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Transformation als Ergebnis einer Mehrarenen-Akteurkonstellation 267<br />

Während der AOK-BV (und zu einem späteren Zeitpunkt der BKK-BV)<br />

poliklinikfreundliche Rahmenbedingungen (P) nachdrücklich vertreten hätte,<br />

wenn die anderen Kassenarten mitgezogen hätten, hingegen letztlich niederlassungsfreundliche<br />

Rahmenbedingungen (N) präferierte, sofern die anderen<br />

Kassenarten dies vorzogen, hatten die übrigen Kassenarten eine dominante<br />

Präferenz zugunsten der Förderung der Niederlassung. In dieser Konstellation<br />

erweist sich die letztliche Förderung beziehungsweise mindestens Tolerierung<br />

niederlassungsförderlicher Rahmenbedingungen durch alle GKV-Spitzenverbände<br />

als ein stabiles Gleichgewicht. 8<br />

Wenn damit auch nicht gesagt ist, daß es einer in sich einigen, »poliklinikfreundliche«<br />

Rahmenbedingungen vertretenden Krankenkassenseite gelungen<br />

wäre, ein anderes Ergebnis im gesundheitspolitischen Kräftefeld<br />

durchzusetzen (und erst recht nicht behauptet werden kann, daß das ambulante<br />

Gesundheitswesen in Ostdeutschland oder Gesamtdeutschland in diesem<br />

Falle heute andere Strukturen aufweisen würde), so ist in jedem Fall<br />

festzuhalten, daß eine versorgungspolitisch und steuerungspolitisch denkbare,<br />

»poliklinikfreundliche« Position der Kassenseite insbesondere aufgrund des<br />

Wettbewerbs der Kassenarten untereinander nicht gefunden werden konnte.<br />

Insofern bestätigt sich hier die Überlegung, daß in Zusammenhängen, in denen<br />

Teilnehmer mehrere, teilweise divergierende Motive verfolgen (sogenannte<br />

»mixed-motive-games«), die Prozesse, die über die jeweils dominierende<br />

Definition der »Spielsituation« entscheiden, häufig zur »kritischen<br />

Determinante« des »Spielverlaufes« und damit des Prozeßergebnisses werden<br />

(vgl. etwa Scharpf 1985: 339). Im vorliegenden Fall dominierte auf Kassenseite<br />

die Definition der Situation als die eines kompetitiven »Konstantsummen«-Spieles,<br />

bei dem »Gewinne« für eine Kassenart mit »Verlusten«<br />

für eine andere Kassenart einhergehen würden, die (mit Blick auf die Versorgungsaspekte)<br />

auch mögliche Definition als Positivsummen-Spiel (bei<br />

dem alle Kassenarten unter Umständen durch eine alternative Versorgungsstruktur<br />

sowie damit mögliche Steuerungsalternativen würden »gewinnen«<br />

können). Nicht die denkbare steuerungs-, effizienz- oder auch effektivitätstheoretisch<br />

motivierte Überlegung, sich durch günstige Vorausssetzungen<br />

für poliklinische Einrichtungen künftige versorgungspolitische Chancen zu<br />

eröffnen, dominierte, sondern jeweils die wahrgenommene »Bedrohung« ei-<br />

8 Die »Auszahlungen« derjenigen Konstellation, die ein Gleichgewicht ergibt, sind in Abbildung<br />

8 hervorgehoben. Vgl. zur Analyse des Gleichgewichtes dieses »Spieles« Rapoport/<br />

Guyer (1967: 207, 212, Game 33).

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