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132 Kapitel 4<br />

rerseits ein sehr ausgeprägtes generelles Interesse am Erhalt ihrer Arbeitsplätze<br />

haben. Jedoch erscheint unmittelbar plausibel, daß diese aggregierten<br />

Akteure noch deutlich weniger als die Ärzte gezielt Ressourcen im Transformationsprozeß<br />

einsetzen können. Fraglich ist daher auch, ob sie überhaupt<br />

als in ihrem Entscheidungsverhalten zu beeinflussende Steuerungsadressaten<br />

steuerungsfähiger und -williger Akteure in Erscheinung treten oder ob sie<br />

vielmehr nur von den Entscheidungen anderer Akteure betroffen sind.<br />

Aufgrund der großen, die Ärzteschaft deutlich überwiegenden Zahl dieser<br />

übrigen Beschäftigten ist allerdings umgekehrt nicht auszuschließen, daß die<br />

Wirkungen der Entscheidungen anderer Akteure auf das übrige Personal ihrerseits<br />

wieder zu Rückwirkungen bei den anderen Akteuren führen können.<br />

Schließlich sind unter den Akteuren auf der Mikroebene die Patienten<br />

anzusprechen. Auch hier handelt es sich um aggregierte Akteure. Zwar sind<br />

die Patienten durch ihre Arzt-Patienten-Kontakte und über die institutionellen<br />

Arrangements, in denen medizinische Versorgung stattfindet, unmittelbar<br />

von Veränderungen im Systemdesign von Gesundheitssystemen betroffen,<br />

dennoch dürfte zumindest dann, wenn sie über keine praktischen Erfahrungen<br />

in alternativen institutionellen Settings verfügen, fraglich sein, ob sie<br />

über spezifische Zielvorstellungen über die makrostrukturelle Systemgestaltung<br />

verfügen, und a fortiori werden sie die ihnen zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen nicht in systemgestalterischer Absicht, sondern aus auf ihren individuellen<br />

Lebensbereich beschränkten Motiven nutzen wollen.<br />

Die im vorliegenden Kontext relevante potentielle Ressource der Patienten<br />

ist, sofern sie eine entsprechende Wahlmöglichkeit eingeräumt erhalten,<br />

die Entscheidung zwischen dem Kontakt mit einem niedergelassenen Arzt<br />

oder einem Arzt einer Poliklinik. Isoliert bewirkt diese Entscheidung eines<br />

einzelnen Patienten nur einen marginalen Beitrag hinsichtlich des Transformationsergebnisses,<br />

von der Aggregatwirkung der Einzelhandlungen jedoch<br />

können erhebliche Einflüsse auf Transformationsverlauf und -ergebnis ausgehen.<br />

Auch dies gilt wieder in besonderem Maße, wenn entweder die diesbezüglichen<br />

Entscheidungen der Patienten wechselseitig interdependent sind<br />

oder als »Netzwerkexternalitäten« bei Entscheidungen anderer Akteure relevant<br />

werden. Diese Relevanz der einzelnen Patientenentscheidungen für die<br />

Aggregatwirkung macht die Patienten potentiell als Adressaten parametrischer<br />

Steuerung durch steuerungswillige korporative Akteure interessant.

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