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58 Kapitel 2<br />

die trotz »Bedarfsplanung« erheblichen Unterschiede in den Arztdichten zwischen<br />

den verschiedenen Regionen als ungleiche Zugangschancen der Patienten<br />

bewirkend kritisiert (etwa Schmidt/Jahn/Scharf 1988a: 79), andererseits<br />

wurde ab Beginn der achtziger Jahre zunehmend eine generelle »Überversorgung«<br />

mit Kassenärzten festgestellt, die insbesondere zur Verschärfung<br />

des Wettbewerbs der Ärzte untereinander mit (angesichts der postulierten<br />

Fähigkeit der Ärzte zu angebotsinduzierter Nachfrage) effizienzbeeinträchtigenden<br />

Konsequenzen geführt hätte. 49<br />

Seit Mitte der achtziger Jahre wurde darüber hinaus zunehmend auch die<br />

Verteilung der Ärzte nach Fachgebieten kritisch beurteilt: Die Relation zwischen<br />

Allgemeinärzten und Fachärzten habe sich in einer die Grundversorgung<br />

beeinträchtigenden Weise zugunsten der spezialisierten Versorgung<br />

durch Fachärzte verschoben, 50 so daß der aus der ärztlichen Tätigkeit hinsichtlich<br />

des Gesundheitszustandes erzielbare Nutzen hinter den möglichen<br />

Erträgen bei einer stärker ausgeprägten allgemeinärztlichen Versorgung zurückgeblieben<br />

sei (Schmidt/Jahn/Scharf 1988a: 158–164). Dem ist allerdings<br />

entgegengehalten worden, daß die hohe Zahl der Fachärzte eine umfangreiche<br />

ambulante Behandlung jener Patienten, die ansonsten in den stationären<br />

Bereich verlagert worden wären, ermöglicht habe (Arnold 1993b:<br />

95), mit der Folge höherer Kosten im stationären Bereich, die gegenzurechnen<br />

seien. 51<br />

In der DDR lag die Aufgabe, die ambulante Versorgung sicherzustellen,<br />

demgegenüber beim Staat. Entsprechend der Integration des Gesundheitssystems<br />

in die »sozialistische Territorialplanung« (Franz 1975: 107) enthielt<br />

der Volkswirtschaftsplan der DDR hinsichtlich der personellen, materiellen<br />

und finanziellen Planung einen eigenen Planteil »Gesundheitswesen« (Winter<br />

1980: 24; Bandowski/Eckardt 1986). Darin wurden für diejenigen Einrichtungen,<br />

für die das Gesundheitsministerium zuständig war, die zur Verfügung<br />

stehenden Ressourcen zugeteilt.<br />

49 Vgl. etwa Herder-Dorneich (1985), von der Schulenburg (1987b), Zalewski (1984). Empirisch<br />

ist der Zusammenhang zwischen steigenden Arztzahlen und Struktur und Volumen<br />

der Versorgungsleistungen allerdings vermutlich komplexer als monokausale Erklärungen<br />

der »anbieterinduzierten« Nachfrage vermuten lassen (vgl. etwa Breyer 1984; Adam 1983).<br />

50 Kamen 1970 noch auf 100 praktische Ärzte/Allgemeinärzte 81 Fachärzte, so hatte sich die<br />

Relation bis 1989 auf 138 Fachärzte je 100 praktische Ärzte/Allgemeinärzte verschoben<br />

(SVR-KAG 1991: 284).<br />

51 Allerdings ist in regionalen Querschnittsvergleichen beobachtet worden, daß die Einweisungshäufigkeit<br />

in Krankenhäuser gerade mit der Facharztdichte anstieg (z.B. Borchert<br />

1980). Zu möglichen Erklärungsansätzen vgl. Huber/Köse/Schneider (1993: 36).

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