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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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krankheiten decimirend herrschen. So s<strong>in</strong>d nun manche e<strong>in</strong>st blühende<br />

Ortschaften daselbst wieder verlassen worden und dem Verfalle anheimgegeben.<br />

Als die Portugiesen vor zweie<strong>in</strong>halb Jahrhunderten den Rio Negro<br />

entdeckten, fanden sie se<strong>in</strong>e Ufer und die se<strong>in</strong>er Nebenflüsse von Indianern<br />

dicht besetzt. Diese E<strong>in</strong>geborenen zerfielen <strong>in</strong> sieben vorherrschende<br />

Stämme und ungefähr hundert kle<strong>in</strong>ere Stämme, Horden und Geme<strong>in</strong>schaften.<br />

Unter diesen ragten die Aruaquf hervor, welche den Stamm<br />

fast aller Missionen und Kirchspiele des Rio Negro bilden; die Bare,<br />

deren Sprache am oberen Flusslauf das Tupi ersetzt; die Manäo, die<br />

im Stromgebiet e<strong>in</strong>st die Hegemonie ausübten und gleich den zwei vorgenannten<br />

Stämmen der Nu-Aruakgruppe zugehören; die menschenfressenden<br />

Uaupe, welche die Unterlippen durchbohrt haben, für geistig sehr entwickelt<br />

gelten und bis jetzt ethnographisch isolirt dastehen; endlich noch<br />

manche andere, welche alle hier zu nennen den Rahmen dieser Arbeit<br />

weit überschreiten würde. Die vordr<strong>in</strong>genden Weissen suchten civilisatorisch<br />

vorzugehen. Sie gründeten blühende Missionen und von Indianern<br />

bevölkerte Dörfer. Doch schon <strong>in</strong> der ersten Hälfte des achtzehnten<br />

Jahrhunderts sowie e<strong>in</strong>ige Jahrzehnte später revoltirten e<strong>in</strong>zelne Stämme,<br />

und seither haben sich die Rothhäute immer mehr und mehr vom Hauptfluss<br />

zurückgezogen. Das jetzige Verhältniss zwischen Weissen und<br />

Indianern ist e<strong>in</strong> höchst trauriges, ist e<strong>in</strong> steter stiller Kampf zwischen der<br />

raff<strong>in</strong>irten Schlauheit der e<strong>in</strong>en und der rohen Gewalt der anderen Rasse.<br />

Die Hauptschuld an diesen Zuständen tragen die weissen Händler, welche<br />

auch die entlegensten Flüsse befahren und zu ihren egoistischen Zwecken<br />

die armen Wilden auf die gewissenloseste Weise ausbeuten und h<strong>in</strong>tergehen.<br />

Die solcherweise schmählich betrogenen, den Weissen ursprünglich<br />

stets vertrauensvoll entgegenkommenden Indianer trachten dann durch<br />

Ueberfälle, durch Raub und Mord sich an ihren Pe<strong>in</strong>igern zu rächen. So<br />

entwickelt sich e<strong>in</strong> gegenseitiger Vernichtungskrieg, welchem die<br />

Regierung umsonst zu steuern sucht. Der Eigennutz der Privatpersonen<br />

weisserRasse versteht es, die philanthropischen Pläne der staatlichenBehörden<br />

immer wieder zu durchkreuzen und den friedlichen Verkehr mit den von<br />

Natur aus gutmüthigen E<strong>in</strong>geborenen immer wieder zu verh<strong>in</strong>dern. 1 )<br />

') E<strong>in</strong> ausführliches, auf eigener Anschauung beruhendes und ganz zu Gunsten der<br />

Indianer ausfallendes Bild dieser Zustände giebt Barboza Rodrigues <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buche: Rio<br />

Jauapery. Pacificacäo dos Crichanas, erschienen 1885 <strong>in</strong> der Imprensa Nacional de Rio de<br />

Janeiro. — E<strong>in</strong> gleiches Bild giebt derselbe Autor <strong>in</strong> Mello Moraes: Revista da Exposicäo Anthropologica<br />

Brazileira, 47 ff. — Siehe auch Ave-Lallemant: Reise durch Nordbrasilien, IL 156 ff.,<br />

und Goncalves Tocant<strong>in</strong>s: Estudos sobre a tribu Mundurucu (Revista do <strong>in</strong>stituto historico,<br />

geographico e ethnographico do Brazil, XL. 2. p. 137 e s., 144 e s.).<br />

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