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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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102<br />

steht Deutschland – Nonprofit-Organisationen<br />

mit einem geringen Verberuflichungsgrad unbedeutend<br />

sind. Allerdings vertragen sich bürgerschaftliches<br />

Engagement und Verberuflichung<br />

im liberalen und sozialdemokratischen<br />

Typ gut, während im subsidiären das Wechselverhältnis<br />

spannungsreich ist. Zudem wird Verberuflichung<br />

auch als Modernisierung wahrgenommen,<br />

was sich beispielsweise im Selbsthilfebereich<br />

gut beobachten lässt.<br />

Eine andere Art der Veränderung von gemeinnützigen<br />

Organisationen macht sich gegenwärtig<br />

bemerkbar. Zimmer sieht einen Auszug<br />

(Outsorcing) in den Profit-Bereich dort gegeben,<br />

wo es um das große Geld geht und wo<br />

steuerrechtliche und finanzielle Anreize entsprechend<br />

gestaltet werden. Engagement hat in solchen<br />

Organisationen, die damit einem aktuellen<br />

Trend folgen, tendenziell keinen Platz mehr.<br />

Bürgerschaftliches Engagement bewegt sich<br />

daher – dies unterstreichen die gegenwärtigen<br />

Entgrenzungsprozesse deutlich – zwischen<br />

Markt und Mission. Es ist zugleich Brücke und<br />

Ausgleich zur Erwerbsarbeit auf der einen Seite,<br />

auf der anderen muss aber deutlich bleiben,<br />

dass es Alternative zum beruflichen Alltag ist.<br />

Arbeitsmarkt und bürgerschaftliches<br />

Engagement<br />

Die Entgrenzungsprozesse gewinnen konkrete<br />

Gestalt und dringlichen Charakter, weil Elemente<br />

des bürgerschaftlichen Engagements in den<br />

letzten Jahren in die Arbeitsmarktpolitik eingebaut<br />

worden sind. Hier wurde von verschiedenen<br />

Seiten deutlich gemacht, dass 1 Euro-Jobs<br />

und Bürgerarbeit – wie sie in Bad Schmiedeberg<br />

und weiteren Kommunen in Sachsen-Anhalt<br />

als Konzept entwickelt und praktiziert werden<br />

– arbeitsmarktpolitische Instrumente sind<br />

und mit bürgerschaftlichem Engagement nichts<br />

zu tun haben. Denn diese ‚Tätigkeit‘ ist weder<br />

freiwillig noch unentgeltlich.<br />

Sigrid Bachler vom DGB-Bundesvorstand<br />

machte in ihrem Vortrag deutlich, dass es in der<br />

<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />

Praxis – in den Bereichen Gesundheit, Sport,<br />

Unterricht – immer mehr Menschen gibt, die<br />

zwei gegensätzliche Rollenerwartungen zu vereinbaren<br />

haben: Sie sind zugleich als Mini-Jobber<br />

normale Erwerbstätige und sie sind zugleich<br />

Freiwillige, weil sie noch eine Übungsleiterpauschale<br />

bekommen. Hinzu kommen rund<br />

700.000 ‚1 Euro-Jobs‘, die vorwiegend im Ost-<br />

Deutschland an Menschen mit Berufs- und<br />

Hochschulabschluss vergeben werden. Hier<br />

besteht die Gefahr, dass damit reguläre Beschäftigung<br />

verdrängt wird. Bachler machte deutlich,<br />

dass es auch von der Seite des DGB Anstrengungen<br />

gibt, die 1 Euro-Jobs als arbeitsmarktpolitische<br />

Instrumente anders auszugestalten und<br />

den Engagementcharakter in dieser Tätigkeit zu<br />

stärken. Dabei könnte ein Bündnis mit bürgergesellschaftlichen<br />

Organisationen weiterhelfen,<br />

um Arbeitslosen ein ehrliches Engagementangebot<br />

machen zu können. Bei einem solchen<br />

Engagementangebot, das mit der Bundesagentur<br />

für Arbeit entwickelt werden könnte, müssten<br />

die Freiwilligkeit und die Sanktionsfreiheit<br />

gesichert sein. Der Geschäftsführer des BBE,<br />

Ansgar Klein, begrüßte das Bündnisangebot des<br />

DGB und kündigte für das Frühjahr 2008 einen<br />

kleinen gemeinsamen Fachworkshop zu dessen<br />

fachlicher Vertiefung an.<br />

Die Fachtagung wird ausführlich dokumentiert.<br />

Die Dokumentation wird für März 2008<br />

erwartet (Kontakt: ansgar.klein@b-b-e.de).<br />

Rudolf Speth, Berlin<br />

TAGUNGSBERICHT<br />

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Bewegte Zeiten im Blick.<br />

Protestbewegungen und politische<br />

Jugendbildung<br />

Bietet das Thema Protest für Jugendliche genügend<br />

Anreiz, um sich mit Fragen der jüngsten<br />

Zeitgeschichte zu beschäftigen? Weckt der Blick

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