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»Ausgangssituation« der im Transformationsprozeß relevanten Akteure 109<br />

fremd. Auch verfügten die ostdeutschen Landespolitiker im Regelfall über<br />

keinerlei politische Erfahrungen. Aus diesen Gründen dauerte es bis weit in<br />

das Jahr 1991 hinein, bis die Ministerialbürokratie in den Fachministerien<br />

(hier insbesondere: in den für die Sozialversicherung zuständigen Ministerien)<br />

funktionsfähig war. 5<br />

Durch das Instrument der »Patenschaften«, die westdeutsche Länder übernahmen,<br />

wurde die ostdeutsche Landespolitik in beachtlichem Umfang durch<br />

»Aufbauhelfer« aus der westdeutschen Länder-Ministerialbürokratie unterstützt.<br />

So wesentlich diese Unterstützung für den Aufbau einer arbeitsfähigen<br />

Ministerialverwaltung auch war, 6 bewirkte sie allerdings vielfach, daß<br />

die Aufbauhelfer in erster Linie die spezifischen Perspektiven ihrer heimatlichen<br />

Landespolitik mit nach Ostdeutschland brachten und versuchten, daraus<br />

ihre Politik abzuleiten (Benz 1993a: 339). Für die aus der DDR-Vergangenheit<br />

resultierenden ostdeutschen Besonderheiten im Bereich des Gesundheitssystems,<br />

auf die gegebenenfalls mit einem spezifischen Politikinstrumentarium<br />

hätte reagiert werden können, das über die weitgehende Abstinenz<br />

der westdeutschen Länder in der Gestaltung der ambulanten ärztlichen<br />

Versorgungsstrukturen hinausgegangen wäre, waren sie teilweise wenig sensibilisiert.<br />

7<br />

Eine Sonderstellung unter den Ländern nimmt hinsichtlich seiner Handlungsfähigkeit<br />

Berlin ein, da die administrative Einheit Berlin-Ost als DDR-<br />

Bezirk (anders als die neu geschaffenen Länder) bereits vor der Vereinigung<br />

bestand und durch die Fusion mit Westberlin (Artikel 1 Abs. 2 des EV) die<br />

dortige, im Vergleich zu den ostdeutschen Ländern handlungsfähige Senatsverwaltung<br />

für die politische Steuerung auch Ostberlins nutzbar gemacht<br />

werden konnte. Von den DDR-Kommunalwahlen im Mai 1990 bis zur Bildung<br />

einer gesamtberliner Regierung im Februar 1991 wurde Berlin von einer<br />

Doppelregierung – eine SPD/Alternative Liste-Koalition im Westberliner<br />

Abgeordnetenhaus und Senat sowie eine große Koalition von SPD und<br />

CDU in der Ostberliner Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat –<br />

gelenkt; nach den Wahlen zum Gesamtberliner Abgeordnetenhaus vom Dezember<br />

1990 ergab sich in Gesamtberlin ebenfalls eine große Koalition von<br />

CDU und SPD. Die Handlungsfähigkeit des aus den Neuwahlen hervorgegangenen<br />

Senats in bezug auf die ambulante Versorgung wurde zunächst allerdings<br />

dadurch beeinträchtigt, daß die gesundheitliche Versorgung aus koa-<br />

5 Interviews mjw20081; mjw22081; mew20091; mjw 02101; mjw08101.<br />

6 Vgl. dazu etwa König (1993: 147)<br />

7 Interviews mjw20081, mew20091, mjw22081.

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