Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Modernisierungen der Traditionskompanie<br />
von Diskussionsvorschlägen oder Modellprojekten<br />
zu einer in der Parteisatzung verankerten<br />
Regelung weiter. Auch Gerd Mielke hatte sich<br />
für eine Reform des starren Mitgliederkonzepts<br />
der SPD unter Öffnung der Mitgliedschaft und<br />
Schaffung flexibler Partizipationsformen ausgesprochen,<br />
so dass sich die SPD zu einer Aktivistenpartei<br />
entwickeln würde (u.a. Mielke<br />
2005: 127).<br />
Nach dem neu geschaffenen § 10a des gestrafften<br />
Organisationsstatuts ‚Öffnung für<br />
Gastmitglieder‘ erhalten Gastmitglieder Teilnahme-,<br />
Rede-, Antrags- und Personalvorschlagsrecht<br />
bei Mitgliederversammlungen sowie volles<br />
Stimmrecht in Projektgruppen. Eine Gastmitgliedschaft<br />
muss schriftlich beantragt werden;<br />
sie steht nur denjenigen offen, die die<br />
Grundwerte der SPD anerkennen. Gastmitglieder<br />
haben den Parteibeitrag für Mitglieder mit<br />
geringem oder ohne Einkommen, dieser beträgt<br />
zurzeit 2,50 Euro pro Monat, zu entrichten. Die<br />
Gastmitgliedschaft gilt für ein Jahr und kann<br />
danach nur einmal um ein weiteres Jahr verlängert<br />
werden.<br />
Die seit den 1990erJahren im Rahmen eines<br />
Modellprojektes erfolgreich praktizierte Gastmitgliedschaft<br />
mit vollem Stimmrecht bei der<br />
Arbeitsgemeinschaft der Jusos findet auch in<br />
der 2005 verabschiedeten Satzung ihren Niederschlag.<br />
Auf zwei Jahre begrenzt und beitragsfrei<br />
sichert die Regelung über die Juso-<br />
Gastmitgliedschaft in § 10a Abs. 3 weiterhin<br />
volle Mitwirkungsrechte in der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Jusos zu. Ausnahme bleibt weiterhin,<br />
dass die Vertreter der Jusos in Gremien der Partei<br />
Parteimitglied sein müssen. Die Juso-Gastmitgliedschaft<br />
ist einmal für weitere zwei Jahre<br />
verlängerbar.<br />
Die Beck-Kommission begrüßt die 1993 in<br />
die Parteistatuten aufgenommen Möglichkeiten<br />
zur stärkeren Beteiligung von Mitgliedern durch<br />
Mitgliederentscheide und Urwahlen, sieht aber<br />
hier „kein Defizit bei Beteiligungsmöglichkeiten,<br />
wohl aber ein Defizit in der Wahrnehmung<br />
61<br />
dieser Möglichkeiten durch die Mitglieder.“<br />
(SPD-Parteivorstand 2005: 14) Damit wird der<br />
Auffassung von Thomas Leif, Parteien müssten<br />
dem vermeintlichen Partizipationsdruck ihrer<br />
Mitglieder Rechnung tragen, entgegengetreten.<br />
Vor diesem Hintergrund werden die Regelungen<br />
zu Mitgliederentscheid und Urwahl nicht<br />
verändert, jedoch die Mitglieder ermutigt „ [...]<br />
von dem Instrument der Mitgliederbeteiligung<br />
und Mitgliederbefragung offensiver Gebrauch<br />
zu machen.“ (SPD-Parteivorstand 2005: 14)<br />
5 Fazit<br />
Die oben beschriebenen Vorschläge der Projektgruppe<br />
‚SPD 2000‘, der von Franz Müntefering<br />
und Matthias Machnig sowie der der<br />
Arbeitsgruppe ‚Mitgliederpartei‘ stellen die drei<br />
wesentlichen Ansätze zur Reform der Parteiarbeit<br />
in der SPD in den letzten zwanzig Jahren<br />
dar. Auffallend ist die augenscheinlich große<br />
Deckungsgleichheit der Konzepte: Es wird sich<br />
für folgende Ziele ausgesprochen:<br />
• Erhalt der SPD als stärkste Mitgliederpartei<br />
• Stopp des Mitgliederrückgangs, Gewinnung<br />
neuer Mitglieder<br />
• Verbesserung der Medienarbeit auf allen<br />
Ebenen<br />
• Qualifizierung von Hauptamtlichen und<br />
Mandatsträgern<br />
• Verstärkung der Zielgruppenarbeit<br />
• Öffnung der Partei in die Gesellschaft<br />
• Stärkung innerparteilicher Kommunikation<br />
unter Nutzung der neuen Medien<br />
• verstärkte Einbeziehung der Mitglieder in<br />
innerparteiliche Entscheidungen<br />
Auf den zweiten Blick jedoch unterscheiden sich<br />
die drei Reformansätze sehr deutlich durch die<br />
jeweils unterschiedlich vorgenommenen<br />
Schwerpunktsetzungen. Während sich die Projektgruppe<br />
‚SPD 2000‘ unter Leitung des damaligen<br />
Bundesgeschäftsführers Karlheinz Blessing<br />
und die Beck-Kommission für eine Erneuerung<br />
der Mitgliederpartei stark machen, neh-