Witaj und 2plus - Sorbischer Schulverein e.V.

M
it der Einführung des Modellprojekts
Witaj ® durch den Sorbischen Schulverein
e.V. wurde seit dem Jahr 1998 der internationalen
Entwicklung folgend auch in der Lausitz
systematisch die zweisprachige Erziehung
der Kinder bereits im Vorschulalter
eingeführt. Wissenschaftliche Untersuchungen
der frühkindlichen bilingualen sorbischdeutschen
Spracherwerbsprozesse liegen bislang
nicht vor. Aus diesem Grunde sind im
Sorbischen Institut e.V. in Bautzen zwei Projekte
konzipiert worden, die die Spezifik
dieser Erwerbsprozesse unter den Bedingungen
der sorbisch-deutschen Zweisprachigkeit
untersuchen. Es ist die erste komplexe
Untersuchung des überaus vielschichtigen
Erwerbsprozesses beider Sprachen. Im Rahmen
des Projekts von Jana Schulz wird der
«Spracherwerb im Modellprojekt Witaj ®»
untersucht und im Projekt von Ludmila Budar
die «Lernzielbestimmungen für Sorbisch
nach dem GER 1».
1. Die Konzeption
Die o. g. Projekte sind gemeinsam konzipiert
worden. Der Projektverlauf ist aufeinander
abgestimmt, die angewandten Untersuchungsmethoden
und Auswertungskriterien
sind identisch. Durch eine sowohl qualitative
als auch quantitative Analyse des empirischen
Datenmaterials wird die wissenschaftliche
Grundlage für die weitere Optimierung
der Konzepte des Spracherwerbs im Modellprojekt
erarbeitet, insbesondere für die Formulierung
entsprechender methodisch-didaktischer
Richtlinien.
Im Rahmen des heutigen Vortrages präsentieren
wir ausgewählte Teilergebnisse beider
Projekte. Aus Projekt Nr. 1 stellen wir Ihnen
die Entwicklung der rezeptiven als auch produktiven
Sprachfähigkeiten des Sorbischen
in zwei ausgewählten Witaj-Kindertagesstätten
vor, aus Projekt Nr. 2 werden Entwicklungstendenzen
der sorbischen und deutschen
Sprachfähigkeiten in sorbischen Kindertagesstätten
vorgestellt 2.
Das umfangreiche Materialkorpus basiert auf
empirischem Datenmaterial, das in Intervalluntersuchungen
in ausgewählten Witaj-Kindertagesstätten
(Projekt Nr. 1) sowie in Sorbischen
Kindertagesstätten (Projekt Nr. 2) gesammelt
worden ist. Für die Interpretation
der Untersuchungsergebnisse ist die unterschiedliche
Sprachkonstellation der einzelnen
Kindertageseinrichtungen von grundlegender
Bedeutung. Zielgerichtet wurden
Kindertagesstätten mit unterschiedlichem
sprach-soziologischem Hintergrund für die
1 GER = Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen
2 Im Folgenden werden die Bezeichnungen «Kindergarten» und
«Kindertagesstätte» synonym verwendet
3 Sielow ist zwischenzeitlich eingemeindet worden und somit Teil
der Stadt Cottbus. Im Folgenden beschränken wir uns auf die Verwendung
von «Sielow», ohne den Hinweis auf die Zugehörigkeit zu
Cottbus stets hervorzuheben.
GRAFIK 1