Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Einstellungen zum Sozialstaatsabbau<br />
Sozialabbaus nicht mit den Vorstellungen der<br />
breiten Masse der deutschen Wähler überein. 16<br />
Gleichzeitig besteht jedoch Grund zur Annahme,<br />
dass – wie schon in der Vergangenheit –<br />
durch kleine Reformschritte und entsprechende<br />
öffentliche Rhetorik die Toleranzgrenze der Bevölkerung<br />
sukzessive erhöht werden kann. Der<br />
‚Korridor des Wohlwollens‘, in dem die Sozialpolitik<br />
der Parteien sich bewegen kann, ohne<br />
Wähler abzuschrecken, ist freilich eng. Wie breit<br />
er in Zukunft sein wird, hängt nicht zuletzt von<br />
den Parteien selbst ab.<br />
Eva Christensen, M.A., ist freie Mitarbeiterin<br />
des Instituts für Politikwissenschaft der Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz.<br />
Anmerkungen<br />
1 Aus Gründen der sprachlichen Sparsamkeit<br />
wird im vorliegenden Beitrag nur die männliche<br />
Form der jeweiligen Personenbezeichnung<br />
verwendet. Sie bezieht sich gleichermaßen auf<br />
Männer wie auf Frauen.<br />
2 Nach der Definition von Flora et al. umfasst<br />
der Wohlfahrtsstaat diejenigen staatlichen<br />
Interventionen, welche die Ziele der sozio-ökonomischen<br />
Gleichheit und Sicherheit verfolgen<br />
(Flora 1986: XV; Flora/Alber/Kohl 1977: 723;<br />
Flora/Heidenheimer 1987: 25). Der Begriff des<br />
Sozialstaats bezeichnet das spezifisch deutsche<br />
wohlfahrtsstaatliche Gebilde und wird daher in<br />
der Mehrheit der deutschen Literatur wie auch<br />
im vorliegenden Beitrag synonym zu dem des<br />
Wohlfahrtsstaats gebraucht (Roller 2002: 648).<br />
Gleichwohl ist diese Begriffsverwendung nicht<br />
unumstritten (Butterwegge 2001: 12-14).<br />
3 Einstellungen werden hier als Bewertungen<br />
von Objekten verstanden (Ajzen 1989: 241-<br />
244; Eagly/Chaiken 1993: 1-14; Fishbein/Ajzen<br />
1975: 11-12; Rosenberg/Hovland 1960: 1).<br />
4 ALLBUS ist eine in Deutschland in der<br />
Regel alle zwei Jahre durchgeführte repräsentative<br />
Querschnittsstudie. Sie wird vom Zentrum<br />
83<br />
für Umfragen, Methoden und Analysen<br />
(ZUMA) in Mannheim in Zusammenarbeit mit<br />
dem Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung<br />
in Köln (ZA) realisiert. Die genannten<br />
Institutionen tragen keine Verantwortung für die<br />
Datenverwendung im vorliegenden Beitrag. Der<br />
analysierte Datensatz ist beim ZA unter der Studiennummer<br />
ZA 4241 archiviert.<br />
5 Dargestellt und diskutiert wird die Entwicklung<br />
desjenigen Anteils der ost- bzw. westdeutschen<br />
Bevölkerung, der sich für einen Sozialstaatsabbau<br />
ausspricht. Es sei betont, dass von<br />
empirisch feststellbaren Verschiebungen im Aggregat<br />
nicht auf Veränderungen auf der Individualebene<br />
geschlossen werden kann (zum so<br />
genannten ökologischen Fehlschluss siehe Robinson<br />
1950). Die Prozentangaben werden auf<br />
Basis aller Befragten gebildet und nicht nur auf<br />
Basis derjenigen, die eine Meinung aufwiesen<br />
bzw. überhaupt bereit waren, die jeweilige Frage<br />
zu beantworten. Ein solches Vorgehen ist<br />
notwendig, um Aussagen über den Anteil von<br />
Abbaubefürwortern und -gegnern an der Gesamtbevölkerung<br />
treffen zu können. Von den<br />
Analysen ausgeschlossen werden aber Befragte<br />
ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Ebenfalls<br />
nicht einbezogen werden Personen, die in Ostdeutschland<br />
geboren sind und zum Befragungszeitpunkt<br />
in Westdeutschland lebten, bzw. Personen,<br />
die in Westdeutschland geboren wurden<br />
und zum Befragungszeitpunkt in Ostdeutschland<br />
lebten. Dies geschieht, um eine eindeutige<br />
Zuordnung zu einem Landesteil vornehmen zu<br />
können.<br />
6 Operationalisierung: „Der Staat muss dafür<br />
sorgen, dass man auch bei Krankheit, Not,<br />
Arbeitslosigkeit und im Alter ein gutes Auskommen<br />
hat.“ Abbaubefürworter = „stimme<br />
eher nicht zu“ oder „stimme überhaupt nicht<br />
zu“; Abbaugegner = „stimme voll zu“ oder „stimme<br />
eher zu“.<br />
7 Operationalisierung: „Sollten die Sozialleistungen<br />
in Zukunft gekürzt werden oder sollte es<br />
so bleiben, wie es ist, oder sollte man die Sozi-