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Die poliklinischen Strukturen in der Auflösung 229<br />

sichergestellt werden [soll]« 68 , und der Sozialminister des Landes (Schreiber)<br />

zeigte sich davon überzeugt, daß sich das westdeutsche System als<br />

»dem Poliklinik-System überlegen gezeigt« habe, »es hat sich rundherum<br />

bewährt«. 69 Dementsprechend beschränkte sich der Ministerpräsident darauf,<br />

in der Regierungserklärung in Aussicht zu stellen: »Das Land wird unterstützend<br />

wirken bei der Überleitung der Polikliniken, Betriebsambulatorien<br />

und anderer kommunaler Einrichtungen in das privatwirtschaftliche Gesundheitswesen«.<br />

70<br />

Auf Initiative der SPD-Fraktion, die Mitte November 1990 (angesichts<br />

der zu beobachtenden Kündigungen durch Poliklinikträger) eine »fast schon<br />

krisenhaft zu nennende Lage im ambulanten Gesundheitswesen« identifizierte<br />

und für die Umwandlung der Polikliniken zu »Dauerlösungen auf marktwirtschaftlicher<br />

Grundlage« plädierte, 71 faßte der Landtag Anfang Dezember<br />

den Beschluß, die Landesregierung zu beauftragen, den Kommunen<br />

Weiterfinanzierungsmöglichkeiten der poliklinischen Einrichtungen aufzuzeigen.<br />

72 Daraufhin initiierte das Sozialministerium Mitte Dezember einen<br />

»Runden Tisch Gesundheitspolitik« mit dem Schwerpunkt »Ambulante Versorgung«,<br />

zu dem KV, Ärzteverbände, Poliklinikträger und Krankenkassen<br />

eingeladen wurden. 73 Nachdem dort die Auffassung vertreten worden war,<br />

daß eine Gefährdung der Versorgung durch den Umstrukturierungsprozeß<br />

nicht zu erwarten sei, und die Landesregierung auch im weiteren Verlauf zu<br />

dem Eindruck gelangte, allenfalls bei der Betreuung chronisch Kranker hätten<br />

sich Defizite aufgetan, da vormals vorhandene Betreuungsketten »nur<br />

noch rudimentär vorhanden« seien (Schreiber 1993: 250), sah die Landesregierung<br />

insgesamt keinen Bedarf, steuernd auf die Versorgungsstrukturen<br />

einzuwirken und lehnte entsprechende Forderungen der SPD-Fraktion nach<br />

einer aktiveren Rolle ab (Landesregierung Sachsen-Anhalt 1992). Allerdings<br />

legte sie (wie in Abschnitt 6.1 angesprochen) ein mit 145 Millionen DM<br />

ausgestattetes Programm »Zuschüsse an Polikliniken, Ambulatorien und Ein-<br />

68 Regierungserklärung des Ministerpräsidenten Dr. Gies in der Sitzung des Landtages von<br />

Sachsen-Anhalt am 2. November 1990. Beilage zum Ministerialblatt für das Land Sachsen-Anhalt<br />

Nr. 1 vom 14. Januar 1991: VI.<br />

69 Interview mit dem Minister in Humanitas 1/91: 4–6.<br />

70 Regierungserklärung: VI.<br />

71 Wortprotokoll der 4. Tagung des Landtages von Sachsen-Anhalt, 22.11.1990, Abgeordneter<br />

Nehler (SPD): 30–31.<br />

72 Landtag von Sachsen-Anhalt, Drucksache 1/05/33 B.<br />

73 Vgl. Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion der SPD Drucks.<br />

1/957, Landtags-Drucksache 1/1143 neu vom 27.1.1992: 1.

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