Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Literatur<br />
von Braunmühl diskutiert den Begriff der<br />
menschlichen Sicherheit. Sie verfolgt die Geschichte<br />
des Begriffs in den sich wandelnden<br />
Bedeutungen und plädiert für eine sehr inklusive<br />
Interpretation, die auch Sicherheit vor struktureller<br />
Gewalt nach Johan Galtung, also auch<br />
Armut, Arbeitslosigkeit und ähnlichem, einschließt.<br />
Letztlich hält sie aber für Non-Governmental<br />
Organizations (NGOs) und insbesondere<br />
Frauenorganisationen den Bezug auf Menschenrechte<br />
für geeigneter, denn die sozialen <strong>Bewegungen</strong><br />
sollten nicht von Themenkonjunkturen<br />
profitieren, sondern selbst Themen setzen. Damit<br />
beginnt sie einen Reigen von normativen<br />
Maximalforderungen, der sich auch in weiteren<br />
Beiträgen findet. Roland Roth geht von den<br />
Menschenrechten aus. Nach einer kursorischen<br />
Beschreibung der Szene von Menschenrechtsorganisationen<br />
und der Entwicklung des Menschenrechtssystems<br />
kommt er zu der Einschätzung,<br />
dass sich zunächst die Menschenrechte<br />
als Bezugspunkt bewährt haben, um Forderungen<br />
zu stellen. Für die Zeit nach dem 11. September<br />
2001 stellt Roth dann pauschal einen<br />
‚Ausstieg der US-Regierung aus dem Menschenrechtssystem‘<br />
fest. Cordula Reimann setzt<br />
noch einmal anders an und konzeptionalisiert<br />
die Herausforderungen, denen sich NGOs in<br />
der Krisenhilfe gegenüber sehen. NGOs sollten<br />
ihrer Ansicht nach unparteilich sein, mit lokalen<br />
NGOs kooperieren, sich an allgemeine<br />
Leitlinien halten und sich nicht durch die Geldgeber<br />
kompromittieren lassen. Die Schwierigkeit<br />
der Wirkungsanalyse oder zumindest einer<br />
etwaigen Feststellung, nicht geschadet zu haben,<br />
wird ebenfalls deutlich.<br />
Wie helfen NGOs bei der Krisenbewältigung?<br />
Den Übergang zur konkreten Betrachtung einzelner<br />
Organisationen und Konflikte stellt der<br />
Beitrag von Brigitte Fahrenhorst dar. Ausgehend<br />
von der Friedensbewegung unterscheidet<br />
sie Typen von NGOs und Typen von Konflik-<br />
131<br />
ten. Für die Nothilfe in Konflikten ist nach ihrer<br />
Ansicht eine enge Kooperation mit lokalen Organisationen<br />
und eine genaue Kenntnis des<br />
Konfliktes notwendig, um nicht unabsichtlich<br />
die Konfliktparteien in ihrer Kriegsführung zu<br />
unterstützen.<br />
Bevor die Krisenhilfe näher betrachtet wird,<br />
beschreibt Peter Struyinski die westdeutsche<br />
Friedensbewegung und Winfried Nachtwei erläutert<br />
die Arbeit der deutschen Bundesregierung.<br />
Als sicherheitspolitischer Sprecher der<br />
Grünen-Fraktion kennt er die Regierungspolitik<br />
von innen und stellt die Arbeit im Balkan<br />
und Afghanistan vor. Die Maßnahmen der Reaktion<br />
und Prävention bei gewaltsamen Konflikten<br />
werden bilanziert.<br />
Im Band folgen Vorstellungen von einzelnen<br />
NGOs, die vor allem in der Krisenhilfe und<br />
im Konfliktabbau aktiv sind, sowie Überlegungen<br />
zu einzelnen normativen Fragen der Krisenhilfe.<br />
Thomas Debiel und Monika Sticht<br />
befassen sich mit der Frage der Kommerzialisierung<br />
von Krisenhilfe und der Neutralität der<br />
NGOs in Konflikten. In beiden Fragen vertreten<br />
sie klare normative Positionen. Hilfe sollte<br />
da erfolgen, wo sie am nötigsten ist und nicht<br />
dort, wo für sie Geld eingeworben werden kann,<br />
etwa über staatliche Mittel oder Spenden. NGOs<br />
müssen ihrer Ansicht nach Distanz halten zu<br />
Konfliktparteien und dürfen sich nicht innerhalb<br />
einer politischen Strategie vereinnahmen<br />
lassen. Jeannette Schade greift die Neutralitätsforderung<br />
heraus und diskutiert differenziert die<br />
Dimensionen und Möglichkeiten von Neutralität.<br />
In dieser genaueren Sicht wird deutlich, dass<br />
Neutralität in allen Dimensionen gleichzeitig an<br />
der Realität in Krisengebieten vorbei geht und<br />
ein frommer Wunsch bleiben muss. Bodo von<br />
Borries verweist auf die Notwendigkeit, zur<br />
Krisenlösung Partnerschaften zu bilden und<br />
Kommunikationsforen einzurichten, wobei auch<br />
Probleme, bürokratische Restriktionen und kulturelle<br />
Verwerfungen in den Partnerschaften<br />
angesprochen werden. Thomas Gebauer reißt