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Die poliklinischen Strukturen in der Auflösung 195
6.1 Zur Eigendynamik des Niederlassungsprozesses nach
Inkrafttreten des (modifizierten) Kassenarztrechts
Der seit Inkrafttreten des (modifizierten) Kassenarztrechts sich entwickelnde
(in Kapitel 3 in seinen quantitativen Dimensionen beschriebene) Prozeß der
Auflösung der poliklinischen Versorgungsstrukturen ist von Beteiligten teilweise
als geprägt »von einer derartigen Eigendynamik, daß staatliches Handeln
und staatliche Eingriffe die Entwicklung kaum hätten beeinflussen können«
(Landesregierung Sachsen-Anhalt 1992: 3), beschrieben worden. Diese
Eigendynamik drückte sich insbesondere in »Turbulenzen« auf der örtlichen
Ebene aus, mit denen sich dieser Abschnitt zunächst befaßt. Die »Turbulenzen«
führten dazu, daß die gesamtdeutschen korporativen gesundheitspolitischen
Akteure bestimmte »Nachbesserungen« in den Rahmenbedingungen
vornahmen, unter denen ambulant tätige Einrichtungen agieren können –
hierauf soll anschließend eingegangen werden. Der Entwicklungspfad einer
extrem raschen Auflösung der poliklinischen Einrichtungen wurde durch
diese »Nachbesserungen« allerdings nicht nachhaltig verändert: Im vierten
Quartal 1991 waren bereits mehr als drei Viertel der ambulant tätigen Ärzte
niedergelassen, so daß der Transformationsprozeß als im wesentlichen abgeschlossen
verstanden werden kann – eine Analyse der Beurteilungen des
Prozesses durch die ambulant tätigen Ärzte zu diesem Zeitpunkt beschließt
diesen Abschnitt.
6.1.1 Turbulenzen auf der örtlichen Ebene
Mit Inkrafttreten des Krankenkassen-Vertragsgesetzes Mitte September 1990
war die Niederlassungs-Anordnung von 1961 aufgehoben worden, und eine
Zulassung als niedergelassener Arzt sollte bis zum 31.12.1990 nach den mit
dem westdeutschen Recht im wesentlichen identischen »Spielregeln« dieses
Vertragsgesetzes (und ab 1.1.1991 sodann nach den durch den EV geregel-