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Treibgut Bürgergesellschaft in der Zukunft Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) hat ein Diskussionspapier zu ‚Zukunftstrends der Bürgergesellschaft‘ veröffentlicht. In dem Papier werden mögliche Folgen aus sozialem und demografischem Wandel für bürgerschaftliches Engagement aufgezeigt und notwendige Konsequenzen auch für die Engagementförderung benannt. Gefordert wird eine bessere Infrastruktur für Bürgerschaftliches Engagement sowie eine angemessene Anerkennungskultur für die Dienste der Bürgergesellschaft. Das Papier kann im Internet herunter geladen werden: www.b-b-e.de, Menüpunkt Service -> Downloads. Mehr Geldspenden Im ersten Halbjahr 2007 sind fast zehn Prozent mehr Geldspenden an spendensammelnde Organisationen gegangen als im Vorjahr. Insgesamt wurden in den ersten 6 Monaten des Jahres 843 Millionen Euro gespendet. Diese Zahlen hat der Deutsche Spendenrat nun veröffentlicht. Vor allem ältere und sozial engagierte Menschen seien spendenfreudig; darüber hinaus hätten vor allem Zeitspenden zugenommen. Weitere Informationen und Kontakt sowie Möglichkeit zum Download der Studie: www. spendenrat.de Neue Attac-Basistexte Chris Methmann/Alexander Haack/Jesko Eisgruber: ‚Wem gehört der Himmel – Das Klima in der Globalisierungsfalle‘ (AttacBasisText 26) Die Autoren stellen die Machtfrage in der Klimapolitik. Sie untersuchen das Thema Klimawandel anhand der Fragen nach Zusammenhängen von Klima und Kapitalismus sowie Klima und (sozialer) Gerechtigkeit. Sie fordern eine Klimabewegung, „die den Zusammenhang zwischen Ökologie und Gerechtigkeit, Globalisierungskritik und Klimapolitik in den Mittelpunkt rückt.“ 125 Heinz J. Bontrup/Lars Niggemeyer/Jörg Melz: ‚Arbeit fair teilen‘ (AttacBasisText 27) Die Autoren vertreten die Auffassung, dass Vollbeschäftigung unter gleich bleibenden Bedingungen in der heutigen Zeit nicht mehr möglich sein wird. Im Gegenteil werden prekäre Arbeitsverhältnisse und Phänomene wie Armut trotz Arbeit zunehmen. Die Autoren treten daher für eine starke Verkürzung der Arbeitszeit ein, um vorhandene Arbeit auf möglichst viele Menschen zu verteilen. Die Basistexte sind im VSA-Verlag erschienen und kosten 6,50 Euro. Bestellung: Attac-Materialversand, Tel.: (069) 900 281-10, Fax: -99, eMail: info@attac.de, www.attac.de/material.
126 REZENSIONEN ................................................................................................................................... Die Entstehung der Publikumsdemokratie Der an der New York University ansässige französische Politikwissenschaftler Bernard Manin ist vor einiger Zeit mit einem viel zitierten Aufsatz international bekannt geworden, dem Jürgen Habermas bescheinigte, er bringe die Pointe auf den Begriff, politische Legitimation als Ergebnis allgemeiner Deliberation und nicht als Ausdruck eines allgemeinen Willens zu begreifen. Manins bereits 1995 in Frankreich erschienene, 1997 unter dem Titel ‚The principles of representative government‘ in den USA publizierte und nun auch ins Deutsche übersetzte Studie ist von Hanspeter Kriesi ebenfalls ein Erwartungen weckendes Kompliment gemacht worden. Laut Kriesi bringt sie nämlich „Entwicklungen, die Parteien- und Medienexperten seit einiger Zeit beobachten, konzeptuell auf den Punkt“(Kriesi 2003: 208). Diesmal konzentriert sich Manin jedoch nicht auf den Begriff der Deliberation, sondern auf den Begriff der politischen Repräsentation. Er verbindet historische und begriffsgeschichtliche Erläuterungen, formale entscheidungstheoretische Modellierungen und Ergebnisse der empirischen Politikforschung zu dem Argument, dass repräsentativ-demokratische Systeme in bewusster Absetzung von demokratischen Ideen zu Partizipation und Volkssouveränität entworfen wurden. Repräsentatives Regieren wäre Manin zufolge als Regierung durch das Volk missverstanden; es handelt sich um eine Elitenherrschaft, in der „die Politik und öffentliche Entscheidungen zum Gegenstand des Urteils der Wähler gemacht werden“ (262). Politische Gleichheit und Losverfahren Um Grundprinzipien und Besonderheiten repräsentativ-demokratischer politischer Systeme zu konturieren, rekonstruiert Manin im Rück- <strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 4/2007 griff auf Platon und Aristoteles, Madison und Sieyès sowie Harrington, Montesquieu und Rousseau zunächst historische Einschätzungen der demokratischen Dignität des Wahlmechanismus. Manin führt plastisch vor Augen, dass das Wahlverfahren bis ins 18.Jahrhundert ganz selbstverständlich als aristokratisches oder elitäres Auswahlverfahren betrachtet wurde. Als demokratisch wurde demgegenüber das Losverfahren verstanden, weil nur dieses ungeachtet von Herkunft und Merkmalen allen Bewerbern gleiche Chancen auf die Besetzung von politischen Ämtern eröffnen. Noch Montesquieu formulierte in diesem Sinne: „Die Abstimmung durch das Los entspricht dem Wesen der Demokratie, die durch die Wahl dem der Aristokratie“ (101). Manins Darstellung macht hier ein klassisches Demokratieverständnis stark, das die ‚Identität‘ oder ‚Isonomie‘ von Regierenden und Regierten voraussetzte und ausgeprägt egalitaristisch orientiert war. Zugleich hebt er hervor, dass an der Wiege moderner Repräsentativsysteme eine bewusste Abkehr vom Losverfahren und dem Gedanken demokratischer Identität stand. Seine Ausführungen zu den Stadtstaaten der italienischen Renaissance, die das Losverfahren noch verwandten, plausibilisieren, dass es nicht nur durch gesellschaftliche Veränderungen – etwa die Entwicklung von modernen Flächenstaaten – schlechterdings unpraktikabel wurde, sondern eine Entscheidung für das repräsentative System zwischen gleichermaßen möglichen Alternativen getroffen wurde. Nicht zuletzt aus zahllosen Hollywood- Filmen sind uns mit ‚ordinary citizens’ besetzte Geschworenengerichte vertraut, deren Mitglieder nicht viel anders als in der antiken Polis per Los bestimmt werden und dennoch über schwerwiegende Rechtsfragen mitentscheiden. Schon das zeigt, dass der leicht absurd anmutenden Auslosung verantwortlicher politischer Ämter die Praktikabilität auch in modernen Gesellschaften nicht vollkommen abgesprochen werden kann.
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