Witaj und 2plus - Sorbischer Schulverein e.V.
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geführt, um die Entwicklung in beiden Sprachen<br />
zu untersuchen. Zentral wurde in diesen<br />
Analysen der Einfluss des familiären Sprachhintergr<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> die Zugehörigkeit zu einer<br />
Lerngruppe auf den jeweiligen Sprachstand<br />
untersucht. Im Rahmen dieses Beitrags kann<br />
nicht differenziert auf die gesamte Bandbreite<br />
der Ergebnisse eingegangen werden, daher<br />
wird im Folgenden der Blick exemplarisch<br />
auf die Entwicklung des verbalen Wortschatzes<br />
<strong>und</strong> einiger grammatischer Aspekte gerichtet.<br />
Verbaler Wortschatz<br />
Die Abbildungen 2 <strong>und</strong> 3 geben wieder, wie<br />
viele verschiedene Verben von den Kindern<br />
der jeweiligen Sprachgruppen 3 in den Interviews<br />
zu Beginn <strong>und</strong> gegen Ende des ersten<br />
Schuljahres im Deutschen <strong>und</strong> Sorbischen<br />
verwendet wurden (Types). In der Entwicklung<br />
von sprachstandsdiagnostischen Instrumenten<br />
hat sich gezeigt, dass diese Differenziertheit<br />
des verbalen Wortschatzes einen<br />
zuverlässigen Sprachstandsindikator darstellt.<br />
Wie zu erkennen ist, erreichen die Kinder aus<br />
sorbischsprachigen Elternhäusern im Deutschen<br />
zu beiden Erhebungszeitpunkten in<br />
etwa die gleichen Werte wie die dominant<br />
deutschsprachigen Kinder. Mit anderen<br />
Worten: Der Faktor der Zugehörigkeit zu<br />
einer Sprachgruppe übt keinen Einfluss auf<br />
die sprachlichen Fähigkeiten im Deutschen<br />
3 Im Gegensatz zu Abb.1 ist die Anzahl der Sprachgruppen hier auf<br />
drei reduziert. Sprachgruppe 1 entspricht einem dominant sorbischen<br />
familiären Sprachgebrauch, während in den Familien der Sprachgruppe<br />
3 das Deutsche dominant ist. Die Sprachgruppe 2 entspricht einem<br />
Gebrauch von Sorbisch <strong>und</strong> Deutsch in etwa gleichen Anteilen.<br />
aus, dies obwohl die Kinder der Sprachgruppe<br />
1 im familiären Sprachgebrauch weniger<br />
«Kontaktzeit» zur deutschen Sprache besaßen.<br />
Anders stellt sich die Situation im Sorbischen<br />
dar: Hier ist klar zu erkennen, dass<br />
sich das Kontinuum von rein sorbischem zu<br />
rein deutschem Sprachgebrauch in der Familie<br />
deutlich in den sprachlichen Leistungen<br />
der Kinder abbildet: In der ersten Sprechprobe<br />
erreichten die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
der Sprachgruppe 1 einen 7,2-fach höheren<br />
Wert als die dominant deutschsprachigen<br />
Kinder; in der zweiten Sprechprobe lag dieser<br />
Faktor bei 4,9. Damit ist bereits eine zentrale<br />
Entwicklung angedeutet: Während des<br />
ersten Schuljahres scheint sich zwischen den<br />
Sprachgruppen eine Angleichung bezüglich<br />
der Balance der Zweisprachigkeit abzuzeichnen,<br />
doch dazu später Genaueres.<br />
Mittelwert Types<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
28,54<br />
32,41<br />
Sprachgruppe<br />
sorbisch<br />
27,33<br />
35,60<br />
Sprachgruppesorbischdeutsch<br />
Sprachprobe 1<br />
Sprachprobe 2<br />
27,22<br />
32,26<br />
Sprachgruppe<br />
deutsch<br />
Abb. 2 <strong>und</strong> 3:<br />
Differenziertheit des verbalen Wortschatzes zu beiden<br />
Erhebungszeitpunkten nach Sprachgruppen<br />
Mittelwert Types<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
25,50<br />
31,60<br />
Sprachgruppe<br />
sorbisch<br />
16,30<br />
25,50<br />
Sprachprobe 1<br />
Sprachprobe 2<br />
Sprachgruppesorbischdeutsch<br />
3,52<br />
6,45<br />
Sprachgruppe<br />
deutsch<br />
Betrachtet man nun die Entwicklung während<br />
des ersten Schuljahres in Form der Veränderung<br />
der erreichten Mittelwerte, so fällt<br />
auf, dass alle Sprachgruppen – sowohl im<br />
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