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Setzung der Rahmenbedingungen für das ambulante Versorgungssystem 191<br />

koeffizienten sind mit einer Ausnahme nicht auf dem 95-Prozent-Niveau signifikant.<br />

Auch läßt sich keine durchgängig systematische Wirkung auf die<br />

Niederlassungsabsichten ausmachen. Allerdings wird unsere Hypothese in<br />

der Tendenz bestätigt: So ist die Niederlassungsabsicht bei den Radiologen<br />

am geringsten ausgeprägt, 156 also bei jener Disziplin, bei der zwar die Praxiseinnahmen<br />

(und letztlich auch Einkommen) im Vergleich zu den übrigen<br />

Fachgebieten in Westdeutschland überdurchschnittlich hoch sind (vgl. KBV<br />

1991d: Tabelle D2; Klose 1993: 386–389), die jedoch auch hinsichtlich der<br />

Investitionen mit weitem Abstand »Spitzenreiter« sind (Brenner/Deutsch<br />

1991: 3). Daß die Lungenärzte hinsichtlich der gering ausgeprägten Niederlassungsneigung<br />

an zweiter Stelle folgen, 157 erscheint mit Blick darauf, daß<br />

die Weiterbildung zum Lungenarzt in den Weiterbildungsordnungen der<br />

Bundesrepublik nicht mehr vorgesehen ist, ebenfalls plausibel. Auch daß an<br />

dritter Stelle die Chirurgen folgen, 158 ist erklärbar: Zwar war das ambulante<br />

Operieren in der DDR (wenn auch innerhalb der durch Ressourcenengpässe<br />

gesetzten Grenzen) offenbar gut entwickelt (Knoch 1990; Ansorg/Julich<br />

1991); daß ambulantes Operieren typischerweise Teamarbeit (zumindest mit<br />

einem Anästhesisten) ist, ließ die Niederlassung jedoch ebenso als problematisch<br />

erscheinen wie die Tatsache, daß ambulant tätige Chirurgen in Westdeutschland<br />

in deutlich stärkerem Maße als Ärzte anderer Gebietsrichtungen<br />

Einnahmen von anderen Kostenträgern als der GKV (nämlich insbesondere<br />

der Gesetzlichen Unfallversicherung; KBV 1991d: Tabelle D4) erzielen.<br />

Daher war die Unsicherheit über die institutionellen Arrangements bei einer<br />

Niederlassung zum Befragungszeitpunkt noch besonders groß.<br />

Spielen offensichtlich beide Faktorenbündel – individuelle Zielvorstellungen<br />

und externer Entscheidungsdruck – noch eine Rolle, so zeigt eine<br />

Analyse der Motive derjenigen Ärzte, die es im Herbst 1990 noch explizit<br />

ablehnten, in die Niederlassung zu gehen, das zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

156 Wäre die Ärztin aus Beispiel 1 anstelle einer Praktikerin Radiologin, würde die Wahrscheinlichkeit<br />

für »Niederlassung bestimmt« (von 62 Prozent) auf 17 Prozent sinken, die<br />

Wahrscheinlichkeit für »Niederlassung vielleicht« läge bei 42 Prozent, und abgelehnt<br />

würde sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 41 Prozent.<br />

157 Wäre die Ärztin aus Beispiel 1 anstelle einer Praktikerin Lungenärztin, würde die Wahrscheinlichkeit<br />

für »Niederlassung bestimmt« (von 62 Prozent) auf 26 Prozent sinken, die<br />

Wahrscheinlichkeit für »Niederlassung vielleicht« läge bei 46 Prozent, und abgelehnt<br />

würde sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 28 Prozent.<br />

158 Wäre die Ärztin aus Beispiel 1 anstelle einer Praktikerin Chirurgin, würde die Wahrscheinlichkeit<br />

für »Niederlassung bestimmt« auf 45 Prozent sinken, die Wahrscheinlichkeit<br />

für »Niederlassung vielleicht« läge bei 41 Prozent, und abgelehnt würde sie mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 14 Prozent.

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