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74 Kapitel 2<br />

Ein aussagekräftiger Vergleich aber müßte letztlich nicht auf die medizinischen<br />

Leistungen abzielen, sondern auf die durch ihre Erbringung bewirkten<br />

Veränderungen im Gesundheitszustand und deren nutzenmäßige Bewertung<br />

durch die Bevölkerung. 92 Würde als Indikator für die Veränderungen<br />

im Gesundheitszustand die Veränderung der Lebenserwartung verwendet,<br />

ergäbe sich für die DDR seit Mitte der siebziger Jahre (wie auch für andere<br />

osteuropäische Staaten; vgl. Forster/Jósan 1990) weitgehend eine Stagnation<br />

bei weiterem Wachstum der Lebenserwartung in der Bundesrepublik (Wiesner<br />

1991: 7–24) – was unter Berücksichtigung des vergleichbaren Ausgabenwachstums<br />

in den achtziger Jahren den Schluß einer größeren Effizienz<br />

des westdeutschen Gesundheitssystems zulassen würde. Allerdings ist in den<br />

letzten Jahren zunehmend Übereinstimmung erzielt worden, daß eine Messung<br />

der Gesundheitszustände über Mortalitätsdaten hinausgehen sollte –<br />

Überlegungen, die insbesondere zur Entwicklung des Konzeptes der »qualitätsbereinigten<br />

Lebensjahre« (quality-adjusted life years – QALYs) geführt<br />

haben. 93 Dieses zumeist für den Vergleich der Kosteneffektivität ausgewählter<br />

diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen eingesetzte Konzept läßt<br />

sich zwar prinzipiell auch auf der Ebene ganzer Gesundheitssysteme anwenden,<br />

94 die datenmäßigen Voraussetzungen für die Anwendung dieses anspruchsvollen<br />

Ansatzes für den Vergleich der beiden deutschen Gesundheitssysteme<br />

sind aber nicht gegeben. 95<br />

der DDR 1990: 114 und SVR-KAG 1991: 117). Seit den siebziger Jahren war das Einkommen<br />

der DDR-Ärzte nur deutlich unterproportional im Vergleich zur übrigen Bevölkerung<br />

angehoben worden (Arnold/Schirmer 1990: 115).<br />

92 Effizienz im Sinne der »cost-effectiveness« (z.B. Culyer 1991: 66).<br />

93 Vgl. Williams (1985); Drummond (1989), Luce/Elixhauser (1990), Richardson (1994).<br />

94 Vgl. einen entsprechenden ambitionierten Versuch der Messung der zeitlichen Entwicklung<br />

von QALYs für die Bundesrepublik bei Neipp (1987).<br />

95 So ergab die Untersuchung über »Indikatoren zum Gesundheitszustand der Bevölkerung in<br />

der ehemaligen DDR«, daß nur für einen kleineren Teil der untersuchten Gesundheitsprobleme<br />

sowohl für die Bundesrepublik wie für die DDR Daten vorlagen und selbst in diesem<br />

Teil oftmals keine Vergleiche angestellt werden konnten, »weil entweder unterschiedliche<br />

Problemdefinitionen zugrundegelegt waren, weil fragliche Sachverhalte unterschiedlich<br />

vollständig erfaßt wurden, weil die Befunde hier oder dort nicht ausreichend verallgemeinerungsfähig<br />

sind, oder weil andere methodische Erfordernisse nicht erfüllt sind«<br />

(BMG 1993: 624). Die Beeinträchtigungsniveaus aus Daten der beiden deutschen Staaten<br />

über das Krankheitsgeschehen abzuleiten, erscheint daher nicht möglich, und auch der<br />

»Ausweg«, zu ihrer Rekonstruktion auf hinreichend differenzierte Daten etwa über Arbeitsunfähigkeitstage,<br />

Bezieher von Erwerbsunfähigkeitsrenten etc. zurückzugreifen (so<br />

der Ansatz von Neipp für die Bundesrepublik) scheitert an unterschiedlichen Definitionen<br />

und Erfassungspraktiken zwischen beiden deutschen Staaten. Auch hinreichend differen-

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