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Vollversion (1.42 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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44<br />

gungen für die politische Partizipation in Ostdeutschland,<br />

sondern an dem hierzu fehlenden<br />

Willen und dem mangelnden Verantwortungsbewusstsein<br />

vieler Bürger, die sich zu einem gewissen<br />

Maß aus Unkenntnis über die Demokratie<br />

speisen. Die nach wie vor weit verbreitete<br />

Staatsorientierung, womit nicht nur eine wohlfahrtsstaatliche<br />

Dimension gemeint ist, erschwert<br />

das Verständnis der Demokratie als einer<br />

Staatsform, die eigenes Engagement und<br />

Eigenverantwortlichkeit erfordert.<br />

Im Zusammenhang mit den rechtsextremistischen<br />

Ausschreitungen in Mügeln (Sachsen)<br />

wurde oft nach der viel zitierten Zivilcourage<br />

der Menschen gerufen. 5 Dabei geht es in den<br />

neuen Ländern vielmehr um den Aufbau einer<br />

echten, streitbaren Zivilgesellschaft, die sich –<br />

zumindest auf einigen Gebieten – auch selbst<br />

organisieren kann. Hierzu gehört auch die Entwicklung<br />

einer Art von bürgerlicher bzw. bildungsbürgerlicher<br />

Mittelschicht, die es noch<br />

nicht in ausreichendem Maße gibt. Dabei steht<br />

Steffen Schoon<br />

natürlich außer Frage, dass die wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten in Ostdeutschland, wie Arbeitslosigkeit<br />

und ein insgesamt geringerer Lebensstandard,<br />

sowie die enormen Probleme mit der<br />

Abwanderung denkbar schlechte Rahmenbedingungen<br />

für die Parteiendemokratie bieten. Als<br />

Erklärungsmuster für die Schwäche der Parteien<br />

greift eine solche Argumentation jedoch deutlich<br />

zu kurz.<br />

Es gibt dennoch Hoffnungszeichen für eine<br />

Besserung der Lage, denn insbesondere die nachwachsende<br />

Generation entwickelt offensichtlich<br />

ein politisches Wertekorsett, das stärker von freiheitlichem<br />

Gedankengut, Konfliktfähigkeit und<br />

Eigenverantwortung geprägt ist, als dies bei den<br />

in der DDR sozialisierten Jahrgängen der Fall<br />

ist (Fürnberg et al. 2007). Dies könnte mittelund<br />

langfristig auch den Parteien zugute kommen.<br />

Es dürfte insofern kein Zufall sein, dass<br />

die Neueintritte in die ostdeutschen Parteien,<br />

v.a. bei der SPD, eher durch junge Leute erfolgen.

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