Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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der an Bedeutung gewinnenden Medienarena<br />
sind einige der Merkmale, die für eine Veränderung<br />
des politischen Prozesses sprechen und<br />
dennoch die Prinzipien der Repräsentation intakt<br />
lassen. Für Manin sind sie allerdings durch<br />
eine Vertiefung der Kluft zwischen Wählern und<br />
Gewählten gekennzeichnet, die sich im Übergang<br />
vom liberalen Parlamentarismus zur Parteiendemokratie<br />
zumindest abgeschwächt hatte.<br />
Dass die Genealogie des Repräsentationsbegriffs<br />
und die demokratietheoretische Würdigung<br />
des Losverfahrens nicht einer sentimentalen<br />
Laune entspringen, sondern einen klärenden<br />
Umweg darstellen, um die Theorie der politischen<br />
Repräsentation auf die Höhe der Zeit<br />
zu bringen, wird gerade in den Passagen zum<br />
Strukturwandel der Repräsentativsysteme unübersehbar.<br />
Umso bedauerlicher ist es allerdings,<br />
dass die Darstellung weitgehend ohne explizite<br />
Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Autoren<br />
auskommen muss. Immerhin diskutiert<br />
Manin im aktualisierenden Nachwort für die<br />
deutsche Ausgabe neuere Forschungsergebnisse<br />
und auch Formen ‚unkonventioneller‘ politischer<br />
Partizipation und beugt damit einem ‚Unbehagen<br />
an der Demokratietheorie‘ (Buchstein/<br />
Jörke 2003) vor, das aufkommen könnte, wo<br />
zugunsten von analytischem ‚Realismus‘ und<br />
konzeptioneller Geschlossenheit die sich aus<br />
dem Wert demokratischer Gleichheit ergebenden<br />
Ambiguitäten ausgeblendet werden. Dass<br />
die Studie einen Nerv demokratiepolitischer<br />
Probleme trifft und einen neuen, gelegentlich<br />
auch verstörenden Blick auf vernachlässigte<br />
Grundfragen politischer Theorie eröffnet, wird<br />
durch diesen Umstand allerdings nicht getrübt.<br />
Albrecht Lüter, Berlin<br />
Besprochene Literatur<br />
Manin, Bernhard 2007: Kritik der repräsentativen<br />
Demokratie, Berlin: Matthes & Seitz<br />
Dahl, Robert A. 2006: Politische Gleichheit<br />
– ein Ideal? Hamburg: Hamburger Edition.<br />
<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />
Verwendete Literatur<br />
Kriesi, Hanspeter 2003: Strategische politische<br />
Kommunikation: Bedingungen und Chancen<br />
der Mobilisierung öffentlicher Meinung im<br />
internationalen Vergleich, in: Esser, Frank /<br />
Pfetsch, Barbara 2003: Politische Kommunikation<br />
im internationalen Vergleich, Wiesbaden:<br />
Westdeutscher Verlag: 208-239.<br />
Buchstein, Hubertus/Jörke, Dirk 2003: Das<br />
Unbehagen an der Demokratietheorie, in: Leviathan.<br />
Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 31,<br />
H.4, 470-495.<br />
�<br />
Interessante Details zur politischen<br />
Kultur Europas<br />
‚Demokratisches Regieren und demokratische<br />
Kultur‘ ist der Versuch den Zeitgeist in einem<br />
Buch einzufangen. Der Sammelband entstand<br />
aus den Beiträgen auf einer Konferenz im Jahr<br />
2004. Unter den Schlagworten post-patriarchal,<br />
post-parlamentarisch, post-nationalstaatlich und<br />
post-sozialstaatlich gliedern die Herausgeber<br />
hoch interessante Aufsätze. Einen Überblick<br />
oder gar eine geschlossene Theorie ergibt sich<br />
trotz des theoretisierenden Einleitungsartikels<br />
nicht.<br />
Die patriarchalisch geprägte<br />
Gesellschaft Westeuropas<br />
Das Buch eröffnet mit einem Kapitel über die<br />
politische Repräsentation von Frauen. Den<br />
grundlegenden Aufsatz liefert der deutsche Erstabdruck<br />
des fünf Jahre alten Artikels ‚Cultural<br />
Obstacles to Equal Repesentation‘ von Pippa<br />
Norris und Roland Inglehart. Sie zeigen auf,<br />
dass die Gleichberechtigung systematisch durch<br />
die Modernisierung und Demokratisierung einer<br />
Gesellschaft verbessert wird. Kathrin Ruhl<br />
schildert im Rückgriff auf ihre 2006 erschienene<br />
Dissertation die Situation der Frauen im englischen<br />
Unterhaus. Die Politik sei nach wie vor