Witaj und 2plus - Sorbischer Schulverein e.V.

Somit lässt sich also zusammenfassend festhalten,
dass der Erwerb des Verbalkomplexes
während des ersten Schuljahres – im
Deutschen bei allen Kindern, im Sorbischen
nur bei den sogenannten Muttersprachlern –
weitgehend abgeschlossen ist. Eine starke
Dynamik offenbart sich jedoch bezüglich der
komplexen Kasusmorphologie des Sorbischen;
die Bildung der Nominalformen stellt
für muttersprachliche Kinder dieses Alters
einen geeigneten Sprachstandsindikator dar,
während die Kinder der Sprachgruppen 2
und 3 mit der korrekten Realisierung der verbalen
Morphosyntax noch an anderer Stelle
kämpfen.
Resümee
Abb. 6
Welche Schlussfolgerungen können nun also
bezüglich der Aktivierung zweisprachiger
Ressourcen in der Lausitz gezogen werden?
Mittelwert
0,80 Belebtheit SP 1
Belebtheit SP 2
Dativ SP 1
Dativ SP 2
0,60
0,40
0,20
0,00
Sprachgruppe sorbisch
Da die dargestellten Ergebnisse aus der wissenschaftlichen
Begleitung lediglich vorläufigen
Charakter besitzen, können hier vorerst
nur Tendenzen genannt werden.
Bezüglich des genannten Perspektivwechsels
von einer reinen Bewahrung des Sorbischen
hin zu einer «bewahrenden Bereicherung»
scheint sich tatsächlich eine positive
Entwicklung abzuzeichnen: Der zweisprachige
Unterricht führte im ersten Schuljahr
des Projektes zu einer kraftvollen Entwicklung
der deutschsprachigen Kinder im Sorbischen,
während Befürchtungen, die sorbischsprachigen
Kinder könnten durch einen Unterricht
auf zwei Sprachen in der Entwicklung
ihrer Muttersprache zurückfallen, sich
bislang nicht bestätigen: Bei einer dynamischen
Entwicklung in beiden Sprachen bleibt
ihre Zweisprachigkeit ausgeglichen. Ähnliches
gilt für die deutschsprachigen Kinder:
Auch bei ihnen entwickelt sich – trotz der