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9Reit« CReife in öwi &raiilianif$en Tropen - Brasiliana USP

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— 285 —<br />

Nachdem der Dampfer die Hälfte se<strong>in</strong>es Weges über die Bai zurückgelegt<br />

hatte, vertiefte er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganze Welt von vegetationsbedeckten<br />

Inseln und Halb<strong>in</strong>seln. In Nictheröy bestiegen wir den Eisenbahnzug,<br />

welcher uns <strong>in</strong> sechs Stunden nach Cantagallo br<strong>in</strong>gen sollte. Die ersten<br />

26 Kilometer etwa führte die Bahn über e<strong>in</strong>e vollständig flache Strecke. Es<br />

g<strong>in</strong>g zwischen Orangengärten h<strong>in</strong>durch, über sandigen, dünenartigen Alluvialboden<br />

und über e<strong>in</strong>e grosse Wiese, auf der Pferde weideten und e<strong>in</strong> zahmer<br />

Nhandü oder Pampasstrauss (Rhea americana L.) se<strong>in</strong>e Laufbe<strong>in</strong>e übte.<br />

Weiter g<strong>in</strong>g es durch e<strong>in</strong>e Sumpflandschaft, welche nur ca. 36 cm über<br />

Spr<strong>in</strong>gfluthhöhe liegt und auf welcher Papierstauden (Papyrus) wuchsen, die<br />

<strong>in</strong> ihrem Habitus der egyptischen Papyruspflanze sehr ähnlich sahen.<br />

Endlich fuhren wir durch Roga und allerhand Gestrüpp, <strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong>ige<br />

Fourcroya gigantea Vent. ihre Blüthenstengel <strong>in</strong> die Höhe reckten und e<strong>in</strong><br />

Baum mit ganz goldgelben Blättern unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.<br />

Bis oben bewachsene Gneissbergreihen begleiteten uns rechts und l<strong>in</strong>ks<br />

<strong>in</strong> der Ferne, nach und nach rückten sie näher und strebten höher empor,<br />

endlich, nach 74 km, verschwand die ebene Thalsohle ganz und die Bahn<br />

begann nach Fell'schem System die Serra da Boa Vista zu ersteigen. Es<br />

ist e<strong>in</strong>e prächtige Bergbahn, die schönste der bisher <strong>in</strong> Brasilien von uns<br />

gesehenen. Der Zug w<strong>in</strong>det sich förmlich durch das Gebirge aufwärts.<br />

Schw<strong>in</strong>delnd steigen die Hänge an, schw<strong>in</strong>delnd verHeren sie sich <strong>in</strong> die<br />

Tiefe; unten rauscht eng e<strong>in</strong>geschlossen der Bergstrom, tost über Felsen<br />

<strong>in</strong> zahllosen Fällen h<strong>in</strong>ab. Nirgends wird der Boden sichtbar, alles ist <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Meer von Grün begraben, über und über mit üppigem <strong>Tropen</strong>wald<br />

bekleidet. Aus der welligen Baumkronendecke, auf welche man<br />

h<strong>in</strong>abblickt, lösen sich die graziösen Formen der Farrenbäume 1 ) heraus,<br />

welche weit zierlicher s<strong>in</strong>d als die steifwedeligen, hier ganz vere<strong>in</strong>zelt im<br />

Dickicht stehenden Fiederpalmen. Viele Mamoeiras (Carica papaya L.),<br />

mit ihren regelmässig gestellten, handförmig getheilten, grossen Blättern,<br />

lassen sich <strong>in</strong> der Pflanzenfülle unterscheiden. Auch viele Faulthierbäume<br />

(Cecropia), welche durch ihre mehr f<strong>in</strong>gerig gelappten Blätter von den<br />

meisten der von uns am Amazonas gesehenen vortheilhaft abstechen,<br />

fallen im übrigen Grün durch ihre weisse Blattunterseite auf. Hier und<br />

da erheben sich am Abhang mit rosenrothen Blüthen übersäte Bäume, vermuthlich<br />

irgendwelche Lecythis. Zahlreiche Bambusaceen s<strong>in</strong>d Bürger<br />

dieser Pflanzenrepublik. Lianen, wohl Stechw<strong>in</strong>den (Smilax), deren es<br />

mehrere Arten <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Rio de Janeiro giebt, schl<strong>in</strong>gen sich, stützesuchend,<br />

um die anderen Gewächse. Farnkräuter s<strong>in</strong>d an den Baumstämmen<br />

bis hoch h<strong>in</strong>auf angesiedelt, andere am Waldesgrund dicht ane<strong>in</strong>andergereiht.<br />

Auf den Aesten sitzen allerhand Bromeliaceen, unter<br />

: ) Es kommen <strong>in</strong> diesen Wäldern wahrsche<strong>in</strong>lich verschiedene Arten von Cyatheen,<br />

Hemithelien und Alsophilen vor.

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