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»Ausgangssituation« der im Transformationsprozeß relevanten Akteure 107<br />

werden sich an den je spezifischen Erfahrungen und Bewertungen der individuellen<br />

Akteure in bezug auf das bisherige DDR-Gesundheitssystem, unter<br />

Gesichtspunkten des Parteienwettbewerbs an ihren Einschätzungen der Bewertung<br />

des Gesundheitssystems in der Bevölkerung, schließlich aber auch<br />

an deutschlandpolitischen Überlegungen orientiert haben, woraus im einzelnen<br />

sehr unterschiedliche Vorstellungen resultieren konnten.<br />

Im Vergleich zu den staatlichen und politischen Akteuren in Westdeutschland<br />

waren DDR-Regierung und Volkskammer allerdings in mehrfacher<br />

Weise in der Nutzung der ihnen theoretisch zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

restringiert, was nicht nur Einfluß auf die innenpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

sondern – wichtiger noch – auch Einfluß auf die Verhandlungsstärke<br />

und damit die Verhandlungsergebnisse mit der Bundesrepublik<br />

im Zuge der Vereinigung erwarten läßt: Zunächst hatten die nunmehr<br />

in der DDR politisch Verantwortlichen nahezu ausnahmslos keine politischen<br />

Erfahrungen; auch konnten sie nur auf eine begrenzte Loyalität der<br />

Ministerialbürokratie in den ostdeutschen Ministerien vertrauen, welche ihrerseits<br />

angesichts der veränderten politischen Lage ebenfalls nur begrenzt<br />

handlungsfähig war. Beide Umstände zusammengenommen führten dazu,<br />

daß die westdeutschen Parteien, nachdem die westdeutsche Logik der Parteienkonkurrenz<br />

im Zuge des Wahlkampfes zu den Volkskammerwahlen auch<br />

in der DDR dominant geworden war (dazu: Lehmbruch 1990, 1991), die<br />

ostdeutschen Minister und Fraktionen mit westdeutschen Beratern unterstützten<br />

– welche teilweise so großen Einfluß gewannen, daß Beobachter der<br />

deutsch-deutschen Verhandlungen den Eindruck gewannen, »daß die westdeutschen<br />

Vertreter sozusagen an beiden Seiten des Verhandlungstisches saßen«<br />

(Seibel 1992: 339).<br />

Innenpolitisch wie in ihrer Verhandlungsstärke bei den Verhandlungen<br />

mit der bundesdeutschen Seite waren die Verhandlungsführer der DDR aber<br />

auch durch die anhaltenden, massenhaften Übersiedlungen von DDR-Bürgern<br />

in die Bundesrepublik beschränkt, die als Schwäche der ostdeutschen<br />

Seite, die nur durch eine rasche Vereinigung behoben werden könne, interpretiert<br />

wurden (Lehmbruch 1994b: 133).<br />

Mit der Vereinigung entstanden in Ostdeutschland fünf neue Länder, 4 und<br />

kurz darauf fanden Landtagswahlen statt, die im Falle Brandenburgs zu einer<br />

SPD/FDP/Bündnis 90-Koalition, in Sachsen zu einer absoluten CDU-Mehrheit<br />

und in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zu<br />

4 Vgl. Art. 1 Abs. 1 des EV i.V.m. Anl. II Kap. II Sachgebiet A Abschn. II des EV.

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