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252 Kapitel 6<br />

lanzen in die gesetzliche Zulassungsgarantie einbezogen werden würden; 127<br />

hingegen wurde in der Begründung zu diesem Gesetzentwurf lediglich auf<br />

die kirchlichen Fachambulanzen abgestellt. 128<br />

Diese Gesetzesinitiative des Bundesrates wurde von der niedergelassenen<br />

Kassenärzteschaft heftig kritisiert: In einer gemeinsamen Erklärung sprachen<br />

die KV-Vorsitzenden des Beitrittsgebietes davon, die Länder wollten »das<br />

System freiberuflicher Tätigkeit zerstören«; 129 zum einen, da der Wettbewerb<br />

zwischen Krankenhausambulanzen, deren Investitionen nach dem dualen<br />

System der Krankenhausfinanzierung getragen würden, und niedergelassenen<br />

Ärzten, die die Investitionen aus ihren Honoraren finanzieren müßten,<br />

verzerrt wäre, zum zweiten, da dies »den unkontrollierten Zugang stationär<br />

tätiger Ärzte zur ambulanten Versorgung« bedeute, und schließlich, da es<br />

»auf Dauer auch keine Begründung [gibt], diese Neukonstruktion auf die<br />

neuen Bundesländer zu beschränken«.<br />

Zwar hatte offensichtlich auch der Bundeskanzler den Kirchen gegenüber<br />

zwischenzeitlich signalisiert, für deren Fachambulanzen eine Rechtsänderung<br />

zu unterstützen, 130 die Regierungskoalition unternahm zunächst jedoch<br />

keine Anstalten, eine Beratung der vom Bundesrat eingebrachten Gesetzesinitiative<br />

zu forcieren. Kurze Zeit später stand nämlich das geplante »Gesundheitsstrukturgesetz«<br />

eindeutig im Mittelpunkt der Gesundheitspolitik.<br />

6.3.2 Der Kompromiß von Lahnstein<br />

Kurz nach Amtseinführung von Bundesgesundheitsminister Seehofer, der<br />

Anfang Mai 1992 Frau Hasselfeldt ablöste, hatte eine Koalitionsarbeitsgruppe<br />

von CDU, CSU und FDP in mehreren Klausurtagungen 131 (am Nürburgring)<br />

ein Konzept für ein Spar- und Reformkonzept mit relativ weitgehenden<br />

127 Vgl. Art. 2 Nr. 4 des Gesetzentwurfes des Bundesrates.<br />

128 Vgl. Begründung zu Art. 2 Nr. 4 des Gesetzentwurfes des Bundesrates.<br />

129 Zit. nach Ärzte-Zeitung vom 10.3.1992 und Ärztliche Praxis vom 21.3.1992.<br />

130 Vgl. Medical Tribune vom 26.6.1992.<br />

131 Zum Procedere auf dem Weg zum Gesundheitsstrukturgesetz vgl. etwa Perschke-Hartmann<br />

(1993, 1994: 257–282); Manow (1994b). Der Verfasser dankt Philip Manow für die<br />

Bereitschaft, bei im Rahmen seiner Arbeiten zum GSG durchgeführten Interviews mit<br />

Beteiligten auch den Themenkomplex der Entstehung der Regelungen zur ambulanten<br />

Versorgung in Ostdeutschland anzusprechen und ihm die Protokolle dieser Interviews zur<br />

Verfügung zu stellen. Im übrigen dankt der Verfasser einem Teilnehmer an den Lahnsteiner<br />

Verhandlungen, der ihn in den Wochen nach Lahnstein jeweils mit den neuesten »Diskussions-«<br />

und »Vorentwürfen« zum GSG »versorgte«.

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