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138 Kapitel 5<br />

teilte doch auch der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (BMA)<br />

die Skepsis, »unser gegenwärtiges System ungefiltert [der DDR] zu oktroyieren«,<br />

12 was dazu führte, daß die vom Ressort Mitte April vorgelegte erste<br />

Fassung einer westdeutschen Position für die Verhandlungen mit der DDR<br />

zum Staatsvertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion hinsichtlich<br />

der Versorgungsstrukturen überhaupt keine Aussage und in bezug<br />

auf die Krankenversicherung mit dem Vorschlag eines »kassenartenübergreifenden<br />

Trägers« eine Absage an die Übertragung der westdeutschen Krankenkassenstruktur<br />

enthielt. 13<br />

Allerdings gelang es den Befürwortern einer möglichst weitgehenden<br />

Übertragung des westdeutschen Systems, die »politische Arena« zu wechseln<br />

und ihre Forderungen nicht mehr nur in der nach der Volkskammerwahl<br />

gegründeten Arbeitsgruppe »Sozialunion« der westdeutschen Akteure vorzutragen,<br />

sondern insbesondere auf das Bundeskanzleramt, das in der Koordinierung<br />

der westdeutschen Verhandlungsposition eine starke Stellung einnahm<br />

(Lehmbruch 1991) und generell darauf abzielte, Abweichungen vom<br />

westdeutschen Status quo möglichst zu minimieren, 14 in ihrem Sinne einzuwirken<br />

(Manow 1994a: 106). Dies wurde ihnen dadurch erleichtert, daß der<br />

AOK-Bundesverband, der sich aufgrund der doppelten Ablehnung seiner<br />

Positionen sowohl in der »Kassenfrage« als auch in der »Poliklinikfrage«<br />

unter den Akteuren des GKV-Netzwerkes in die Isolation gedrängt sah, einen<br />

Kurswechsel vollzog (»um aus der Isolierung herauszukommen, in die wir<br />

uns manövriert hatten« – Interview mjw28121), auf die Versorgungsstrukturen<br />

in Ostdeutschland in weiteren Stellungnahmen nunmehr vorerst nicht<br />

weiter einging und hinsichtlich der Kassenstrukturen zunächst explizit auf<br />

die Position der übrigen GKV-Spitzenverbände überschwenkte. 15<br />

legten Vorstellungen (Sozialcharta der DDR 1990), die »Leitlinien zur Gesundheitsreform<br />

in der DDR« des Rudolf-Virchow-Bundes (Rudolf-Virchow-Bund 1990) sowie die<br />

(allerdings unter dem Einfluß westdeutscher sozialdemokratischer Berater formulierten)<br />

gesundheitspolitischen Eckpunkte der Koalitionsvereinbarung der Großen Koalition der<br />

Regierung de Maizière (Koalitionsvereinbarung 1990).<br />

12 Interviewaussage des zuständigen BMA-Abteilungsleiters, Jung, laut Ärzte-Zeitung vom<br />

6.3.1990.<br />

13 »Entwurf krankenversicherungsrechtlicher Regelungen für die Gespräche mit der DDR<br />

für einen Vertrag über die Schaffung einer Währungsunion, Wirtschafts- und Sozialgemeinschaft<br />

zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen<br />

Republik«, auszugsweise abgedruckt in: dfg 1990/15: 2 sowie dfg 1990/16: 3.<br />

14 Vgl. etwa Schäuble (1991: 55).<br />

15 Dies artikulierte sich insbesondere in einem gemeinsamen Schreiben aller GKV-Spitzenverbände<br />

an den BMA vom 25.4.1990 (abgedruckt in: dfg 1990/17: 2).

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