Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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grammatischen Affinität der Partner erreicht den<br />
Indexwert 7. Allerdings streuen die Monate mit<br />
einer bürgerlichen Mehrheit breit über die betrachtete<br />
Zeitspanne; ein auch nur halbwegs stabiles<br />
bürgerliches ‚Zwischenhoch‘ zeichnet sich<br />
nicht ab.<br />
Gegenüber diesen schon praktizierten und<br />
bewährten ‚kleinen‘ Regierungsbündnissen der<br />
Jahre 1982 bis 2005, die unter den Bedingungen<br />
des neuen Parteiensystems keine oder<br />
allenfalls sporadische Mehrheitsperspektiven<br />
haben, treten zwei neue Koalitionskonstellationen<br />
mit jeweils recht starkem Mehrheitspotenzial<br />
hervor. Die Ampelkoalition aus SPD, FDP<br />
und Grünen erreicht einen Indexwert von 11<br />
und bleibt beinahe ein Jahr hindurch konstant<br />
mehrheitsfähig. Und auch das hier nur als rechnerische<br />
Option bzw. als Veto-Mehrheit betrachtete<br />
Bündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei<br />
erzielt einen Indexwert von 11 und erweist sich<br />
über einen längeren Zeitraum als mehrheitsfähig.<br />
Beide neuen Dreierkoalitionen treten in dem<br />
Augenblick hervor, in dem die Union unter 40%<br />
abzusinken beginnt.<br />
Gerd Mielke<br />
Auf der Basis der in den Umfragen abgebildeten<br />
Parteianteile ergibt sich somit für den hier<br />
betrachteten Zeitraum von 23 Monaten in insgesamt<br />
18 Monaten eine Koalitionskonstellation<br />
jenseits der Großen Koalition. Dabei fallen jedoch<br />
die Mehrheiten immer recht knapp im Vergleich<br />
zu den ihnen gegenüber stehenden Veto-<br />
Koalitionen aus. Wirklich stabile und tragfähige<br />
Mehrheiten außer der Großen Koalition gibt<br />
es bisher nicht.<br />
4 Auflösung traditioneller Parteibindungen<br />
und versuchte Politikkorrektur<br />
Die Betrachtung des Wählermarkts und des<br />
Parteiensystems mit den neuen Koalitionsnotwendigkeiten<br />
zeigt eine Zerfaserung von Wählerloyalitäten,<br />
die sich auf den ersten Blick<br />
durchaus unter der These vom ‚dealignment‘,<br />
also der Auflösung überkommener Parteibindungen,<br />
einordnen lässt. Allerdings, und hier<br />
kommt eine Besonderheit der deutschen Parteienentwicklung<br />
in den letzten Jahren zum Vor-