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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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74<br />

wünschte Ausmaß, in dem diese Ziele realisiert<br />

werden sollen, wenn eine staatliche Zuständigkeit<br />

gegeben ist (Intensität). Aus dieser Differenzierung<br />

lassen sich weitere theoretische Annahmen<br />

über die Entwicklung der Anteile an<br />

Befürwortern und Gegnern eines Sozialstaatsabbaus<br />

ableiten. Ein Abbau des Wohlfahrtsstaats<br />

auf der Dimension der Extensität würde bedeuten,<br />

dass der Staat den Umfang seiner Zuständigkeit<br />

reduziert und unter den Status Quo senkt.<br />

Ein Abbau auf der Dimension der Intensität<br />

würde dagegen die Gebiete sozialstaatlicher<br />

Verantwortung unverändert lassen, jedoch das<br />

Ausmaß der staatlichen Aktivitäten auf diesen<br />

Gebieten vermindern. Die Extensität ist also die<br />

grundsätzlichere der beiden Dimensionen.<br />

Es ist plausibel anzunehmen, dass es Bürger<br />

gibt, die dem Staat zwar eine allgemeine Verantwortung<br />

für soziale Belange zuschreiben, die<br />

jedoch gleichzeitig das Ausmaß des wohlfahrtsstaatlichen<br />

Handelns in diesen Zuständigkeitsgebieten<br />

begrenzen wollen. Deshalb kann davon<br />

ausgegangen werden, dass ein Sozialstaatsabbau<br />

auf der Ebene der Extensität weniger Zustimmung<br />

findet als auf der Ebene der Intensität.<br />

Gleichzeitig sollten die Einstellungen gegenüber<br />

dem Sozialstaat auf der Dimension der<br />

Intensität im Zeitverlauf höhere Variationen aufweisen<br />

als auf der Dimension der Extensität<br />

(Andreß/Heien/Hofäcker 2001: 55; Roller 1998:<br />

Eva Christensen<br />

88). Eine mögliche Anpassung der Ansprüche<br />

nach unten ist demnach stärker bei der Intensität<br />

zu erwarten als bei der Extensität.<br />

Aus den angeführten theoretischen Überlegungen<br />

lassen sich folgende Hypothesen ableiten:<br />

Hypothese 1: Irreversibilität bzw. Anspruchsinflation<br />

Im Zeitverlauf ist auf beiden Dimensionen<br />

(Extensität und Intensität) ein gleich bleibender<br />

bzw. abnehmender Anteil an Abbaubefürwortern<br />

zu erwarten.<br />

Hypothese 2: Anpassung<br />

Es ist von einem wachsenden Anteil an Abbaubefürwortern<br />

auszugehen. Dabei sollten sich<br />

in beiden Landesteilen stärkere Veränderungen<br />

auf der Dimension der Intensität zeigen als auf<br />

der Dimension der Extensität.<br />

Hypothese 3: Intensitätsabbau vor Extensitätsabbau<br />

Auf der Dimension der Intensität sind zu<br />

allen Zeitpunkten mehr Abbaubefürworter zu<br />

erwarten als auf der Dimension der Extensität.<br />

3 Entwicklung der Einstellungen zum<br />

Sozialstaatsabbau im Zeitverlauf:<br />

Empirische Analyse<br />

Die empirischen Analysen, mit denen die aufgestellten<br />

Hypothesen geprüft werden, basieren<br />

auf den kumulierten Daten der Allgemeinen<br />

Tab. 1: Anteile an Abbaubefürwortern und -gegnern auf der Dimension der Extensität 6<br />

Jahr Westdeutschland Ostdeutschland<br />

Abbaubefürworter Abbaugegner Abbaubefürworter Abbaugegner<br />

1984 9,0 (261) 89,7 (2614)<br />

1991 9,8 (120) 88,8 (1093) 1,3 (17) 98,3 (1297)<br />

1994 13,3 (247) 85,5 (1593) 3,1 (30) 96,6 (925)<br />

2000 15,2 (285) 83,2 (1560) 7,6 (90) 91,7 (1089)<br />

2004 18,6 (273) 80,7 (1187) 7,6 (64) 91,8 (771)<br />

Angaben in Prozent, Fallzahlen in Klammern. Die Prozentpunkte ergeben keine Summe von<br />

100 Prozent, weil einige Befragte die Antwort verweigerten oder keine Meinung aufwiesen.

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