Witaj und 2plus - Sorbischer Schulverein e.V.
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Deutschen als auch im Sorbischen – kräftige<br />
Zuwächse verzeichnen. Somit ist dies ein<br />
erster Hinweis darauf, dass es den Lehrkräften<br />
insgesamt gelungen zu sein scheint, die<br />
Herausforderung der sprachlichen Heterogenität<br />
der Schülerschaft durch geeignete<br />
Differenzierungsmaßnahmen zu meistern.<br />
Angesichts der skizzierten Zuwächse in beiden<br />
Sprachen <strong>und</strong> allen drei Sprachgruppen<br />
sowie des erwähnten «Aufholens» der dominant<br />
deutschsprachigen Kinder im Sorbischen<br />
stellt sich die Frage, wie sich die<br />
Balance der Zweisprachigkeit in den Sprachgruppen<br />
im Laufe des ersten Schuljahres entwickelt<br />
hat. In diesem Zusammenhang wird<br />
in der folgenden Tabelle besagte Balance in<br />
Form von Prozentwerten dargestellt. Diese<br />
Werte errechnen sich aus dem prozentualen<br />
Anteil der Types im Sorbischen in Beziehung<br />
zu den Types im Deutschen. Liegt dieser<br />
Wert beispielsweise bei 50 Prozent, so bedeutet<br />
dies, dass im Sorbischen genau halb so<br />
viele verschiedene Verben verwendet wurden<br />
wie im Deutschen.<br />
Sprachgruppe<br />
Sorbisch (1)<br />
Sorbisch-Deutsch (2)<br />
Deutsch (3)<br />
Balance<br />
1. Sprechprobe<br />
100 %<br />
60 %<br />
40 %<br />
Winterfreuden<br />
in der <strong>Witaj</strong>-<br />
Kindertagesstätte<br />
«Villa Kunterbunt»<br />
Cottbus<br />
Balance<br />
2. Sprechprobe<br />
98 %<br />
76 %<br />
22 %<br />
Tab.1: Balance der Zweisprachigkeit am Beispiel<br />
des verbalen Wortschatzes nach Sprachgruppen<br />
Wie in der Tabelle zu erkennen ist, bleiben<br />
die Fähigkeiten während des ersten Schuljahres<br />
in der Sprachgruppe 1 ausgeglichen:<br />
es werden im Sorbischen genauso viele verschiedene<br />
Verben verwendet wie im Deutschen.<br />
Anders liegt dieses Verhältnis bei den<br />
Sprachgruppen 2 <strong>und</strong> 3: Dort wird anhand<br />
der in der zweiten Sprechprobe klar höheren<br />
Prozentwerte deutlich, dass diese Kinder auf<br />
dem Weg zu einer balancierten Zweisprachigkeit<br />
sind. Mit anderen Worten: Im Sorbischen<br />
schreitet bei diesen Kindern die<br />
sprachliche Entwicklung schneller voran als<br />
im Deutschen, dies allerdings wohlgemerkt<br />
bei auch im Deutschen signifikanten Steigerungsraten.<br />
Insgesamt kann diese Entwicklung<br />
als ein ermutigender Schritt auf dem<br />
Weg zur Verwirklichung der Zielebene einer<br />
«aktiven sorbisch-deutschen Zweisprachigkeit»verstanden<br />
werden, da die dominant<br />
sorbischsprachigen Kinder im bilingualen<br />
Modell offenbar keine Einbußen bezüglich<br />
ihrer Muttersprache erfahren, andererseits<br />
aber die Kinder aus rein deutschsprachigen<br />
Familien an das Sorbische herangeführt werden,<br />
ohne in der Entwicklung ihrer Fähigkeiten<br />
im Deutschen beeinträchtigt zu sein.<br />
Grammatisches<br />
Was grammatische Aspekte der Sprachbeherrschung<br />
anbetrifft, so ist im Rahmen der<br />
wissenschaftlichen Begleitung untersucht<br />
worden, inwiefern die Kinder in der Lage<br />
sind, Morphologie <strong>und</strong> Syntax des Verbs zu<br />
realisieren. Für das Deutsche ist hier schon<br />
früh eine «Erwerbsreihenfolge» herausgearbeitet<br />
<strong>und</strong> seitdem immer wieder <strong>und</strong> für verschiedene<br />
Altersgruppen bestätigt worden<br />
(vgl.Clahsen, Meisel, Pienemann 1983), welche<br />
Sprachenlerner in ihrer Entwicklung<br />
durchlaufen. Was den Erwerb von Verbformen<br />
im Sorbischen betrifft, musste jedoch<br />
Pionierarbeit betrieben werden. Im Zuge die-