04.11.2012 Aufrufe

Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

128<br />

der an Bedeutung gewinnenden Medienarena<br />

sind einige der Merkmale, die für eine Veränderung<br />

des politischen Prozesses sprechen und<br />

dennoch die Prinzipien der Repräsentation intakt<br />

lassen. Für Manin sind sie allerdings durch<br />

eine Vertiefung der Kluft zwischen Wählern und<br />

Gewählten gekennzeichnet, die sich im Übergang<br />

vom liberalen Parlamentarismus zur Parteiendemokratie<br />

zumindest abgeschwächt hatte.<br />

Dass die Genealogie des Repräsentationsbegriffs<br />

und die demokratietheoretische Würdigung<br />

des Losverfahrens nicht einer sentimentalen<br />

Laune entspringen, sondern einen klärenden<br />

Umweg darstellen, um die Theorie der politischen<br />

Repräsentation auf die Höhe der Zeit<br />

zu bringen, wird gerade in den Passagen zum<br />

Strukturwandel der Repräsentativsysteme unübersehbar.<br />

Umso bedauerlicher ist es allerdings,<br />

dass die Darstellung weitgehend ohne explizite<br />

Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Autoren<br />

auskommen muss. Immerhin diskutiert<br />

Manin im aktualisierenden Nachwort für die<br />

deutsche Ausgabe neuere Forschungsergebnisse<br />

und auch Formen ‚unkonventioneller‘ politischer<br />

Partizipation und beugt damit einem ‚Unbehagen<br />

an der Demokratietheorie‘ (Buchstein/<br />

Jörke 2003) vor, das aufkommen könnte, wo<br />

zugunsten von analytischem ‚Realismus‘ und<br />

konzeptioneller Geschlossenheit die sich aus<br />

dem Wert demokratischer Gleichheit ergebenden<br />

Ambiguitäten ausgeblendet werden. Dass<br />

die Studie einen Nerv demokratiepolitischer<br />

Probleme trifft und einen neuen, gelegentlich<br />

auch verstörenden Blick auf vernachlässigte<br />

Grundfragen politischer Theorie eröffnet, wird<br />

durch diesen Umstand allerdings nicht getrübt.<br />

Albrecht Lüter, Berlin<br />

Besprochene Literatur<br />

Manin, Bernhard 2007: Kritik der repräsentativen<br />

Demokratie, Berlin: Matthes & Seitz<br />

Dahl, Robert A. 2006: Politische Gleichheit<br />

– ein Ideal? Hamburg: Hamburger Edition.<br />

<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />

Verwendete Literatur<br />

Kriesi, Hanspeter 2003: Strategische politische<br />

Kommunikation: Bedingungen und Chancen<br />

der Mobilisierung öffentlicher Meinung im<br />

internationalen Vergleich, in: Esser, Frank /<br />

Pfetsch, Barbara 2003: Politische Kommunikation<br />

im internationalen Vergleich, Wiesbaden:<br />

Westdeutscher Verlag: 208-239.<br />

Buchstein, Hubertus/Jörke, Dirk 2003: Das<br />

Unbehagen an der Demokratietheorie, in: Leviathan.<br />

Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 31,<br />

H.4, 470-495.<br />

�<br />

Interessante Details zur politischen<br />

Kultur Europas<br />

‚Demokratisches Regieren und demokratische<br />

Kultur‘ ist der Versuch den Zeitgeist in einem<br />

Buch einzufangen. Der Sammelband entstand<br />

aus den Beiträgen auf einer Konferenz im Jahr<br />

2004. Unter den Schlagworten post-patriarchal,<br />

post-parlamentarisch, post-nationalstaatlich und<br />

post-sozialstaatlich gliedern die Herausgeber<br />

hoch interessante Aufsätze. Einen Überblick<br />

oder gar eine geschlossene Theorie ergibt sich<br />

trotz des theoretisierenden Einleitungsartikels<br />

nicht.<br />

Die patriarchalisch geprägte<br />

Gesellschaft Westeuropas<br />

Das Buch eröffnet mit einem Kapitel über die<br />

politische Repräsentation von Frauen. Den<br />

grundlegenden Aufsatz liefert der deutsche Erstabdruck<br />

des fünf Jahre alten Artikels ‚Cultural<br />

Obstacles to Equal Repesentation‘ von Pippa<br />

Norris und Roland Inglehart. Sie zeigen auf,<br />

dass die Gleichberechtigung systematisch durch<br />

die Modernisierung und Demokratisierung einer<br />

Gesellschaft verbessert wird. Kathrin Ruhl<br />

schildert im Rückgriff auf ihre 2006 erschienene<br />

Dissertation die Situation der Frauen im englischen<br />

Unterhaus. Die Politik sei nach wie vor

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!