Witaj und 2plus - Sorbischer Schulverein e.V.

Bild 5:
Eine Wattwanderung von
Amrum nach Föhr
Photo: Ursula Konitzki
nischen Minderheitenpolitik verfügen sollen,
können sie von einer Diskussionsrunde im
Landtag mit der Minderheitenbeauftragten
und den minderheitenpolitischen Sprechern
der einzelnen Fraktionen profitieren. Dies
zeigt wiederum den Politikern das stete Interesse
an dieser Thematik seitens der heranwachsenden
Generationen.
Die Exkursionen führen uns auch in die drei
Frieslande. Etwa alle 2–3 Jahre finden Exkursionen
nach Westfriesland in den Niederlanden
und ins Saterland in Niedersachsen
statt. In den anderen Semestern führen uns
die Exkursionen nach Nordfriesland. Welche
sind nun die Ziele in Nordfriesland?
Zum einen besuchen wir gerne den Friesischunterricht
in Kindergärten und Schulen, da
wir auch den Auftrag haben, Friesischlehrer
auszubilden. Obwohl wir nur für die Gymnasialausbildung
zuständig sind, müssen
Lehramtskandidatinnen und -kandidaten an
anderen Schularten ebenfalls Praktika absolvieren.
Hier besuchen wir meistens eine Friesischstunde
und diskutieren anschließend
mit der Schulleitung und den Lehrkräften
über die Situation des Friesischen an der
betreffenden Schule. Diese Besuche geben
einerseits den Studierenden wichtige Einblicke
in die sprachliche und schulische Situation
einschließlich der friesischen Didaktik.
Andererseits haben wir die Erfahrung gemacht,
dass sich die Lehrkräfte über unsere
Besuche freuen, da sie ihre Arbeit und die
Sprache an sich in den Augen der Schüler
und der Sprachgemeinschaft aufwerten. Die
Lehrkräfte merken, dass sie nicht einsam und
alleine ohne Außenwirkung arbeiten, sondern
dass ihre Arbeit auch geschätzt wird.
Hier scheint sich der Besuch in der Tat für
beide Seiten positiv auszuwirken.
Ein zweites Ziel sind Kulturstätten in Nordfriesland
und die nordfriesischen Vereine,
die zu den wichtigsten Kulturträgern in
Nordfriesland zählen. Hier erfahren wir
einerseits einiges im Rahmen der Landeskunde,
z. B. wie die alten friesischen Reetdachhäuser
gebaut wurden oder wie man
früher gebacken und die Felder bestellt hat,
aber auch, welche Vielfalt kultureller Aktivitäten
heute noch entfaltet wird. Andererseits
hören wir auch einiges über die friesische
Sprach- und Kulturpolitik und die unterschiedlichen
Strömungen, die es diesbezüglich
in Nordfriesland gibt. Schließlich diskutieren
wir auch über den Gebrauch der Sprachen
im Alltag. Wenn ein Friese drei-, vieroder
fünfsprachig ist, wie, wo und wann hat
er alle seine Sprachen gelernt? Woher weiß
er, wann er welche Sprache mit wem, wann
und wo anwenden soll? Warum überlegt die
Hausfrau auf Friesisch, was sie einkaufen
will, schreibt die einzelnen Sachen auf dem
Einkaufszettel auf Hochdeutsch und bestellt
sie schließlich beim Kaufmann auf Niederdeutsch?
In welcher Sprache betet, flucht und
zählt ein Friese? Wenn er das Einmaleins in
der Schule auf Hochdeutsch gelernt hat, wird
er beim Ausfüllen der Steuererklärung die zu
erwartende Rückzahlung auf Hochdeutsch
oder Friesisch ausrechnen? Welche Sprache
spricht er mit Tieren? Wird etwa zwischen
Kühen, Pferden, Katzen und Hunden unterschieden?
Mit anderen Worten, es gibt eine
Fülle von spannenden Fragen, die mit Mitgliedern
der Sprachgemeinschaft erörtert
und diskutiert werden können, um den Stu-
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