiderstands<br />

durch die sozialistische Arbeiterbewegung. Wie die sozialistischen Kräfte<br />

mit faschistisch besetzten Ideologemen umgehen sollen - dieses Problem ist auch der<br />

Auslöser für die Kontroverse zwischen Jost Hermand und Brita Rang. Hermand zeigt<br />

an einem reichen literaturgeschichtlichen Material die Eingliederung von mutterrechtlichen<br />

Vorstellungen in die Nazi-Ideologie. Wie konnte der Gegensatz dieser Matriarchatsmythen<br />

zu den patriarchalischen Elementen des Faschismus neutralisiert und ihre<br />

gleichfalls vorhandene sozialistische Rezeption (bei Engels, Lafargue, Bebei, später bei<br />

Benjamin oder Fromm) zurückgedrängt werden? Hermands Interpretation wird von<br />

Brita Rang mit dem aktuellen Problem eines sozialistischen Feminismus konfrontiert,<br />

daß mutterrechtliehe Konzeptionen (anti-patriarchalisch artikuliert) in Teilen der heutigen<br />

Frauenbewegung wiederaufgelebt sind. Der Bericht über neuere Veröffentlichungen<br />

zur Soziologie im Faschismus von Johannes Weyer zeigt schließlich, welche Widerstände<br />

eine wissenschaftliche Disziplin gegen eine historisch-<strong>kritische</strong> Aufarbeitung ihrer Etablierung<br />

in den sozialen Herrschaftsverhältnissen mobilisieren kann. Brechts »Kongreß<br />

der Weiß wäscher« scheint wieder aufgeführt zu werden in manchen der hier dargestellten<br />

Argumentationsstrategien - ob sie nun den Faschismus als <strong>das</strong> »Ende der Soziologie«<br />

bezeichnen oder die NS-Soziologie als »unsoziologisch«. Der Beitrag kann auch davor<br />

warnen, spontan von der Wissenschaft als »Subjekt« einer <strong>kritische</strong>n Faschismusanalyse<br />

auszugehen. - Der Themenschwerpunkt wird ergänzt durch den Bericht über einen<br />

Kongreß anläßlich des 50. Jahrestags der antifaschistischen Widerstandsaktionen<br />

der österreichischen Arbeiterbewegung und Rezensionen neuerer Veröffentlichungen<br />

über Literatur/Ästhetik und Frauen im Faschismus.<br />

Nachdem im letzten Heft Chancen und Illusionen eines »linken Keynesianismus« diskutiert<br />

wurden, bringen wir nun zwei Beiträge zu den wirtschaftspolitischen Konzepten,<br />

die die alternativen Bewegungen den herrschenden Krisenbewältigungsstrategien entgegensetzen.<br />

Frieder O. Wolf, Mitglied der »Grünen im Europäischen Parlament«, überprüft<br />

kritisch die Bedingungen und Zielvorstellungen einer »grünen Wirtschaftspolitik«;<br />

Was kann überhaupt ihr Gegenstand sein, wenn doch ein eigenständiger Gegenstandsbereich<br />

der Wirtschaftspolitik erst durch die Perspektive eines keynesianistischen Staatsinterventionismus<br />

konstituiert wurde? Können »Ausstieg«, »Dezentralisierung«, »Dualwirtschaft«<br />

tragfähige Begriffe für eine alternative politische Strategie sein, die nicht in<br />

den ideologischen Formen von Parlamentarismus und etatistischer Politik befangen<br />

bleibt? Peter Heller und Anne Seyfferth, zwei Mitarbeiter des Freiburger Öko-<strong>Institut</strong>es,<br />

skizzieren eine Landkarte des verwirrenden Spektrums von theoretischen Positionen zur<br />

Frage einer ökologisch verträglichen Wirtschaftsweise. Eine ausführlichere Diskussion<br />

zu diesen Problemen bringt der neue Argument-Sonderband Alternativen der Ökonomie<br />

- Ökonomie der Alternativen (AS 104).<br />

Zum 25. Geburtstag der Zeitschrift schlug Günter Anders vor, eine »linkslistige, -lustige,<br />

-Iastige Ecke« unter dem Titel Das lustige Argument einzurichten. In diesem Heft<br />

bringen wir seinen zweiten Beitrag. Fortsetzungen folgen.<br />

T.L.<br />

DAS ARGUMENT 146/1984

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