Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Was ist zu tun? Erste Folgerungen<br />
Bleibt die Frage, wie vor diesem Hintergrund<br />
konstruktive Handlungsansätze aussehen können.<br />
In der Essener Diskussion wurde deutlich:<br />
• Das Wissen hinsichtlich der aktuellen, lokalen<br />
Engagement-Kultur in den Kommunen<br />
und deren Potenziale muss vertieft werden.<br />
• Es sollten daran angepasst neue Strukturen<br />
der Engagementförderung entwickelt und<br />
umgesetzt werden. Dies bedeutet auch, dass<br />
bestehende Strukturen (deutlich) verändert<br />
und umgebaut werden müssen.<br />
• Wenn der Weg zum ‚ermöglichende Staat‘<br />
ernsthaft gegangen werden soll, dann sollte<br />
es vorrangiges Ziel der Politik sein die Bevölkerung<br />
dazu zu bringen, sich einzumischen.<br />
Somit müssen PolitikerInnen einen<br />
Teil ihres Machtpotentials abgeben bzw. ihre<br />
Rolle neu interpretieren. ‚Sie haben dann<br />
immer noch genug zu tun‘, wie ein anwesender<br />
Kommunalpolitiker anfügte.<br />
• Auch die Verwaltung muss sich deutlich neu<br />
ausrichten. Es ist wesentlich, dass alle Bereiche<br />
der Verwaltung Bürgerorientierung<br />
ernst nehmen und leben. Es bedarf einer neuen<br />
Einstellung – einer Zuwendung zum Bürger<br />
–, die konsequent in die Organisationsphilosophie<br />
eingebaut werden sollte. Hierzu<br />
muss aber auch Wissen vermittelt werden,<br />
über Methoden, Anwendungsmöglichkeiten,<br />
Chancen und Grenzen. Dies ist eine Herausforderung<br />
für alle Führungsebenen.<br />
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, den<br />
Essener Ansatz – speziell die Qualifikationsangebote<br />
zur Bürgerorientierung, deren Ziel<br />
es ist, städtische MitarbeiterInnen praxisorientiert<br />
zum Thema Bürgerorientierung bzw.<br />
bürgerschaftliches Engagement zu schulen –<br />
tiefer gehender zu analysieren. Nicht weil dort<br />
alles optimal läuft, sondern weil der Ansatz<br />
viele positive Aspekte beinhaltet, die reflektiert,<br />
weiterentwickelt und übertragbar gemacht<br />
werden sollten. Das gute Beispiel könn-<br />
<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />
te so im wahrsten Sinne des Wortes ‚Schule<br />
machen‘.<br />
Helene Hüttinger/Marion Stock, Aachen<br />
Tagungsbericht<br />
...................................................................................................................................<br />
Gerechtigkeit und Inklusion.<br />
Impulse aus dem Werk von Iris M.<br />
Young<br />
Unter dem Titel ‚Gerechtigkeit und Inklusion.<br />
Impulse aus dem Werk von Iris M. Young‘ tagte<br />
am 13. Oktober 2007 die Sektion für Politische<br />
Theorie und Ideengeschichte in Darmstadt.<br />
Die gemeinsam von der Technischen Universität<br />
Darmstadt und der Heinrich-Böll Stiftung<br />
Hessen getragene Veranstaltung würdigte mit<br />
insgesamt elf Vorträgen ein Werk, das nicht nur<br />
durch einflussreiche Veröffentlichungen wie<br />
Justice and the Politics of Difference (1990),<br />
Inclusion and Democracy (2000) sowie On<br />
Female Body Experience: ,Throwing Like a Girl‘<br />
and Other Essays (2005) beeindruckte, sondern<br />
auch durch charismatische Lehrtätigkeit und<br />
unermüdlichen politischen Aktivismus. Youngs<br />
Tod im August 2006 wurde in Europa als ebenso<br />
großer Verlust empfunden wie in den U.S.A.,<br />
wo sie zuletzt an der University of Chicago lehrte.<br />
Youngs Denken sticht nicht nur dadurch<br />
hervor, dass es schon zu Lebzeiten verdienten<br />
Eingang in die einschlägigen Lehrbücher fand,<br />
sondern auch durch Themenvielfalt: Angesichts<br />
der substantiellen Beiträge Youngs zu Demokratie-<br />
und Gerechtigkeitstheorie ebenso wie zu<br />
feministischer und Geschlechtertheorie hätte die<br />
thematische Aufteilung der Darmstädter Tagung<br />
in die Kategorien ‚Demokratie und Inklusion‘<br />
und ‚Lokale und globale Gerechtigkeit‘ deshalb<br />
zweifellos auch um zahlreiche weitere Themenfelder<br />
ergänzt werden können. Ein Beispiel<br />
dafür war der phänomenologisch angelegte Bei-