Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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gungen für die politische Partizipation in Ostdeutschland,<br />
sondern an dem hierzu fehlenden<br />
Willen und dem mangelnden Verantwortungsbewusstsein<br />
vieler Bürger, die sich zu einem gewissen<br />
Maß aus Unkenntnis über die Demokratie<br />
speisen. Die nach wie vor weit verbreitete<br />
Staatsorientierung, womit nicht nur eine wohlfahrtsstaatliche<br />
Dimension gemeint ist, erschwert<br />
das Verständnis der Demokratie als einer<br />
Staatsform, die eigenes Engagement und<br />
Eigenverantwortlichkeit erfordert.<br />
Im Zusammenhang mit den rechtsextremistischen<br />
Ausschreitungen in Mügeln (Sachsen)<br />
wurde oft nach der viel zitierten Zivilcourage<br />
der Menschen gerufen. 5 Dabei geht es in den<br />
neuen Ländern vielmehr um den Aufbau einer<br />
echten, streitbaren Zivilgesellschaft, die sich –<br />
zumindest auf einigen Gebieten – auch selbst<br />
organisieren kann. Hierzu gehört auch die Entwicklung<br />
einer Art von bürgerlicher bzw. bildungsbürgerlicher<br />
Mittelschicht, die es noch<br />
nicht in ausreichendem Maße gibt. Dabei steht<br />
Steffen Schoon<br />
natürlich außer Frage, dass die wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten in Ostdeutschland, wie Arbeitslosigkeit<br />
und ein insgesamt geringerer Lebensstandard,<br />
sowie die enormen Probleme mit der<br />
Abwanderung denkbar schlechte Rahmenbedingungen<br />
für die Parteiendemokratie bieten. Als<br />
Erklärungsmuster für die Schwäche der Parteien<br />
greift eine solche Argumentation jedoch deutlich<br />
zu kurz.<br />
Es gibt dennoch Hoffnungszeichen für eine<br />
Besserung der Lage, denn insbesondere die nachwachsende<br />
Generation entwickelt offensichtlich<br />
ein politisches Wertekorsett, das stärker von freiheitlichem<br />
Gedankengut, Konfliktfähigkeit und<br />
Eigenverantwortung geprägt ist, als dies bei den<br />
in der DDR sozialisierten Jahrgängen der Fall<br />
ist (Fürnberg et al. 2007). Dies könnte mittelund<br />
langfristig auch den Parteien zugute kommen.<br />
Es dürfte insofern kein Zufall sein, dass<br />
die Neueintritte in die ostdeutschen Parteien,<br />
v.a. bei der SPD, eher durch junge Leute erfolgen.