Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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des Anteils an Abbaubefürwortern bei der Intensität<br />
nicht dauerhaft höher lag als bei der<br />
Extensität, so sind doch über den gesamten Zeitraum<br />
betrachtet mehr Veränderungen bezüglich<br />
der Intensität eingetreten als bezüglich der Extensität.<br />
Über das Verhältnis der Anteile der Abbaubefürworter<br />
im Vergleich der beiden Dimensionen<br />
zu jeweils einem Zeitpunkt informiert die<br />
letzte Spalte von Tabelle 3. Hypothese 3 geht<br />
davon aus, dass es mehr Befürworter eines Sozialstaatsabbaus<br />
bezüglich der Intensität gibt als<br />
bei der Extensität. Im Gegensatz dazu war in<br />
den Jahren 1984 und 1994 der Anteil derjenigen,<br />
die einen Abbau des Wohlfahrtsstaats befürworten,<br />
bei der Extensität höher als bei der<br />
Intensität. Danach drehte sich das Verhältnis um:<br />
Sowohl 2000 als auch 2004 gab es – wie theoretisch<br />
erwartet – mehr Befürworter eines Abbaus<br />
auf der Dimension der Intensität.<br />
In den neuen Bundesländern haben die Abbaubefürworter<br />
ebenfalls Zuwächse zu verzeichnen:<br />
Ihr Anteil stieg auf der Dimension der Extensität<br />
von 1,3 Prozent im Jahr 1991 auf 7,6<br />
Prozent im Jahr 2004 (vierte Spalte Tab. 1). In<br />
den letzten vier Jahren des betrachteten Zeitraums<br />
ist allerdings keine Steigerung mehr festzustellen.<br />
Die Entwicklung ist daher weder durch<br />
die These der Anspruchsinflation (Hypothese<br />
1) noch durch die Anpassungsthese (Hypothese<br />
2) vollständig erklärbar. Denkbar wäre eine<br />
Kombination der beiden Thesen dergestalt, dass<br />
die Ostdeutschen ihre sozialstaatlichen Ansprüche<br />
nach der Wiedervereinigung zunächst den<br />
Umständen anpassten. Nachdem die Phase der<br />
‚Orientierung’ im neuen System beendet worden<br />
war, kann eine Anspruchsverfestigung eingetreten<br />
sein. Vorstellbar ist also eine anfängliche<br />
Anpassung, die dann aber ihre Grenzen erreichte<br />
und seitdem im Sinne der Irreversibilitätsthese<br />
stagniert. Was die Intensität betrifft, so<br />
zeichnet sich ein klareres Bild ab: Der Anteil<br />
der Abbaubefürworter an der ostdeutschen Bevölkerung<br />
hat sich von marginalen 0,7 Prozent<br />
im Jahr 1994 auf 8,2 Prozent im Jahr 2004 gesteigert<br />
(fünfte Spalte Tab. 2). Dabei erfolgte<br />
ein ständiger Zuwachs, was für die Anpassungsthese<br />
(Hypothese 2) und gegen eine Irreversibi-<br />
Tab. 3: Veränderungen des Anteils an Abbaubefürwortern im Vergleich der Dimensionen Extensität<br />
und Intensität (Westdeutschland)<br />
Jahr Extensität Intensität<br />
Abbau- Zunahme Abbau- Zunahme Unterschiede<br />
befürworter 1 des Anteils 2 befürworter 1 des Anteils 2 der Anteile 3<br />
1984 9,0 7,9 1,1*<br />
1994 13,3 4,3 9,8 1,9 3,5*<br />
2000 15,2 1,9 18,9 9,1 -3,7*<br />
2004 18,6 3,4 22,7 3,8 -4,1*<br />
Signifikanzniveau: * = p < 0,001<br />
Eva Christensen<br />
1Anteil an Gesamtbevölkerung in Prozent<br />
2 (Anteil) der Abbaubefürworter seit dem vorherigen Zeitpunkt in Prozentpunkten<br />
3 (Anteile) an Abbaubefürwortern bei Extensität und Intensität (in Prozentpunkten, Extensität –<br />
Intensität)