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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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138<br />

sierung des Problems. Aus dem nüchternen<br />

Fakt, eine Person ohne Papiere zu sein, wird<br />

ein Familienvater, der seinen väterlichen Verpflichtungen<br />

nicht nachkommen kann, oder eine<br />

Mutter, die sich strafbar macht, nur weil sie mit<br />

ihrem Mann und ihren Kindern zusammenleben<br />

möchte.<br />

In gewisser Weise wird durch die Einführung<br />

der Medien als zentraler Unterstützer der<br />

Bewegung auch ein wichtiges Ergebnis der<br />

Bewegungsforschung zumindest ansatzweise in<br />

Frage gestellt. So sind gemäß des Political Opportunity<br />

Structure-Ansatzes dezentrale Systeme<br />

infolge ihrer vielfältigen Andockpunkte für<br />

soziale <strong>Bewegungen</strong> zugänglicher als zentralistische<br />

Systeme. Werden jedoch die Medien<br />

selbst zu einem wesentlichen Akteur im Kontext<br />

der Bewegung, so ist ein hoch-konzentriertes<br />

Mediensystem für Evolution, Verbreitung<br />

und Vertiefung der Bewegung wesentlich effektiver<br />

als ein föderal strukturiertes. Sehr schön<br />

aufgezeigt wird dieser Effekt in der vorliegenden<br />

Arbeit am Beispiel Frankreichs im Gegensatz<br />

zur Schweiz.<br />

Rolle der Kirche kommt zu kurz<br />

Gibt es jenseits des innovativen Ansatzes, der<br />

sehr guten Lesbarkeit und der Stringenz der<br />

Darlegung auch noch etwas zu kritisieren? Ja:<br />

Das letzte zusammenfassende Kapitel hätte ausführlicher<br />

ausfallen können. Insbesondere die<br />

tabellarische Darlegung der Ergebnisse der empirischen<br />

Untersuchung in den drei Ländern ist<br />

kaum vertextet. Ferner wird nicht eingegangen<br />

auf Bedeutung und Symbolik von Kirchenbesetzungen<br />

als in gewisser Weise Auftakt der<br />

Bewegungsaktivitäten in jedem der drei Länder.<br />

Die Rolle und Bedeutung der Kirche als besonderer<br />

sowie auch als zivilgesellschaftlicher Akteur<br />

werden nur begrenzt thematisiert. Doch<br />

abgesehen davon handelt es sich um eine gelungene<br />

und sehr lesenswerte Arbeit.<br />

Annette Zimmer, Münster<br />

<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007<br />

Besprochene Literatur<br />

Laubenthal, Barbara 2007: Der Kampf um<br />

Legalisierung. <strong>Soziale</strong> <strong>Bewegungen</strong> illegaler<br />

Migranten in Frankreich, Spanien und der<br />

Schweiz. Frankfurt a.M.: Campus.<br />

�<br />

Kapitalismus,<br />

Machtungleichgewicht und<br />

Nachhaltigkeit<br />

Ein Großteil der aktuellen globalisierungskritischen<br />

Studien auf dem Literaturmarkt krankt<br />

vor allem an einem Defizit: Obgleich sie zumeist<br />

überzeugend Missstände der gegenwärtigen<br />

Weltordnung zu thematisieren und hierbei vor<br />

allem die Lieblingszielscheibe ‚Neoliberalismus‘<br />

nach Kräften unter Beschuss zu nehmen wissen,<br />

mangelt es häufig an realistischen Alternativen<br />

und innovativen Vorschlägen, um Wege<br />

aus den viel gescholtenen Ungerechtigkeiten<br />

aufzuzeigen. Mohssen Massarat möchte in seiner<br />

Monografie ‚Kapitalismus, Machtungleichgewicht,<br />

Nachhaltigkeit‘, wie es schon der programmatische<br />

Untertitel anzeigt, ebensolche<br />

‚Perspektiven revolutionärer Reformen‘ jenseits<br />

der kapitalistischen Weltordnung entwickeln.<br />

Daher wird sich sein Buch auch an diesem Anspruch<br />

messen lassen müssen.<br />

Kritik am Bestehenden<br />

Die Voraussetzung zur Formulierung von Alternativen<br />

bleibt jedoch auch bei Massarrat die<br />

Kritik am Bestehenden. Und die Liste derer, die<br />

ins Fadenkreuz des Osnabrücker Lehrstuhlinhabers<br />

für Politikwissenschaft geraten, ist<br />

ebenso lang wie facettenreich: Sie reicht von<br />

den USA über Max Weber, Michael Mann und<br />

Samuel Huntington bis hin zu marxistischen<br />

Theoretikern wie Ernest Mandel, David Harvey<br />

oder Alex Callinicos (Mandel 1972, Harvey<br />

2004, Callinicos 2003).

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