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248 Kapitel 6<br />

Auflösung poliklinischer Strukturen zu spät »gestartet«. Zwar hatte das Ministerium<br />

seit der Bildung der Landesregierung im November 1990 »Signale«<br />

an Träger wie Ärzte ausgesendet, ein konkretes Modell einschließlich<br />

Beratungsangebot und finanzieller Hilfen lag jedoch erst ab Anfang März<br />

1991 vor – als die skizzierten eigendynamischen, sich selbst verstärkenden<br />

Komponenten des Prozesses auch in Brandenburg schon erheblich gewirkt<br />

hatten. »Vor Ort« wurde zudem in nicht wenigen Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten dadurch Zeit (und dadurch die Gelegenheit zur Implementation<br />

des Modells) verloren, daß diejenigen Ärzte (vielfach: die Poliklinikleiter),<br />

mit denen im Rahmen der Umstrukturierungsberatung besonders intensive<br />

Gespräche geführt wurden, sich plötzlich zur Niederlassung entschlossen.<br />

Schließlich erwiesen sich innerhalb einiger Kreise beziehungsweise kreisfreien<br />

Städte auch die Abstimmungsprozesse zwischen dem eine Umstrukturierung<br />

nach dem Brandenburger Modell anstrebenden Gesundheitsdezernat<br />

und insbesondere dem Finanzdezernat – über die Frage der Herauslösung<br />

aus Haushalt und kommunaler Gebäudewirtschaft, aber auch über die Aufbringung<br />

des Gründungskapitals für die beiden im Modell vorzusehenden<br />

GmbHs – als zeitlich so aufwendig, daß inzwischen große Teile der zunächst<br />

unschlüssig gebliebenen Ärzteschaft sich für eine Niederlassung entschieden<br />

hatten. 121<br />

Demgegenüber starteten Magistrats- und Senatsverwaltungen für Gesundheit<br />

in Berlin ihre Initiative rechtzeitig: Die im Herbst 1990 den ostberliner<br />

Einrichtungen mitgeteilte Garantie einer »Haushaltsfinanzierung« eines<br />

eventuellen Defizits für 1991 bei gleichzeitiger Ankündigung eines Verzichts<br />

auf Kündigungen konnte dort bewirken, daß trotz der Regelungen des Einigungsvertrages<br />

(insbesondere: Zulassungsgarantie nur bis Ende 1995) zum<br />

Jahresbeginn 1991 nur vergleichsweise wenige Ärzte in die Niederlassung<br />

gingen. Dem stand allerdings gegenüber, daß die anschließend verfolgte<br />

Politik höchst widersprüchlich war und im Laufe des Prozesses – wie es die<br />

großer Sympathien für den Fortbestand poliklinischer Einrichtungen unverdächtige<br />

Ärzte-Zeitung (6./7.12.1991) formulierte – »ein Teil der Ärzte …<br />

aus politischen Gründen praktisch in die Niederlassung getrieben« wurde.<br />

In Berlin wie in Brandenburg sollten sich die komplexen Entscheidungsstrukturen<br />

als Hemmnisse für einen Steuerungserfolg erweisen: In Brandenburg<br />

hatte das Land keine Durchgriffsrechte auf die kommunale Ebene, sondern<br />

konnte nur durch Anreize und »Überzeugungsarbeit« versuchen, Kreise<br />

121 Interviews mjw02102; mjw16012.

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