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»Ausgangssituation« der im Transformationsprozeß relevanten Akteure 129<br />

1990 gaben rund 28 Prozent der ambulant tätigen Ärzte an, eine Fortsetzung<br />

des Beschäftigungsverhältnisses in einer Einrichtung anzustreben und sich<br />

hierbei weder »unter bestimmten Bedingungen« noch »jetzt nicht, aber vielleicht<br />

später« eine Niederlassung vorstellen zu können (vgl. Tabelle 5). Dieser<br />

Ärztetypus ist damit in in etwa gleichstark wie die Gruppen der bedingt<br />

Niederlassungswilligen und der bedingten Polikliniker.<br />

Es handelt sich bei den entschlossenen Poliklinikern im Vergleich zu der<br />

Gesamtgruppe der befragten ambulant tätigen Ärzte um überdurchschnittlich<br />

alte Ärzte: Knapp drei Viertel von ihnen sind älter als 45 Jahre, nur 14 Prozent<br />

sind jünger als 35 Jahre (vgl. Tabelle 6) – sie sind damit durchschnittlich<br />

auch noch einmal deutlich älter als die bedingten Polikliniker. Dieser<br />

Befund erscheint in doppelter Hinsicht plausibel: Er ist zum einen mit den<br />

Ergebnissen der psychologischen Transformationsforschung kompatibel,<br />

nach denen ältere Menschen aufgrund der im Vergleich zu jüngeren Menschen<br />

größeren »Investitionen« in einen spezifischen Lebensweg umfassende<br />

Veränderungen der Lebensumstände überdurchschnittlich zu vermeiden<br />

trachten (Trommsdorf 1994). Zum anderen sehen ältere Ärzte besonders<br />

stark ökonomische Risiken in einer Niederlassung. Aber auch jüngere Ärzte<br />

gehören dieser Gruppe an. Sie betonen teilweise, bei einer Niederlassung<br />

Konflikte zwischen »medizinischer Ethik und ökonomischen Zwängen« zu<br />

sehen, denen sie durch Verbleib im poliklinischen Beschäftigungsverhältnis<br />

ausweichen wollen. 40<br />

Jeweils rund die Hälfte der entschlossenen Polikliniker wünscht sich, daß<br />

der Anteil der poliklinischen Einrichtungen an der Versorgung erhalten bleibt<br />

oder daß er (nur) allmählich abgebaut wird (vgl. Tabelle 7); demgegenüber<br />

gibt es für einen schnellen Abbau keine Sympathien. Dieser Effekt ist noch<br />

einmal deutlicher ausgeprägt als bei den bedingten Poliklinikern. Die entschlossenen<br />

Polikliniker haben daher auch nur geringe Sympathien dafür,<br />

die Einrichtungen in Ärztehäuser oder Gruppen- beziehungsweise Gemeinschaftspraxen<br />

umzuwandeln. 41 Überwiegend sehen die entschlossenen Polikliniker<br />

bereits zu diesem Zeitpunkt der Zukunft mit gemischten Gefühlen<br />

entgegen – nur eine Minderheit von knapp 15 Prozent schätzt sich als »op-<br />

40 Antworten auf offene Fragen von Ärzten dieses Typus in der Hallenser Studie. Aufzeichnung<br />

von Dr. Wilhelm (Göttingen) zur Verfügung gestellt.<br />

41 Rund 49 Prozent der entschlossenen Polikliniker plädieren dafür, die Einrichtungen in ihrer<br />

bisherigen Verwendung zu belassen, rund 44 Prozent plädieren für eine Mischnutzung.<br />

Nur 6 Prozent nennen eine Umwandlung in Praxen für niedergelassene Ärzte als anzustrebende<br />

Veränderung.

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