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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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82<br />

Weiterhin wurden zunehmende Differenzen<br />

zwischen den Anteilen der Abbaubefürworter<br />

in Ost- und Westdeutschland nachgewiesen. Die<br />

Untersuchungen zur Erklärung individueller<br />

Einstellungen zum Abbau des Wohlfahrtsstaats<br />

haben gezeigt, dass diese ganz wesentlich durch<br />

normative Orientierungen wie Gerechtigkeitsnormen<br />

determiniert werden. Außerdem konnte<br />

festgestellt werden, dass insbesondere Personen<br />

unter 30 Jahren einen Sozialstaatsabbau<br />

ablehnen. Erst die Gesamtschau dieser Ergebnisse<br />

verdeutlicht die Brisanz des Themas: Es<br />

wird weithin angenommen, dass normative Orientierungen<br />

im Zuge der Sozialisation erworben<br />

werden und dauerhaft stabil sind (Almond/<br />

Powell/Strøm/ Dalton 2004: 52; Arzheimer<br />

2005: 291-292). Da diese Orientierungen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Einstellungen zum<br />

Sozialstaatsabbau ausüben, ist eine Abnahme<br />

der Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland<br />

folglich nur durch Generationenwechsel<br />

möglich. Die jüngste Generation steht<br />

Eva Christensen<br />

aber einem Abbau des Wohlfahrtsstaats besonders<br />

abgeneigt gegenüber. Die entscheidende<br />

Frage ist daher, ob es sich bei dieser Ablehnung<br />

um einen Lebenszykluseffekt oder um einen<br />

Generationeneffekt handelt. Eine zukünftige<br />

Annäherung der Landesteile ist möglich, wenn<br />

hier ein Lebenszykluseffekt vorliegt und die<br />

Mehrheit der jüngsten Generation in Ost und<br />

West über ähnliche normative Orientierungen<br />

verfügt. Sollte es sich jedoch um einen Generationeneffekt<br />

handeln und die unter 30-Jährigen<br />

einen Abbau des Wohlfahrtsstaats aus normativen<br />

Gründen ablehnen, so lässt dies weder auf<br />

eine Annäherung der Einstellungen in den neuen<br />

und alten Bundesländern hoffen noch auf<br />

eine zukünftig verbesserte Durchsetzbarkeit von<br />

Sozialreformen.<br />

Den politischen Parteien, die den Abbau des<br />

Wohlfahrtsstaats vorantreiben und dennoch<br />

Wahlen gewinnen wollen, steht daher auch zukünftig<br />

eine Wanderung auf schmalem Grat bevor:<br />

Einerseits stimmen radikale Konzepte des

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