Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Profil nicht nur als marktfreiheitliche, sondern<br />
auch als Bürgerrechtspartei zu schärfen. Zugleich<br />
führte die FDP 2005 wieder einen Koalitionswahlkampf,<br />
in dem sich die FDP als inhaltliches<br />
Korrektiv zur CDU darstellen wollte.<br />
Bei allen Irrungen und Wirrungen sieht Kubat<br />
die Jahre in der Opposition als Erfolgsgeschichte.<br />
Der FDP sei es gelungen, ihre Wählerbasis<br />
zu verbreitern und vor allem junge<br />
Wähler und Mitglieder zu gewinnen. Ihr sei es<br />
gelungen, sich zu einer gesamtdeutschen Partei<br />
zu entwickeln, was sich durch die Präsenz in elf<br />
Länderparlamenten ausdrücke.<br />
Kubat stellt zum Schluss die Frage, wie sich<br />
die FDP nach den Wahlen von 2005 und der<br />
Bildung der großen Koalition nun als größte<br />
Oppositionspartei profilieren kann. Er empfiehlt<br />
der Partei, „ihre Rolle als kleine, aber feine marktradikale<br />
Randpartei anzunehmen“ (107). Zum anderen<br />
müsse sie „ihre Anstrengungen intensivieren,<br />
ihre kommunikativen und personellen Defizite<br />
zu beheben“ (107). Eine personelle Verbreiterung<br />
sei angesichts der Machtposition von<br />
Guido Westerwelle als Partei- und Fraktionschef<br />
allerdings kaum vorstellbar, kritisiert er. Und zu<br />
guter Letzt müsse die FDP ihre Koalitionsstrategie<br />
neu definieren. So sieht Kubat nach wie vor<br />
viel Forschungsbedarf auf diesem Gebiet.<br />
Karin Urich, Mannheim<br />
�<br />
WILKE, MANFRED<br />
Der SED-Staat<br />
Geschichte und Nebenwirkungen<br />
Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2006<br />
Zum 65. Geburtstag des Historikers und Publizisten<br />
Manfred Wilke stellte Hans-Joachim Veen<br />
eine Aufsatzsammlung aus dessen Feder zusammen<br />
zum Thema ‚Der SED-Staat. Geschichte<br />
und Nachwirkungen‘. Das Spannende an dieser<br />
Sammlung ist, dass die Aufsätze im Zeit-<br />
<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />
raum von 1991 bis 2006 geschrieben worden<br />
sind – zu einer Zeit also, als die DDR gar nicht<br />
mehr existierte. Sie sind damit ein Zeitdokument,<br />
wie sich die Aufarbeitung dieser Diktatur<br />
– und dass es sich um eine Diktatur handelte,<br />
dafür gab es für Wilke nie einen Zweifel – vollzogen<br />
hat. Dabei arbeitet Wilke, der schon seit<br />
den 1970er Jahren zu den führenden Publizisten<br />
zur DDR-Geschichte zählt, nie mit dem erhobenen<br />
Zeigefinger nach dem Motto: ‚Ich<br />
habe es doch schon immer gewusst‘. Obwohl<br />
seine Artikel den Beweis liefern, dass Wilkes<br />
Einschätzungen schon zu einer Zeit messerscharf<br />
die Realitäten des Sozialismus abbildeten, als die<br />
Akten für westdeutsche Historiker noch geschlossen<br />
waren. Denn Wilke muss sich bei Artikeln<br />
über ‚Die Etablierung der ‚neuen Klasse‘<br />
nach Stalins Tod‘, ‚Die Etablierung einer Okkupationspartei‘<br />
oder ‚Die zweite Staatsgründung<br />
der DDR 1953‘ nicht selbst revidieren.<br />
Neben der Entlarvung der DDR als Diktatur<br />
sind ihm die Aufarbeitung der DDR-Geschichte<br />
und die Öffnung der Archive des MfS zentrale<br />
Anliegen. Nicht umsonst ist er Beiratsmitglied<br />
der Behörde des Bundesbeauftragten für<br />
die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes und<br />
Mitglied des Stiftungsrates der ‚Stiftung Aufarbeitung<br />
der SED-Diktatur‘. Mit diesem Engagement<br />
wehrt er sich gegen eine Verklärung<br />
der DDR. Zugleich zeigt er Kontinuitäten der<br />
Kaderstrukturen und der Ideologie von der SED<br />
über die PDS bis zur heutigen Linkspartei auf.<br />
Dies wird besonders deutlich in dem Artikel<br />
‚Die Diktaturkader André Brie, Gregor Gysi,<br />
Lothar Bisky und das Mfs‘.<br />
Abgerundet wird das Buch durch ein biographisches<br />
Interview, das Hannes Schwenger<br />
mit Manfred Wilke führte. Am Ende findet sich<br />
noch eine Auswahlbibliographie des Publizisten<br />
und Historikers mit den grundlegenden Veröffentlichungen<br />
zur DDR-Geschichte und ihrer<br />
Aufarbeitung.<br />
Karin Urich, Mannheim