Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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steht Deutschland – Nonprofit-Organisationen<br />
mit einem geringen Verberuflichungsgrad unbedeutend<br />
sind. Allerdings vertragen sich bürgerschaftliches<br />
Engagement und Verberuflichung<br />
im liberalen und sozialdemokratischen<br />
Typ gut, während im subsidiären das Wechselverhältnis<br />
spannungsreich ist. Zudem wird Verberuflichung<br />
auch als Modernisierung wahrgenommen,<br />
was sich beispielsweise im Selbsthilfebereich<br />
gut beobachten lässt.<br />
Eine andere Art der Veränderung von gemeinnützigen<br />
Organisationen macht sich gegenwärtig<br />
bemerkbar. Zimmer sieht einen Auszug<br />
(Outsorcing) in den Profit-Bereich dort gegeben,<br />
wo es um das große Geld geht und wo<br />
steuerrechtliche und finanzielle Anreize entsprechend<br />
gestaltet werden. Engagement hat in solchen<br />
Organisationen, die damit einem aktuellen<br />
Trend folgen, tendenziell keinen Platz mehr.<br />
Bürgerschaftliches Engagement bewegt sich<br />
daher – dies unterstreichen die gegenwärtigen<br />
Entgrenzungsprozesse deutlich – zwischen<br />
Markt und Mission. Es ist zugleich Brücke und<br />
Ausgleich zur Erwerbsarbeit auf der einen Seite,<br />
auf der anderen muss aber deutlich bleiben,<br />
dass es Alternative zum beruflichen Alltag ist.<br />
Arbeitsmarkt und bürgerschaftliches<br />
Engagement<br />
Die Entgrenzungsprozesse gewinnen konkrete<br />
Gestalt und dringlichen Charakter, weil Elemente<br />
des bürgerschaftlichen Engagements in den<br />
letzten Jahren in die Arbeitsmarktpolitik eingebaut<br />
worden sind. Hier wurde von verschiedenen<br />
Seiten deutlich gemacht, dass 1 Euro-Jobs<br />
und Bürgerarbeit – wie sie in Bad Schmiedeberg<br />
und weiteren Kommunen in Sachsen-Anhalt<br />
als Konzept entwickelt und praktiziert werden<br />
– arbeitsmarktpolitische Instrumente sind<br />
und mit bürgerschaftlichem Engagement nichts<br />
zu tun haben. Denn diese ‚Tätigkeit‘ ist weder<br />
freiwillig noch unentgeltlich.<br />
Sigrid Bachler vom DGB-Bundesvorstand<br />
machte in ihrem Vortrag deutlich, dass es in der<br />
<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />
Praxis – in den Bereichen Gesundheit, Sport,<br />
Unterricht – immer mehr Menschen gibt, die<br />
zwei gegensätzliche Rollenerwartungen zu vereinbaren<br />
haben: Sie sind zugleich als Mini-Jobber<br />
normale Erwerbstätige und sie sind zugleich<br />
Freiwillige, weil sie noch eine Übungsleiterpauschale<br />
bekommen. Hinzu kommen rund<br />
700.000 ‚1 Euro-Jobs‘, die vorwiegend im Ost-<br />
Deutschland an Menschen mit Berufs- und<br />
Hochschulabschluss vergeben werden. Hier<br />
besteht die Gefahr, dass damit reguläre Beschäftigung<br />
verdrängt wird. Bachler machte deutlich,<br />
dass es auch von der Seite des DGB Anstrengungen<br />
gibt, die 1 Euro-Jobs als arbeitsmarktpolitische<br />
Instrumente anders auszugestalten und<br />
den Engagementcharakter in dieser Tätigkeit zu<br />
stärken. Dabei könnte ein Bündnis mit bürgergesellschaftlichen<br />
Organisationen weiterhelfen,<br />
um Arbeitslosen ein ehrliches Engagementangebot<br />
machen zu können. Bei einem solchen<br />
Engagementangebot, das mit der Bundesagentur<br />
für Arbeit entwickelt werden könnte, müssten<br />
die Freiwilligkeit und die Sanktionsfreiheit<br />
gesichert sein. Der Geschäftsführer des BBE,<br />
Ansgar Klein, begrüßte das Bündnisangebot des<br />
DGB und kündigte für das Frühjahr 2008 einen<br />
kleinen gemeinsamen Fachworkshop zu dessen<br />
fachlicher Vertiefung an.<br />
Die Fachtagung wird ausführlich dokumentiert.<br />
Die Dokumentation wird für März 2008<br />
erwartet (Kontakt: ansgar.klein@b-b-e.de).<br />
Rudolf Speth, Berlin<br />
TAGUNGSBERICHT<br />
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Bewegte Zeiten im Blick.<br />
Protestbewegungen und politische<br />
Jugendbildung<br />
Bietet das Thema Protest für Jugendliche genügend<br />
Anreiz, um sich mit Fragen der jüngsten<br />
Zeitgeschichte zu beschäftigen? Weckt der Blick