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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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möglichst nicht in der Lage sein sollten, Veränderungen<br />

im verfilzten Machtgefüge der lokalen<br />

SPD durchzusetzen.<br />

5 Von ‚Rot-Grün‘ zur Großkoalition<br />

Volker Hauff ist mit seiner Politik der rot-grünen<br />

Neuorientierung der Stadtentwicklung an<br />

den innerparteilichen Widerständen gescheitert.<br />

Der Seiteneinsteiger und seine Mannschaft wurden<br />

von einem Teil der alteingesessenen SPD-<br />

Kader nicht akzeptiert und politisch folgenreich<br />

bekämpft. Das Vierparteienbündnis mit der direkt<br />

gewählten Petra Roth an der Spitze hat sein<br />

Stadtentwicklungskonzept zum Teil umgesetzt,<br />

darüber hinaus eher wenig konzeptionelle Dynamik<br />

entfaltet. Die Umfragen zeigen seit Anfang<br />

der 1990er Jahre gleichwohl eine wachsende<br />

Zufriedenheit und einen sinkenden kommunal<br />

lösbaren Problemdruck bei den Frankfurter<br />

Bürgern. Die stark gestiegene Arbeitslosigkeit<br />

und die soziale Polarisierung der Stadtgesellschaft<br />

stärkte und stärkt die Ränder des<br />

Parteispektrums, ist aber von der Politik im Zentralstaat<br />

zu verantworten.<br />

Frankfurt ist somit nicht mehr die krisengeschüttelte<br />

Metropole und ,unbewohnbar wie der<br />

Mond‘, aber die sozialen Probleme der Massenarbeitslosigkeit,<br />

der Armut und der Abstiegsängste<br />

führen gerade in einer so reichen Stadt<br />

bei den davon Betroffenen zu besonders intensiven<br />

Deprivationen. Radikale politische Gruppierungen,<br />

die in einer Wachstumsgesellschaft<br />

ohne sozialen Ausgleich diesen Deprivationen<br />

Ausdruck verleihen, haben deshalb gerade in<br />

dieser reichen Stadt immer gute Chancen gehabt.<br />

6 Rückgang der Wahlbeteiligung<br />

Ein demokratiepolitisch gravierendes Problem<br />

der Frankfurter Wählerentwicklung ist der kontinuierliche<br />

Rückgang der Wahlbeteiligung bei<br />

den Kommunalwahlen. Die 33,6 Prozent Wahl-<br />

Konrad Schacht<br />

beteiligung bei der OB-Wahl 2007 waren der<br />

bisherige Tiefpunkt einer längeren Entwicklung.<br />

Zum Teil ist dies eine Reaktion auf den gesunkenen<br />

kommunalen Problemdruck im Vergleich<br />

mit den 1960er und 1970er Jahren. Der Wahlbeteiligungsrückgang<br />

ist aber vor allem auch<br />

ein Zeichen dafür, dass große Teile der Bevölkerung<br />

sich von der Politik der Stadt und der<br />

Parteien nicht angesprochen und vertreten fühlen.<br />

Hier wird ein großes politisches Entfremdungspotential<br />

in der Stadt deutlich. ‚Die Politik‘<br />

scheint für große Teile der Stadtgesellschaft<br />

unwichtig und problematisch, fremd und fern<br />

geworden zu sein. Radikalisierungen könnten<br />

sich gerade aus diesem Potential speisen, wenn<br />

die immer virulenter werdenden sozialen Ungerechtigkeiten<br />

nicht abgebaut werden, die gerade<br />

in einer reichen Stadt von den Betroffenen als<br />

besonders schmerzhaft empfunden werden.<br />

7 Probleme der schwarz-grünen<br />

Koalition<br />

Zur politischen Entfremdung in der Stadt trägt<br />

mit Sicherheit die Bildung der schwarz-grünen<br />

Koalition bei. Die IPOS-Umfragen vor der<br />

Kommunalwahl 2006 ergaben, dass nur 4 Prozent<br />

der Wahlberechtigten in Frankfurt ein solches<br />

Bündnis wollten. Gerade mal 13 bis 15<br />

Prozent der Grünenwähler und 5 Prozent der<br />

CDU-Sympathisanten sprachen sich für ein<br />

solches Bündnis aus. Die OB-Wahl bestätigte<br />

die Distanz der Grünenwähler zur CDU-Politik.<br />

Nur 24 Prozent von ihnen votierten laut<br />

IPOS-Umfrage für Petra Roth. Diese Daten<br />

bestätigen nur die aus anderen Umfragen bekannte<br />

Tatsache, dass die Wähler der Grünen<br />

sich deutlich weiter links einstufen als die SPD-<br />

Anhänger.<br />

Die Grünen sind, gerade wenn es um politische<br />

Grundwerte geht, der eigentliche Gegenpol<br />

zur CDU. Aus dieser grundsätzlichen ideologischen<br />

Spannung bezogen sie ihre besondere<br />

Mobilisierungskraft, die die Volkspartei SPD

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