Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Literatur<br />
legal und dauerhaft in den betreffenden Ländern<br />
zu leben. Aus einer vergleichenden Perspektive<br />
und unter Rekurs auf die Ansätze und<br />
Ergebnisse der sozialen Bewegungsforschung<br />
wird beleuchtet, warum und wie das Anliegen<br />
der illegalen Migranten – die Legalisierung ihres<br />
Status – zum Kristallisationskern von sozialer<br />
Bewegung werden konnte.<br />
Ton der Bewegung getroffen<br />
Die Lektüre der Arbeit ist gleich in mehrfacher<br />
Hinsicht empfehlenswert. An erster Stelle ist<br />
die klare und schnörkellose Sprache herauszustellen.<br />
Hier wurde keine Qualifikationsarbeit<br />
vorgelegt, sondern ein Buch geschrieben, das<br />
sich gut liest und optimal über Evolution, Verlauf<br />
und Erfolg der Pro-Legalisierungsbewegungen<br />
in den betreffenden drei Ländern informiert.<br />
Gegliedert ist die Arbeit in insgesamt acht<br />
Kapitel. Während in den ersten vier Kapiteln in<br />
die Fragestellung eingeführt, der Stand der Forschung<br />
dargelegt und die Methodik erläutert<br />
werden, dienen die folgenden vier Kapitel – der<br />
Hauptteil der Arbeit – der Darlegung der Ergebnisse<br />
der empirischen Untersuchung in den betreffenden<br />
Ländern.<br />
Rahmenbedingungen der Bewegung<br />
Zentral für die vergleichende Analyse der drei<br />
<strong>Bewegungen</strong> ist insbesondere Kapitel drei, in<br />
dem Ansätze und Ergebnisse der Bewegungsforschung<br />
rezipiert und zum Ausgangspunkt der<br />
Entwicklung eines ‚Rasters‘ oder ‚Modells‘ gemacht<br />
werden, anhand dessen die drei <strong>Bewegungen</strong><br />
einer näheren Betrachtung unterzogen<br />
werden. Entstehung und Verlauf der Bewegung<br />
werden jeweils vor dem Hintergrund des landesspezifischen<br />
Kontextes im Sinne des Political<br />
Opportunity Structure-Ansatzes analysiert.<br />
Eine wichtige Rolle kommt hierbei sowohl der<br />
Identifikation zentraler Unterstützer – insbesondere<br />
ausgewählten Akteuren der Zivilgesellschaft<br />
– wie den Traditionen und landesspezifischen<br />
Ausgestaltungen des Politikfeldes Mig-<br />
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ration zu. Insofern werden jeweils pro Land die<br />
Rahmenbedingungen und spezifischen Kontextstrukturen<br />
aufgezeigt, die in gewisser Weise die<br />
Folie bilden, vor deren Hintergrund sich aus<br />
struktur- wie auch aus akteurstheoretischer<br />
Sicht die <strong>Bewegungen</strong> entwickelten. Ergänzt<br />
wird diese Perspektive durch einen explizit diskurstheoretischen<br />
Fokus. Dieser nimmt zum<br />
einen das framing der Bewegung – also das<br />
jeweilige, von der betreffenden Bewegung hervorgebrachte<br />
Interpretationsschema beziehungsweise<br />
ihren jeweils spezifischen legitimierenden<br />
Diskurs – in den Blick und betrachtet<br />
darüber hinaus die Rolle der Medien und deren<br />
Einfluss auf Veränderung, Verbreiterung und<br />
Verallgemeinerung des framing.<br />
Medien als eigenständiger Akteur<br />
Insofern als das Analyseraster dieser Arbeit den<br />
Medien eine eigenständige Rolle im Kontext<br />
des Bewegungsprozesses einräumt, unterscheidet<br />
es sich von der in der sozialen Bewegungsforschung<br />
primär anzutreffenden Sicht: Medien<br />
werden hier vor allem als Referenzquelle für<br />
die Häufigkeit und die Intensität von Protestereignissen<br />
herangezogen. Ihnen wird aber nicht<br />
der Status eines den Diskurs und damit das framing<br />
maßgeblich mitbestimmenden Akteurs eingeräumt.<br />
In der vorliegenden Arbeit wird jedoch<br />
genau dies getan, und zwar mit sehr interessantem<br />
Ergebnis. Der Grund, warum die<br />
Medien sich in allen drei Ländern zu einem zentralen<br />
Akteur und konstitutiven Unterstützer der<br />
jeweiligen Bewegung entwickelten, ist – so die<br />
Analyse von Barbara Laubenthal – vor allem in<br />
der Medientauglichkeit des Issues ‚illegale Migration‘<br />
zu sehen. Illegalität ist nämlich nicht<br />
nur ein juristischer Status, sondern gleichzeitig<br />
eine individuelle Erfahrung und damit ein lebensweltlich<br />
eingebetteter Zustand, der eine<br />
normale bürgerliche Existenz, inklusive eines<br />
glücklichen Familienlebens, verunmöglicht.<br />
Damit eröffnet sich für die Medien die Möglichkeit<br />
der Individualisierung und Personali-