Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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cherheit und zur Terrorismusbekämpfung sowie<br />
die Wiederbelebungsversuche des Generalsekretärs<br />
Ronald Pofalla im Blick auf den<br />
Antikommunismus, die sich an der Frage einer<br />
eventuellen Annäherung oder gar Zusammenarbeit<br />
von SPD und Linkspartei entzünden.<br />
Angela Merkel, die Parteivorsitzende und<br />
Bundeskanzlerin, hat sich bei dieser programmatischen<br />
Nachjustierung im Gefolge der für<br />
die Union misslungenen Bundestagswahl 2005<br />
bislang bedeckt gehalten. Ihre Popularität in den<br />
Umfragen resultiert im Wesentlichen aus außenpolitischen<br />
Auftritten wie dem G8-Gipfel<br />
und der EU-Ratspräsidentschaft und aus einem<br />
betont ruhigen und unprätentiösen öffentlichen<br />
Auftreten, mit dem sie sich von den allzu medienbewussten<br />
und immer leicht klamaukartigen<br />
Selbstinszenierungen ihres Amtsvorgängers<br />
absetzt. Dabei kommt ihr übrigens der Umstand<br />
zu Hilfe, als Regierungschefin in einer Großen<br />
Koalition ihre Richtlinienkompetenz nur eingeschränkt<br />
zur Geltung bringen zu können und<br />
damit auch ein deutliches, polarisierendes ideologisches<br />
Profil zu vermeiden.<br />
Auch die SPD tut sich schwer mit der Bewältigung<br />
der für die Partei so verhängnisvollen<br />
Schröderjahre. Bis zur Stunde ist auch hier<br />
eine offene Diskussion über die Auswirkungen<br />
des Kurswechsels ab 1999 auf den innerparteilichen<br />
Konsens und die Stellung als potenziell<br />
mehrheitsfähige Volkspartei unterblieben. Im<br />
Gegenteil, die Parteispitze preist nach wie vor<br />
die Agenda-Politik als wegweisenden Reformschritt.<br />
Der Eindruck einer über das Ende von<br />
Rot-Grün hinaus reichenden Kontinuität des<br />
unter Gerhard Schröder und Franz Müntefering<br />
vollzogenen sozialdemokratischen Kurswechsels<br />
wird überdies durch die herausgehobene<br />
Rolle der Architekten der Agenda-Politik<br />
in der Großen Koalition unterstrichen. Mit<br />
Frank-Walter Steinmeier, Per Steinbrück und<br />
Franz Müntefering, aber auch mit dessen Nachfolger<br />
Olaf Scholz, prägen die Repräsentanten<br />
der Schröderjahre und der mit ihnen verbunde-<br />
Gerd Mielke<br />
nen Umbrüche und Niederlagen die sozialdemokratischen<br />
Beiträge zur Politik der Bundesregierung.<br />
Erste Ansätze zu einer ebenfalls vorsichtigen<br />
Kurskorrektur zeichnen sich seit dem Spätsommer<br />
2007 durch drei Initiativen des Parteivorsitzenden<br />
Kurt Beck ab, die auf dem Hamburger<br />
Parteitag im Oktober breite Zustimmung<br />
erhielten. Zunächst ordnete Beck die Parteispitze<br />
neu. Zwar sind in ihr mit Steinmeier und<br />
Steinbrück nach wie vor gewichtige Exponenten<br />
der Ära Schröder als Stellvertretende Parteivorsitzende<br />
vertreten, aber sowohl die Verringerung<br />
der Zahl der Stellvertreter als auch<br />
die Einbeziehung von Andrea Nahles und nicht<br />
zuletzt das hervorragende Ergebnis von Beck<br />
selbst verweisen auf die Möglichkeit einer längerfristigen<br />
Stabilisierung der Parteiführung.<br />
Eng verbunden war die Restrukturierung der<br />
Führungsspitze mit der ebenfalls von Beck betriebenen<br />
Modifikation des Arbeitslosengelds<br />
I. Diese Korrektur erhielt zusätzliches symbolisches<br />
Gewicht durch die mühelose Überwindung<br />
der Vorbehalte und Widerstände von<br />
Müntefering und Steinbrück durch Beck, und<br />
sie wurde auch von den Medien vorwiegend als<br />
erste Distanzierung vom politischen Erbe Gerhard<br />
Schröders interpretiert 7 . Drittens schließlich<br />
setzte der Parteivorsitzende weit reichende Änderungen<br />
bei der Formulierung des neuen<br />
Grundsatzprogramms durch. Standen im ‚Bremer<br />
Entwurf‘, der bis in den Sommer hinein als<br />
Diskussionsgrundlage für das neue Grundsatzprogramm<br />
diente, noch zahlreiche Positionen<br />
aus den verschiedenen Anläufen der Schröderjahre<br />
im Mittelpunkt, so wurden diese im ‚Hamburger<br />
Programm‘ deutlich reduziert und durch<br />
eher traditionelle, auf eine Identitätssicherung<br />
der Partei abzielende Programmelemente ersetzt.<br />
Bei beiden großen Parteien kann man jedoch<br />
zur Stunde nicht verlässlich abschätzen, ob die<br />
hier skizzierten politisch-programmatischen<br />
Korrekturen die erhoffte Wirkung in der Wählerschaft<br />
entfalten. Zum einen ist ungewiss, ob