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186 Kapitel 5<br />

Turbulenzen des Transformationsprozesses. Diese Sicherheit erwarteten die<br />

Ärzte nach den Veränderungen in den Rahmenbedingungen nicht mehr im<br />

Rahmen der Poliklinik, sondern eher im Rahmen der Niederlassung, die infolge<br />

der intensiven Aktivitäten der Niederlassungsberatung durch westdeutsche<br />

Akteure, der skizzierten Entscheidungen von BMWi und BMF, die<br />

Heilberufe in die Förderprogramme einzubeziehen und dadurch besonders<br />

günstige Kreditkonditionen bei einer Niederlassung zu ermöglichen, aber<br />

auch infolge der nunmehr beginnenden Versuche von Kommunen, den Ärzten<br />

»günstige Konditionen« für eine Niederlassung in den Räumen der Polikliniken<br />

zu ermöglichen, zunehmend weniger riskant erschien.<br />

Die Daten des »Arztbarometer 1990« lassen vermuten, daß im Herbst<br />

1990 beide Bündel von Bestimmungsgründen – einerseits die von den Ärzten<br />

vorgenommenen »internen« Bewertungen, andererseits die externen Veränderungen<br />

in den Rahmenbedingungen – den Wandel in den Niederlassungsabsichten<br />

beeinflußt haben. Hinsichtlich der Dimension der Bewertungen<br />

ist zu erwarten, daß die Entscheidung sich niederzulassen, um so ausgeprägter<br />

ausfällt, je größer die Unzufriedenheit mit dem DDR-Gesundheitswesen<br />

und der individuellen Arbeitssituation ist. Bei Ärzten, die sich bislang<br />

in der poliklinischen Einrichtung vorwiegend für »patientenferne« administrative<br />

Tätigkeiten oder für Einrichtungsformen mit hohen Tätigkeitsanteilen<br />

außerhalb des kurativen ambulanten Behandlungsspektrums des westdeutschen<br />

Systems entschieden hatten, ist von einer vergleichsweise unterdurchschnittlich<br />

häufigen Entscheidung für die Niederlassung auszugehen.<br />

Auch bei Ärzten mit einer stärkeren außerberuflichen Orientierung ist eine<br />

geringere Niederlassungsneigung wahrscheinlich.<br />

Hinsichtlich des Aspektes der Veränderung der Rahmenbedingungen kann<br />

angenommen werden, daß Ärzte sich um so eher für die Niederlassung entscheiden,<br />

je mehr sie durch (beabsichtigte) Maßnahmen ihres Poliklinikträgers<br />

die Sicherheit des poliklinischen Arbeitsplatzes gefährdet sehen. Auch<br />

von der bei einer Niederlassung vorzunehmenden Praxisfinanzierung werden<br />

Wirkungen ausgehen: Nicht nur ältere Ärzte, auch Ärzte in Fachgebieten mit<br />

besonders hohem Investitionsbedarf oder in Fachgebieten, bei denen eine<br />

Niederlassung auch in Westdeutschland eher unüblich ist, werden hier besonders<br />

zögern.<br />

Die vermuteten Zusammenhänge können zumindest teilweise auch quantitativ<br />

durch ein mikroökonometrisches diskretes Entscheidungsmodell (Maier/<br />

Weiss 1990) getestet werden, in dem der im »Arztbarometer 1990« artikulierte<br />

Niederlassungsentschluß (mit den Ausprägungen »ja, bestimmt«, »ja,<br />

vielleicht« und »nein«) als abhängige Variable und die Größen, von denen

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