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Transformation als Ergebnis einer Mehrarenen-Akteurkonstellation 271<br />

den hierbei durch die konkrete Form der »Produktionsfunktion« ausgedrückt.<br />

10<br />

Im vorliegenden Fall ergab sich diese Abhängigkeit zwischen Vorteilhaftigkeit<br />

einer Niederlassung und Anzahl derjenigen, die bereits in der<br />

Niederlassung waren beziehungsweise eine solche beabsichtigten, insbesondere<br />

über die Wirkungen von Niederlassungen auf die kommunale Liquidität:<br />

Nachdem mit den zum Jahreswechsel 1990/91 realisierten Niederlassungen<br />

eine »kritische Masse« erreicht worden war, erhöhten weitere<br />

Niederlassungen (die durch das Bemühen der Poliklinikträger, den<br />

Ärzten »günstige« Rahmenbedingungen für eine Niederlassung zu ermöglichen,<br />

weiterhin gefördert wurden) aufgrund der Bemessungsgrundlagen<br />

für die Abschlagszahlungen für in Polikliniken erbrachte Leistungen<br />

zugunsten der GKV-Versicherten die Illiquidität der kommunalen<br />

Poliklinikträger überproportional, bewirkten damit aber steigenden Druck<br />

der Poliklinikträger auf die noch verbliebenen Ärzte, sich niederzulassen.<br />

Da dieser Effekt sich mit zunehmender Zahl der Niederlassungen verschärfte<br />

(in den Termini des Produktionsfunktions-Modells: steigende<br />

»Grenzkosten« des Verbleibs in der Poliklinik beziehungsweise steigende<br />

»Grenzerträge« der Niederlassung mit zunehmender Zahl der Niederlassungen<br />

vorlagen), 11 wurde die »Spirale« weiter vorangetrieben. Im Ergebnis<br />

konnten sich so auch zahlreiche Ärzte, die noch im Herbst 1990 entschlossen<br />

waren, nicht in die Niederlassung zu gehen, dem Druck dieses<br />

wechselseitigen Verstärkungsprozesses nicht entziehen. 12 Erst nachdem<br />

schließlich die weit überwiegende Mehrzahl der Ärzte in die Niederlassung<br />

gegangen war, wurde in der »Produktionsfunktion« der Bereich<br />

»sinkender Grenzerträge« erreicht, in welchem weitere Niederlassungen<br />

zunehmend weniger Druck in Richtung steigender Niederlassungszahlen<br />

ausüben 13 – die wenigen noch in den poliklinischen Einrichtungen tätigen<br />

Ärzte konnten dort nunmehr vielfach verbleiben.<br />

10 Vgl. Oliver/Marwell/Teixeira (1985); Marwell/Oliver (1993). Ein ähnlicher Zusammenhang<br />

wird in »Schwellenwert-Modellen« (Granovetter 1978; Granovetter/Soong 1983,<br />

1986) modelliert; vgl. auch Oberschall (1980).<br />

11 Vgl. Marwell/Oliver (1993: 86–91).<br />

12 Mit zunehmenden Niederlassungszahlen wurden so Alternativen zu einer weitestgehend<br />

durch Niederlassungen dominierten Leistungsstruktur zunehmend unwahrscheinlicher – in<br />

der Terminologie der Literatur zu »Pfadabhängigkeiten« (vgl. etwa David 1985, 1988;<br />

Arthur et al. 1987; Arthur 1988, 1989) bei der Durchsetzung von miteinander konkurrierenden<br />

Innovationen bestand ein »lock-in« des Prozesses in Richtung einer Monopolisierung<br />

der Organisationsform Niederlassung.<br />

13 Im Schwellenwert-Modell wird der Zustand, in dem eine zusätzliche Teilnahme am kol-

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